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Chefin der Köln-Düsseldorfer„Köln prägt unsere Geschichte, unsere Marke und unser tägliches Geschäft“

Lesezeit 5 Minuten
Interview mit Nina Luig, Chefin der Reederei KölnDüsseldorfer

Nina Luig, Chefin der Reederei Köln-Düsseldorfer. 

Nina Luig, Chefin der Reederei, spricht über die Folgen des Niedrigwassers und die Bedeutung des Wetters für die laufenden Geschäfte.

Frau Luig, Ihr Unternehmen heißt KD, Köln-Düsseldorfer. Aber man kann fast überall hinfahren, nur nicht von Köln nach Düsseldorf oder umgekehrt, warum ist das so?

Es ist einfach ein Zeitproblem – aber wir fahren die Strecke, einmal im Monat. Man braucht von Düsseldorf nach Köln knapp fünf Stunden, und von Köln nach Düsseldorf geht es etwas schneller, dann sind es etwa drei Stunden. Es ist also ein Tagesausflug. Der Name ist historisch gewachsen, nächstes Jahr feiern wir unseren 200. Geburtstag.

Wo liegt Ihr Geschäftsgebiet – und was genau ist ihr Geschäftsmodell?

Die KD ist an verschiedensten Orten im Gebiet zwischen Düsseldorf im Norden und Frankfurt und Mainz im Süden im Einsatz. Wir sind in sechs Sparten unterwegs. Einmal das klassische Linien- und Rundfahrtgeschäft – in Köln, in Düsseldorf, am Mittelrhein, in Frankfurt, in Cochem, wir sind auch auf der Mosel präsent. Viele kombinieren diese Linien etwa mit einer Fahrradtour. Dann machen wir eigene KD-Events. Wir sind selber Partyveranstalter, von Partys auf dem Rhein bis zu Dinnerevents mit Weinverkostung und Winzern. Ein weiterer großer Bereich sind Firmenevents mit mehreren Hunderten Leuten.

Unser vierter Bereich sind Landungsbrücken und Infrastruktur. Wir haben über 80 eigene Landebrücken, die die KD betreibt, 20 Prozent davon mit Landstrom. Wir stellen den Kunden an den Brücken Landstrom zur Verfügung, den diese auch nehmen müssen, das ist oft die Auflage der jeweiligen Städte. 2017 stand uns in Köln eine Landebrücke zur Verfügung, 2025 sind es nun fünf. Wir haben außerdem fünf Nicht-KD-Liegestellen mit Strom versorgt, darunter Rhein-Cargo und Bonner Personen-Schifffahrt. In Niehl haben wir ein komplettes Hafenbecken gepachtet. Im Hafen sind von 40 Winterliegeplätzen 32 mit Strom versorgt. Neben dem Beliefern mit Strom organisieren wir auch die Müllentsorgung von Kreuzfahrtschiffen. Außerdem haben wir ein eigenes Hotelschiff und kümmern uns um das Messegeschäft.

Wie liefen zuletzt die Geschäfte – und welche Erwartungen haben Sie an die am Wochenende startende Saison?

Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2024 haben wir einen Umsatz von 42 Millionen Euro erzielt. Der operative Gewinn (Ebitda) lag bei fünf Millionen Euro. Für das Jahr 2025 rechnen wir mit einem Umsatzanstieg auf 47 Millionen Euro und einem Gewinnanstieg auf sieben Millionen Euro.


Nina Luig ist Sprecherin der Geschäftsführung der Köln-Düsseldorfer Deutsche Rheinschiffahrt (KD). Am 1. Juli 2023 trat die gebürtige Kölnerin die Nachfolge von Achim Schloemer an. In die Verantwortung von Luig (42) fallen die Bereiche Vertrieb, Operations, Marketing und Kommunikation. Nina Luig war zuvor als stellvertretende Hoteldirektorin und Director of Operations im Hyatt Regency Hotel in Düsseldorf tätig. Sie begann ihre Karriere im Hyatt Regency in Köln, auf der gegenüberliegenden Rheinseite ihres heutigen Büros an der Frankenwerft. Die Managerin lebt mit ihrer Familie im Kölner Westen.


Wie viele Schiffe betreibt Ihre Reederei aktuell?

16 inklusive eines Hotelschiffs, der KD Moment mit 135 Meter Länge und 86 Kabinen. Mit ihr bieten wir Eventkreuzfahrten an, zwei oder drei Nächte. Und ein großer Bereich ist das Messegeschäft, mit der KD Moment, aber auch mit Fremd-Schiffen, die wir anmieten. Bei der Kölner Dental-Messe IDS waren wir Mitte März mit acht Hotelschiffen im Einsatz. Die Messegäste lieben die kurzen Laufwege vom Anleger zur Messe, das machen wir vor allem in Düsseldorf.

Wir haben einen ziemlich niedrigen Wasserstand im Rhein, Frachtschiffe können nicht voll beladen werden. Welche Rolle spielt der Rheinpegel für Sie?

Im Moment haben wir noch keine Beeinträchtigung durch den Niedrigwasserstand. Wir beobachten die nächsten Tage. Bei uns betrifft das vor allem den Mittelrhein. Dort können die Linienfahrten auf Höhe der Loreley Probleme machen. Dort sind wir mit der Goethe, einem Schaufelradschiff unterwegs sind, das einen vergleichsweise großen Tiefgang hat. Wenn der Rheinpegel dort unter 80 Zentimeter sinkt, ist es für uns zu tief, um zu fahren. Aktuell sind es 89 Zentimeter, noch sind wir aber optimistisch, dass der Pegel etwas ansteigt. Wenn man sich die Wetterprognosen anguckt, soll er zum Ende der Woche wieder etwas steigen. Für normale Linien und Rundfahrten in Köln oder Düsseldorf ist das aktuelle Niedrigwasser noch kein Problem.

Wann ist Hochwasser ein Problem?

In Köln für die KD ab etwa 7,10 Meter. Ab 8,30 Meter gilt eine generelle Schifffahrtssperre. Wir rechnen im Jahr ein- bis zweimal mit Einschränkungen durch Hochwasser.

Interview mit Nina Luig, Chefin der Reederei KölnDüsseldorfer mit Thorsten Breitkopf
Foto: Martina Goyert

Interview Nina Luig, Chefin der Reederei KölnDüsseldorfer im Gespräch mit Wirtschafts-Chefreporter Thorsten Breitkopf

Welches Wetter wünschen Sie sich für eine gute Saison?

Sonne mit vorherigem Regen (lacht). Sodass der Rhein gut gefüllt ist. Die perfekte Saison ist: sonniges Wetter und wenig Regen während der Saison, also von April bis Oktober. Und vorher genug Wasser im Rhein, sodass die Schiffe gut fahren können. Der letzte Sommer war sehr verregnet. Das merken wir. Die Kosten für uns als Betreiber sind ja immer gleich hoch, egal ob das Schiff voller Leute ist oder nicht, ob ich zehn Gäste befördere oder 200. Das Wetter ist im Linien- und Rundfahrtbereich absolut ausschlaggebend. Umso wichtiger sind daher unsere KD-Eigenevents. Da kaufe ich ein Ticket und es ist egal, ob es an dem Tag regnet oder nicht.

Apropos Saison, was machen Ihre Mitarbeiter eigentlich von Oktober bis April?

Viele bleiben bei uns, wir fahren ja auch das ganze Jahr durch. Denn auch in der Weihnachtszeit sind wir aktiv, wir haben Adventsfahrten, Dinner, Brunches. Unser umsatzstärkster Tag des Jahres ist Silvester. Auch da brauche ich sehr viel Personal. Ruhiger ist es lediglich im Januar. Im Februar geht es schon wieder los mit Karneval. Manche fahren auch im Winter nach Hause. Wir arbeiten mit 30 Nationalitäten zusammen, 280 Menschen insgesamt. Die Menschen leben teils auf den Schiffen, in Einzel- und Zweierkabinen.

Was kostet so ein Schiff?

Die MS Rhein-Galaxie hat 13,5 Millionen Euro gekostet, sie wurde 2022 in Betrieb genommen. Heute dürften die Preise aber ein paar Millionen Euro darüber liegen. Das Schiff liegt in Düsseldorf und kann bis zu 1000 Gäste befördern. Durch die Übernahme der Dampfschifffahrt Colonia ist die altbewährte MS Willi Ostermann ab jetzt für die KD im Einsatz. Neu in unserer Flotte ist außerdem die Jules Vernes, ein Eventschiff, das wir gebraucht übernommen haben.

Wie sehr hat Sie getroffen, dass die Rhein-Energie ihr Sponsoring für das gleichnamige Schiff gekündigt hat?

Das fanden wir selbstverständlich sehr schade, weil eine lange Partnerschaft damit zu Ende gegangen ist. Die Rhein-Energie ist ein toller Partner und auch der Schiffname hat uns gut gefallen. Jetzt heißt das Schiff MS Rhein-Magie.

Haben Sie noch andere Sponsoren?

Ja, zum Beispiel am Mittelrhein. Dort betreiben wir die MS Asbach. Wir sind offen für Sponsoren und wären froh, wenn wir auch irgendwann wieder mit der Rhein-Energie zusammenarbeiten könnten. Weil die Rhein-Energie für uns bei der Belieferung von Strom ein großer Partner ist.

Wie wichtig ist der Standort Köln in Ihrem Unternehmen?

Köln ist für uns weit mehr als nur ein Standort – es ist Herzstück, Heimat und Identität zugleich. Die Stadt prägt unsere Geschichte, unsere Marke und unser tägliches Geschäft. Mit dem Dom und dem Rhein vor der Tür ist Köln nicht nur touristisch ein Magnet, sondern auch logistisch und emotional unser stärkster Ankerpunkt.