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Keine AufspaltungLeverkusener Bayer-Konzern will zwei Milliarden Euro pro Jahr einsparen

Lesezeit 3 Minuten
zum ersten mal seit Monaten wieder am Leuchten. Foto: Ralf Krieger

Bayer-Kreuz nahe der Hauptzentrale in Leverkusen

Bayer rutscht tief in die roten Zahlen. Der Konzern will seine schwierige Lage trotz hoher Schulden ohne Spartenverkauf meistern.

Mit viel Spannung und hohen Erwartungen hatten Anleger und Marktbeobachter auf den 5. März geschaut, den Tag, an dem Bayer-Chef Bill Anderson verkünden wollte, wie es mit dem angeschlagenen Konzern weitergehen soll. Monatelang war über eine Aufspaltung des Leverkusener Traditionsunternehmens spekuliert worden. Es kam anders, der große Coup blieb aus: Bayer bleibt in der Gesamtheit seiner drei Sparten erhalten und stellt sich seinen drängenden Problemen.

Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick:

Warum trennt sich Bayer nicht von Konzernteilen?

Die klare Botschaft lautet: „Nicht jetzt“. Bayer hält an der Konzernstruktur mit den drei Sparten fest: Agrar (Crop Science), Pharma (rezeptpflichtige Medikamente) und Consumer Health (verschreibungsfreie Mittel). Strukturelle Veränderungen bleiben aber auch weiterhin eine Option. Eine endgültige Absage sei das also nicht: Bayer werde „für alles offen bleiben“.

Ein Verkauf der Sparte Consumer Health rund um rezeptfreie Medikamente wie der Klassiker Aspirin könnte zwar eine attraktive Option sein, um Schulden zu tilgen, sagte CEO Bill Anderson bei der Vorlage der Bilanz am Dienstag. Eine Trennung wäre aber mit hohen Kosten und hohen steuerlichen Belastungen verbunden. Außerdem sorge die Sparte für beständige gute Einnahmen.

Statt einer Veräußerung oder gar einer zeitaufwändigen Aufspaltung des Konzerns will der Vorstandsvorsitzende den Fokus auf einen internen Umbau legen. Denn beides gleichzeitig gehe nicht.

Wie waren die Reaktionen?

„Viele, auch wir haben eine Aufspaltung von Bayer erwartet“, schrieb Analyst Peter Spengler von der DZ Bank. Damit entfalle nun ein Kurstreiber. „Allerdings gibt es meist keine schnellen und einfachen Lösungen für bestehende Probleme.“ An der Börse sorgte die Ankündigung vorerst für leichte Enttäuschung. Die Bayer-Aktie verlor am Vormittag zwischenzeitlich bis zu drei Prozent an Wert, stieg dann aber wieder leicht an.

Worauf liegt vorerst der Fokus?

Da nun vorerst alles so bliebt wie es ist, liege der Fokus zuallererst darauf, sich auf eine deutliche Verbesserung der Geschäftsentwicklung und damit mehr strategische Flexibilität zu konzentrieren, so Anderson. Er kündigte an, ab 2026 jährlich zwei Milliarden Euro bei den „Organisationskosten“ einsparen zu wollen. Dies dürfte in weiten Teilen durch Stellenabbau erfolgen. Im Rahmen eines komplett neuen Organisationsmodells „Dynamic Shared Ownership“ (DSO) will Bayer Hierarchien abbauen, Bürokratie beseitigen und zu schnelleren und besseren Entscheidungen kommen. Ziel sei es, in jedem Geschäft des Unternehmens „schlanker und effektiver zu sein als die Wettbewerber“, so Anderson.

Betroffen sind vor allem Führungspositionen im mittleren Management. Das dürfte vor allem den Standort in Leverkusen treffen. Zu den genauen Zahlen, wie viele Jobs gestrichen werden, wollte sich Anderson erneut auch auf mehrfache Nachfrage nicht äußern. Es dürften aber tausende sein. Bayer beschäftigt insgesamt mehr als 100.000 Menschen weltweit, davon bislang 22.000 in Deutschland.

Wie ist die wirtschaftliche Lage?

Bayer rutscht tief in die roten Zahlen. Während im Vorjahr noch ein Gewinn von rund 4,2 Milliarden Euro verbucht worden war, stand 2023 unter dem Strich ein Minus von 2,9 Milliarden Euro. Der Konzernumsatz verringerte sich im vergangenen Jahr um 1,2 Prozent auf 47,7 Milliarden Euro. Für das laufende Jahr erwartet Bayer beim Umsatz keine großen Veränderungen und ein erneut sinkendes Betriebsergebnis.

Wo liegen die Problemfelder?

Das schwächelnde Agrargeschäft sei vor allem auf „erhebliche Preisrückgänge bei glyphosathaltigen Produkten“ zurückzuführen, erläuterte der Chemie-Konzern. Hinzu kommen die juristischen Probleme des Konzerns in den USA. Hier wolle Bayer in Zukunft „neue Ansätze inner- und außerhalb der Gerichtssäle verfolgen“, um rechtliche Risiken und damit verbundene Unsicherheiten zu reduzieren. Anleger kritisieren schon lange, dass es bisher nicht gelang, einen Schlussstrich unter die Glyphosat-Problematik zu ziehen. Die Probleme rund um den glyphosathaltigen Unkrautvernichter Roundup hatte Bayer sich 2018 mit der über 60 Milliarden Dollar teuren Übernahme des US-Konzerns Monsanto ins Haus geholt.