Viele Banken ermöglichen es, zeitweise ins Minus zu rutschen. Doch es gibt günstigere Möglichkeiten als den Dispokredit.
Kein Geld auf dem KontoGünstige Alternativen zum Dispokredit
Viele Menschen in Deutschland rutschen mit ihrem Konto mindestens kurzfristig mal ins Minus. Praktisch, wenn dann die Karte beim Bezahlen an der Supermarkt-Kasse nicht gleich streikt und der Bankautomat weiterhin Geld ausspuckt.
Grund dafür ist der Dispokredit für das Girokonto, auch Überziehungskredit genannt. Die Bank schafft damit einen Spielraum für ihre Kundschaft, bei Bedarf mehr Geld auszugeben als tatsächlich auf dem Konto liegt. Praktisch ist der Dispo für ungeplante Ausgaben wie Reparaturen oder um vergessene Rechnungen zu bezahlen. Oft sind Dispozinsen günstiger, als Mahngebühren für offene Rechnungen zu zahlen oder einen Schufa-Eintrag zu riskieren.
„Wenn ich einen Hunderter mal nicht gesehen habe und unter Wasser bin, dann ist das genau richtig, dass die Bank keinen Aufriss macht“, so Hermann-Josef Tenhagen vom Geldratgeber Finanztip. In anderen Ländern wie den USA seien in einem solchen Fall bereits 15 oder 20 Dollar fällig. Schwierig werde es jedoch, wenn ein Dispokredit dauerhaft ausgereizt werde: „Dann ist das Problem daran, dass die Zinsen so hoch sind.“
Höhe der Dispozinsen variiert
Über die Höhe der Dispozinsen kann jede Bank selbst entscheiden, solange sie nicht mehr als doppelt so hoch sind wie der marktübliche Zinssatz. Mit durchschnittlich 7 bis 15 Prozent kostet der Dispokredit im Vergleich zu anderen Krediten besonders viel. Die Banken begründen das unter anderem mit höheren Ausgaben für einen größeren Verwaltungsaufwand und einem größeren Ausfallrisiko.
Wie viel für den Dispokredit gezahlt werden muss, hängt vom Zinssatz, dem eigenen Kontostand, der Höhe des überzogenen Betrags und der Anzahl der Tage ab, an denen der Dispo in Anspruch genommen wird. Bei der Berechnung von Dispozinsen besteht jeder Monat aus 30 Zinstagen, ein Jahr hat dementsprechend 360 Zinstage.
Schuldenfalle Dispo
Laut einer Untersuchung der Zeitschrift Finanztest verlangt die teuerste Bank Dispozinsen in Höhe von bis zu 14,75 Prozent. Wer hier einen Monat lang 3.000 Euro des Dispokredits beansprucht, zahlt dafür rund 37 Euro, bei sechs Monaten kommen mehr als 200 Euro zusammen. Ein Teufelskreis für diejenigen, die ohnehin schon in den Miesen sind.
Wer häufiger auf den Dispokredit angewiesen ist, kann zu einer günstigeren Bank wechseln und so bei den Dispozinsen sparen. Eine Auflistung des Geldratgebers Finanztip zeigt, bei welchen überregionalen Banken der Dispozins noch unter zehn Prozent liegt.
Konto wechseln und Dispozinsen sparen
Ein Kontowechsel geht schnell und unkompliziert. Banken sind außerdem gesetzlich dazu verpflichtet, beim Kontowechsel zu helfen. Ein entsprechendes Formular zur Ermächtigung der Kontenwechselhilfe stellt zum Beispiel die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht BaFin auf ihrer Internetseite zur Verfügung.
Die neue Bank kann Lastschriften und Daueraufträge automatisch von der alten auf die neue Kontoverbindung übertragen. Und sie kann dabei helfen, wichtige Stellen wie Hausverwaltung, Arbeitgeberin oder Energieunternehmen über die neue Bankverbindung zu informieren.
Rahmenkredit statt Dispo
Wer das von der Bank geliehene Geld auf längere Sicht nicht zurückzahlen kann, sollte zu einem anderen Kredit als den Dispo wechseln. Tenhagen rät in dem Fall zum Rahmenkredit: „Das ist eine gute Alternative, wenn ich weiß, dass ich den Kredit für länger brauche. Man macht einen Vertrag mit der Bank und muss nur die Zinsen zahlen für den Rahmen, den man gerade ausnutzt.“
Banken bieten Rahmenkredite üblicherweise in einer Spanne von etwa 2.000 bis 25.000 Euro an. Der volle Kreditrahmen muss nicht ausgeschöpft werden, die Zinsen fallen nur auf den Geldbetrag an, der auch genutzt wird. „Das funktioniert wie ein Dispo, da muss man auch nur das zahlen, was man tatsächlich nutzt, aber es ist viel, viel preiswerter.“
Finanztip empfiehlt Rahmenkredite von der Volkswagen Bank und der SWK Bank. Der Kredit der Volkswagen Bank ist für den kurzfristigen Bedarf geeignet. Hier liegen die Zinsen im ersten Jahr bei 3,99 Prozent, danach erhöht sich der Zinssatz auf 8,49 Prozent. Die SKW Bank bietet aktuell einen Zinssatz von 4,99 Prozent. „Man kann auch bei der Hausbank danach fragen“, so Tenhagen, „auch Sparkassen und Volksbanken bieten so was an.“ Dann solle man erst nach Angeboten von anderen Banken schauen und damit zur Hausbank zu gehen. „Denn die finden es einfacher ein gutes Angebot zu machen, wenn ein alternatives Angebot schon auf dem Tisch liegt.“
Wie bei anderen Krediten überprüft die Bank auch beim Rahmenkredit vorab die finanzielle Situation, in der Regel verlangt sie dafür Gehaltsnachweise oder Steuerbescheide. Auch die Höhe des gewährten Kreditrahmens hängt von der Bonität ab.
Kreditkarte statt Dispo
Schließlich lässt sich auch mit einer Kreditkarte der Dispo umgehen. „Auf einer richtigen Kreditkarte haben Sie einen Kredit, der wird einmal im Monat abgebucht“, so Tenhagen. Wer es schafft, das ausgegebene Geld zum Buchungstag der Kreditkarte wieder auf dem Konto zu haben, kann sich die teuren Dispozinsen auf diese Weise sparen.