Das Modell prägte das Ford-Werk 44 Jahre lang. So verlief der Abschied vom Verbrennermotor am Freitag in Köln-Niehl.
Ende einer ÄraDas ist der letzte Ford Fiesta, der in Köln vom Band rollte
Ein ganzes Stück Wehmut lag über dem Werkgelände bei Ford in Köln-Niehl, als am Freitagnachmittag der allerletzte Fiesta vom Band rollte. Insgesamt 44 Jahre hatte der kleine Ford den Takt des Werks und seiner tausenden Mitarbeiter bestimmt. Die acht Generationen des beliebten Kleinwagens prägten auch mehrere Generationen von Kölner Fordlern. Nun ist endgültig Schluss.
Eine große Feier gab es nicht, eher eine kleine Zeremonie durch den Betriebsrat für die Belegschaft. Auf drei Modellen konnten alle Mitarbeiter unterschreiben. Hunderte Signaturen sind auf der Lackierung zu lesen. Für viele Beschäftigte ein emotionaler Moment.
Einer der drei Fiestas, die als letzte die Linie verlassen, bleibt in Köln. Ein weiterer geht ins Ford-Museum und einer nach Großbritannien, Fords wichtigstem Markt in Europa, wo auch der Fiesta in der Vergangenheit seine größten Erfolge gefeiert hat und wo er in seinen Anfängen auch für kurze Zeit gebaut wurde.
Verbrennermotoren wird es aus Köln nicht mehr geben
Es war die letzte von insgesamt drei Abschiedsfeiern bei Ford diese Woche – am Mittwoch im Motorenwerk, am Donnerstag im Rohbau und schließlich am Freitag in der Endmontage. Verbrennermotoren aus Köln werden bei Ford mit dem Einstieg ins Elektrozeitalter nicht mehr gebraucht. Die, die jetzt noch in das Modell Focus aus Saarlouis eingebaut werden, werden im rumänischen Werk in Craiova gefertigt.
Eröffnet wurde das Kölner Motorenwerk 1962. Rund 28 Millionen wurden bis zum 5. Juli in Köln gebaut, als der letzte Drei-Zylinder-Motor mit dem internen Namen Fox vom Band ging. In den Anfängen wurden Vier-Zylinder gebaut, später dann V-Motoren mit sechs Zylindern für den Sportwagen Capri und den Granada. Später, Ende der 1980er Jahre, Sechs-Zylinder unter anderem für die US-Ikone, den Mustang. In den vergangenen Monaten waren noch rund 500 Beschäftigte im Motorenwerk tätig, weil weniger Fiestas und Focus verkauft wurden.
Einer davon ist Ali Anar. „Seit 31 Jahren arbeite ich im Motorenwerk und zuletzt mit meinen Kolleginnen und Kollegen über zwei Millionen Motoren zu bauen, macht mich stolz“, sagt der Fordler zum Abschied. Wie auch Anar, so will Nicole Schneppensiefen, Mitarbeiterin Qualitätskontrolle in der Fahrzeugfertigung, nun nach vorne schauen. „Ich freue mich auf die neue elektrische Zukunft aus Köln“, sagt Schneppensiefen.
Mit zwei E-Modellen aus Köln geht Ford in diesem und dem nächsten Jahr an den Start. Jüngst vorgestellt wurde der elektrische Explorer. Es ist das erste E-Auto von Ford in Europa. Im Herbst soll die Serienproduktion des SUV starten. Im kommenden Jahr soll dann das zweite E-Auto aus Köln, ein Crossover, präsentiert werden. Insgesamt mehr als 250.000 Elektrofahrzeuge können künftig pro Jahr in der hochmodernen, komplett umgebauten Kölner Fertigung gebaut werden.
US-Konzern hat zwei Milliarden Dollar in Köln investiert
Insgesamt zwei Milliarden Dollar (1,8 Milliarden Euro) hat der US-Konzern investiert, um zwei E-Automodelle auf den europäischen Markt zu bringen und binnen sechs Jahren 1,2 Millionen Exemplare zu produzieren. Gebaut werden die E-Autos auf der Plattform des Wolfsburger Volkswagenkonzerns. Das macht es möglich, schnell mit eigenen Modellen an den Markt zu gehen und nicht auf die ohnehin späte Entwicklung einer eigenen Plattform warten zu müssen.
„Die Geschichte unserer Ikone Fiesta geht zu Ende. Einige Mitarbeitende haben ihr ganzes bisheriges Berufsleben am Fiesta gearbeitet. Aber jetzt freuen wir uns, mit dem elektrischen Explorer eine neue Geschichte zu schreiben“, sagt Gesamtbetriebsratschef Benjamin Gruschka.