Der Spitzenreiter ist eine ländliche Region. Die Ergebnisse für Köln, Bonn und Düsseldorf überraschen.
IW-StudieWo sich die Menschen in der Region am meisten leisten können
In welchen Städten und Regionen können sich die Menschen am meisten leisten? Wo lebt es sich besonders günstig, wo eher teuer? Eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) Köln zeigt, wie beträchtlich die Unterschiede bundesweit, aber vor allem auch in NRW sind.
Dabei verrät das Einkommen allein noch nichts darüber, wie viel man sich von dem Geld kaufen kann. Um die sogenannte Kaufkraft zu bestimmen, müssen Einkommen und Preise miteinander ins Verhältnis gesetzt werden.
Starnberg gewinnt bundesweit
Bundesweit können sich die Menschen im Landkreis Starnberg in Bayern am meisten leisten. Obwohl das Leben hier um fast 14 Prozent teurer ist als im Bundesschnitt, ist die Kaufkraft – also das preisbereinigte Einkommen – mit gut 35.000 Euro hier am höchsten.
Das ist fast doppelt so viel wie in Offenbach, dem Schlusslicht des Rankings. Hier erreichen die Menschen ein preisbereinigtes Einkommen von rund 19.000 Euro.
Olpe und der Hochsauerlandkreis in NRW vorn
Blickt man auf NRW so liegen der Kreis Olpe und der Hochsauerlandkreis bei der regionalen Kaufkraft in Nordrhein-Westfalen ganz vorn. Nirgends im Bundesland ist das um die örtlichen Lebenshaltungskosten bereinigte Einkommen höher. Das zeigt eine Auswertung des IW auf Basis von Zahlen der Jahre 2022 und 2023.
Im Kreis Olpe liegt die regionale Kaufkraft, also das preisbereinigte Realeinkommen pro Einwohner, demnach bei 30.007, im Hochsauerlandkreis bei 29.493 Euro. Letzterer profitiert von den zweitniedrigsten Lebenshaltungskosten in NRW. Die Plätze drei und vier im NRW-Kaufkraftranking belegen der Kreis Gütersloh und der Rheinisch-Bergische Kreis. Der Kreis, zu dem unter anderem die Städte Bergisch Gladbach und Burscheid zählen, verzeichnet das höchste nominale Durchschnittseinkommen im Bundesland.
Schlusslicht Gelsenkirchen und Duisburg
Schlusslicht bei der preisbereinigten Kaufkraft sind Gelsenkirchen (19.621) und Duisburg (20.193). Die bundesweit niedrigsten verfügbaren nominalen Einkommen ziehen diese Städte trotz geringer Lebenshaltungskosten runter. Auch auf dem dritt- und viertletzten Platz im NRW-Ranking liegen mit Herne und Oberhausen Ruhrgebietsstädte.
Überraschend schlecht stehen Köln und Bonn bei der Kaufkraft da. Der Grund dafür ist, dass das Leben dort so teuer ist wie in keiner anderen Region in NRW. Die Landeshauptstadt Düsseldorf landet derweil im Mittelfeld. Hier können die hohen Preise zumindest teilweise ausgeglichen werden.
Beim nominalen Einkommen liegt Düsseldorf mit 29.355 Euro zwar auf Platz zwei, beim preisbereinigten mit 27.206 Euro allerdings deutlich weiter hinten. Die NRW-weit niedrigsten Lebenshaltungskosten gibt es laut IW im Kreis Höxter.
Warum schneiden die Regionen soviel besser ab als die Städte? Studienautor Christoph Schröder sein Mitautor Jan Wendt nennen sie „Hidden Champions“, also unauffällige Regionen mit vielen gutverdienenden Facharbeitern, in denen solides Einkommen und durchschnittliche bis niedrige Preise zusammenkommen. In NRW sind das wie beschrieben Olpe und der Hochsauerlandkreis.
Wohnen entscheidender Faktor
Entscheidender Faktor für die Unterschiede in den Lebenshaltungskosten ist laut IW: Wohnen. Rechnet man diesen Bereich heraus, bleiben nur geringe Differenzen übrig. Doch zählt man sie mit, sind die Lebenshaltungskosten in München als teuerstem Pflaster fast 38 Prozent höher als im Vogtlandkreis, der die aktuell billigste Region ist. Dies erklärt auch den Absturz wirtschaftsstarker, aber teurer Städte.
Unter 50 Regionen mit schlechtester Kaufkraft sind zehn in NRW
Fünf der zehn bundesweit bestplatzierten Regionen sind in Bayern, der Spitzenplatz geht an den Landkreis Starnberg. Der Kreis Olpe und der Hochsauerlandkreis liegen auf den Plätzen 13 und 15. Der Kreis Gütersloh und der Rheinisch-Bergische Kreis schaffen es noch knapp in die Top 20. Düsseldorf belegt Platz 131, Bonn und Köln die Ränge 337 und 352.
Unter den 50 Regionen mit der schlechtesten Kaufkraft sind zehn in NRW, so viele wie in keinem anderen Bundesland. Gelsenkirchen liegt auf dem 399. und damit bundesweit vorletzten Platz, knapp vor Duisburg und Herne. (mit dpa)