JungunternehmenDiese Kölner Start-ups haben 2023 am meisten Geld eingesammelt

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Jaruslaw Kutylowski, Geschäftsführer des Übersetzungsdienstes DeepL blickt in die Kamera

Jaruslaw Kutylowski ist Geschäftsführer des Kölner Vorzeigestart-ups DeepL

Wer gründen will, muss nach Berlin? Mitnichten. Auch die Kölner Start-up-Szene findet Anklang bei Investoren, wie die Top-Liste von Köln-Business für das Jahr 2023 beweist:

1) DeepL: Erstes Kölner Einhorn

Das bekannteste Start-up aus Köln ist sicherlich der Übersetzungsdienst DeepL. 2016 gründete Jarek Kutylowski das Unternehmen, war selbst jahrelang Cheftechniker. Seit 2019 ist er auch CEO von DeepL. Nach außen zeigt er sich bodenständig, lässt lieber sein Produkt für sich sprechen: Die Software von DeepL bietet außergewöhnlich präzise und natürliche Übersetzungen, die in einigen Sprachen sogar Google Translate und ChatGPT voraus sind. Das Unternehmen hat sich kürzlich eine Finanzierung von 100 Millionen US-Dollar gesichert und erreicht damit jüngst eine Bewertung von zwei Milliarden Dollar. Es ist damit eines der wertvollsten KI-Unternehmen Deutschlands.

2) Sastrify: Durchblick im Software-Dschungel

Mal wieder vergessen, das Software-Abo rechtzeitig zu kündigen? Das kann teuer werden, vor allem für Firmenkunden. Sastrify erleichtert Unternehmen die Verwaltung ihrer Software-Abonnements. Die 2020 gegründete Plattform hilft Firmen, die besten Angebote für ihre SaaS-Dienste zu finden und effizient zu managen. Das ermöglicht Kostenkontrolle und spart Zeit bei der Verwaltung von Lizenzen. Chef Sven Lackinger verkündete jüngst, dass Sastrify bereits Software im Wert von zwei Milliarden Dollar verwaltet. Zuvor hatten er und Co-Gründer Maximilian Messing bereits die Park-App „Evopark“ entwickelt und 2017 verkauft. Im Jahr 2023 erhielt Sastrify eine Finanzierungsrunde von 29,6 Millionen Euro, um sein Wachstum weiter voranzutreiben.

3) KYP.ai: Verbesserte Unternehmensprozesse durch KI

KYP.ai hilft Unternehmen, ihre Geschäftsprozesse durch künstliche Intelligenz zu verbessern. Die Plattform analysiert Produktivitätsdaten und bietet datengestützte Einblicke zur Optimierung und Kostensenkung. Zu den Kunden zählt auch DHL. KYP.ai erhielt 2023 in einer Finanzierungsrunde 17 Millionen Euro. Das Kapital wird für die Expansion in die USA und die Entwicklung neuer Funktionen verwendet.

4) Mammaly: Natürliche Supplements für Haustiere

Es wird gefuttert, was in den Napf kommt – und zwar ohne Zusatzstoffe. Mammaly bietet Futterergänzungen für Haustiere – hauptsächlich Hunde – an, die auf wissenschaftlicher Basis entwickelt wurden. Ziel ist es, die Gesundheit von Haustieren durch leckere und gesunde Snacks zu fördern. Im Jahr 2023 sicherte sich Mammaly eine Finanzierung von 14 Millionen Euro, darunter Investitionen von Five Season Ventures (Food-Tech-Fond, u.a. enthalten: Airup; Yfood). Diese Mittel sollen dazu verwendet werden, um in den stationären Handel einzutreten und die Produktpalette zu erweitern. Neu im Portfolio ist beispielsweise Pee Smart, ein intelligentes Katzenstreu mit pH-Indikator, das Gerüche bindet und die Gesundheit der Katzen überwacht. Inzwischen ist Mammaly in Berlin ansässig.

5) Sunvigo: Effiziente Solarenergie für Hausbesitzer

Das Solar-Start-up Sunvigo erhielt 2023 zwölf Millionen Euro Wachstumskapital, unter anderem von Future Energy Ventures (E.ON) und Triodos Energy Transition Europe Fund. Doch das Geschäftsmodell scheint nicht aufzugehen, im März 2024 meldete Sunvigo für zwei Gesellschaften Insolvenz an. Das Jungunternehmen will den Zugang zu Solarenergie für Hausbesitzer durch sein Solar-as-a-Service-Modell vereinfachen. Kunden sollen monatlich nur den Strom bezahlen, den sie tatsächlich verbrauchen. Das Kölner Start-up plant, installiert und betreibt Solaranlagen, ergänzt durch Stromspeicher und Ladelösungen für E-Autos.

6) Aedifion: Intelligentes Gebäudemanagement

Aedifion ist ein sogenanntes Proptech - also ein Technologieunternehmen im Immobiliensektor. Das Kölner Jungunternehmen hat eine auf künstlicher Intelligenz basierende Cloud-Plattform entwickelt, die dabei helfen soll, Energieverbrauch, CO₂-Emissionen und Betriebskosten von Gebäuden um bis zu 40 Prozent zu senken. Die Software sammelt Daten der Gebäude und gibt Empfehlungen, was man optimieren könnte. Zwölf Millionen Euro gab es dafür von Investoren im vergangenen Jahr. CEO Johannes Fütterer wünscht sich mehr Tempo von Stadt Köln und BLB bei der Sanierung des Gebäudebestands.

7) Bezahl.de: Zahlungs­management für Automobilhandel

Das Fintech NX Technologie, das hinter der Plattform Bezahl.de steckt, will das Zahlungsmanagement in der Automobilbranche automatisieren. Mehr als 1000 Autohäuser bundesweit wickeln eigenen Angaben zufolge den Zahlungsverkehr über die Plattform ab. Autohäuser sollen so ihr internes Zahlungsmanagement effizienter gestalten, Kunden aus verschiedenen Bezahlmethoden wählen. Elf Millionen Euro hat NX Technologies im Jahr 2023 eingesammelt, in diesem Jahr stehen bereits weitere 22 Millionen Euro zu Buche. Zu den Geldgebern zählt auch Paypal Ventures, die Investmentsparte des bekannten US-Bezahldienstes.

8) Colonia Technologies: Sharing-Plattform für Nutzfahrzeuge

Car-Sharing liegt gerade in der Großstadt im Trend. Doch Logistikunternehmen, die sich ganze Fahrzeugflotten teilen? Das ist neu. Colonia Technologies bringt Speditionen, die kurzfristig zusätzliche Fahrzeuge benötigen, mit Logistikunternehmen zusammen, die gerade über ungenutzte Kapazitäten verfügen. Sechs Millionen Euro hat das Jungunternehmen im Jahr 2023 eingesammelt, unter anderem von den Gründern von Flixbus. Mit-Gründer & CEO Jakob Sadoun möchte den Zugang zu Nutzfahrzeugen so einfach machen wie das Buchen eines Uber Taxis.

9) Metcycle: Marktplatz für Metallrecycling

Die Stahlindustrie steht in Deutschland für rund 30 Prozent der industriellen CO₂-Emissionen, und auch die Herstellung von Aluminium, Kupfer und Co. ist nicht gerade umweltfreundlich. Das Start-up Metcycle will die Klimabilanz der Rohstoffe verbessern und bietet eine digitale Handelsplattform an, auf dem Metallverkäufer, also beispielsweise Schrotthändler, mit Recyclingunternehmen weltweit zusammenfinden sollen. Im vergangenen Jahr haben die Kölner 4,7 Millionen Euro eingesammelt, auch namhafte Unternehmer und Manager aus der Stahlbranche sind als Investoren eingestiegen.

10) Vamo: Wärmepumpen im Service-Abo

Vamo will Gas geben bei der Wärmewende und hat sich auf die Installation und Wartung von Luft-Wasser-Wärmepumpen spezialisiert, um umweltfreundliches Heizen für Hausbesitzer zugänglich und bezahlbar zu machen. Mit einem Rundum-Sorglos-Paket für Endkunden das sowohl die Installation als auch die regelmäßige Wartung und mögliche Reparaturen umfasst. 2023 sicherte sich Vamo eine Finanzierungsrunde von drei Millionen Euro. In der Region um Köln sehen die Gründer um Jan Ossenbrink aufgrund der hohen Einfamilienhausdichte großes Potenzial für ihr Unternehmen.

11) Deepskill: Start-up will mit KI bessere Teams schaffen

In Schulen, Ausbildungsstätten und Universitäten werden fast ausschließlich fachliche Fähigkeiten vermittelt. Dabei zeigen Studien, dass emotionale Fähigkeiten für den beruflichen Erfolg mindestens genauso wichtig sind. Das erlebte auch Deepskill-Mitgründerin und CEO Miriam Mertens bei ihrer Karriere bei einem Tech-Konzern. Die wenigen Projekte, bei denen die Manager auf emotionale Fähigkeiten wie Vertrauensbildung zwischen den Teams setzten, waren meist am erfolgreichsten. Warum also nicht diese sogenannten „Deep Skills“ in die Mitarbeiterschaft tragen? Nun kommt die nächste Finanzierungsrunde: rund 1,5 Millionen Euro konnten an Wachstumskapital gewonnen werden. Mit der neuen Finanzierung wird die Lernplattform weiter ausgebaut.

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