Während der Markt von Milch und Milchprodukten 2022 weiter zurückgegangen ist, können vegane Alternativen kräftig zulegen.
NRW-Milchwirtschaft zieht BilanzBio verliert, vegane Alternativen boomen
Der Milchmarkt in Deutschland geht weiter zurück. Das zeigen neue Zahlen der Landesvereinigung Milchwirtschaft NRW (Milch NRW). Am Mittwoch zog die Vereinigung eine Bilanz für das vergangene Jahr und sprach von einer insgesamt relativ stabilen Lage. Doch trotz hoher Milchpreise sei die Anzahl der Betriebe und Kühe insgesamt rückläufig. Die konventionell erzeugte Milchmenge ging bundesweit um 1,3 Prozent zurück – in NRW stieg sie jedoch mit 0,2 Prozent leicht.
Die aktuellen Krisen machen sich auch in der Milchwirtschaft bemerkbar. Laut Milch NRW wirkt sich der Ukraine-Krieg auf die Preisentwicklung, Energieversorgung und Kosten für Futtermittel aus. Gleichzeitig sinkt durch die Inflation die Kaufkraft und günstige Produkte werden zum Teil stärker nachgefragt. So ist der bundesweite Absatz von Konsummilch im Vergleich zu 2021 um 7,0 Prozent gesunken. Während 2021 von Januar bis Oktober rund 2,75 Milliarden Liter Milch verkauft wurden, waren es 2022 im gleichen Zeitraum gut 2,5 Milliarden Liter.
Weidemilch mit deutlichem Plus
Vor allem Bio-Trinkmilch, die in den vergangenen Jahren beliebter geworden war, wurde weniger verkauft (-8,5 Prozent). Nur Weidemilch kann ein deutliches Absatz-Plus von 38,5 Prozent verzeichnen. Verbraucher seien laut Vereinigung dementsprechend zunehmend bereit, Investitionen im Bereich Tierwohl preislich zu honorieren.
Das zeigt auch der Markt für Milchalternativen, der seit einigen Jahren boomt. Der bundesweite Absatz von Pflanzendrinks aus Hafer, Soja, Mandel und Co. hat sich laut Milch NRW seit 2019 von 115 Millionen Liter auf 270 Millionen Liter mehr als verdoppelt. Das spiegelt sich auch im Umsatz wider. Während dieser laut GfK zwischen Januar und November 2019 noch bei gut 250 Millionen Euro lag, konnten 2022 im gleichen Zeitraum rund 487 Millionen Euro erwirtschaftet werden. Im Vergleich zu 2021 (470 Millionen Euro) ist der Umsatz von Pflanzendrinks jedoch nur um 3,5 Prozent gestiegen.
Haferdrink und Barista-Editionen im Trend
Besonders beliebt unter den Pflanzendrinks ist laut Bundeszentrum für Ernährung der Haferdrink. Grund dafür sei unter anderem, dass er den kleinsten ökologischen Fußabdruck hat – ein Argument, dass viele Verbrauchende zum Kauf motiviert. Prozentual steigt der Umsatz laut GfK von sogenannten Barista-Editionen am stärksten. Während er 2020 bei 2,2 Millionen Euro lag, wuchs er 2021 um 105,9 Prozent auf 4,7 Millionen Euro. 2022 stieg er um 31,8 Prozent auf 6,2 Millionen Euro. Durch den Zusatz von pflanzlichen Ölen lassen diese Drinks sich aufschäumen. Mit den einfachen Milchalternativen funktioniert das meist nicht.
Einen direkten Zusammenhang zwischen dem Absatzanstieg von Milchalternativen und dem Rückgang bei herkömmlicher Milch sieht Milch NRW nicht unbedingt. Eher sei ein allgemeiner Kaufrückgang gerade im Bio-Segment aufgrund der Inflation zu beobachten.
Hohe Butter-Preise machen sich stark bemerkbar
So wurden auch Produkte aus Milch wie Joghurt, Quark, Butter, Sahne und Käse 2022 weniger gekauft. Die höchsten Einbußen gibt es bei Butter mit einem Minus von rund elf Prozent. Die Preise für Butter (250 g, als Handelsmarke) liegen mit 43 Prozent deutlich über dem Vorjahresniveau. Die kräftig gestiegenen Preise haben aber nach Einschätzung der Branche ihren Höhepunkt überschritten.
Das ganz hohe Niveau werde sich nicht halten, aber das Preisniveau werde deutlich höher bleiben als vor zwei Jahren, sagte der Geschäftsführer der Landesvereinigung der Milchwirtschaft NRW Rudolf Schmidt. Die Verbraucherpreise seien bei Bio-Milch schon Ende des vergangenen Jahres etwas zurückgegangen. Bei konventionell erzeugter Milch müssten sich die Ergebnisse der jüngsten Verhandlungsrunde zwischen den einzelnen Molkereien und Handelsketten noch zeigen.
Positiv war aber für die landwirtschaftlichen Betriebe der hohe Auszahlungspreis 2022, der im Zeitraum Januar bis Oktober in NRW bei 50,05 Cent pro kg konventioneller Milch (4,0 Prozent Fett/3,4 Prozent Eiweiß) lag und somit ein Plus von 46,0 Prozent (15,77 Cent/kg) gegenüber dem Vorjahr ausweist.