1,7 Milliarden Euro Umsatz generiert der Karneval dieses Jahr bundesweit. Wer davon profitiert und welche Rolle Köln dabei spielt.
Jeckes GeschäftKölner Kamelleregen an Rosenmontag kostet 3,1 Millionen Euro – Wer vom Karneval profitiert
1,5 Millionen Besucher erwartet Köln über Karneval. Und die geben Geld aus: Auch die kurze Session ist ein Wirtschaftsfaktor in der Karnevalshochburg und im ganzen Land. 1,7 Milliarden Euro Gesamtumsatz im Zusammenhang mit Karneval prognostiziert das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) bundesweit.
Der höchste Anteil davon entfällt auf die Gastronomie. Mit 770 Millionen Euro Umsatz durch Getränke und Speisen sowie mit Übernachtungen in Hotels in Höhe von 190 Millionen Euro rechnet das IW in dieser Session. Und das, obwohl sie 2024 so kurz ist. In den nicht selten drei Wochen länger andauernden Sessionen wird auch entsprechend mehr umgesetzt. Damit hat sich das Karnevalsgeschäft laut Wirtschaftsinstitut nach der Pandemie erholt. In der Session 2022/23 wurden 1,65 Milliarden Euro umgesetzt.
Der Auslastung der Hotels in Köln in der Karnevalszeit ist im Jahresverlauf allerdings nicht unbedingt von Bedeutung, heißt es aus Kreisen der Hoteliers. Besonders am Karnevalswochenende vor Rosenmontag finden weniger Geschäftsreisen statt. Und ein gutes Messewochenende sei mit der Bettenbelegung zur Karnevalszeit vergleichbar.
Über Karneval steigen die Hotelpreise
Wohl aber kann Karneval ein Anlass sein, höhere Preise zu verlangen. Einer Auswertung des Vergleichsportals „Check24“ zufolge kostet eine Übernachtung an Weiberfastnacht 46 Prozent mehr als im bereits überdurchschnittlich hohen Februar. Für ein Doppelzimmer im Zentrum zahlen Touristen an Karneval demnach im Schnitt 294 Euro. Im Vergleich zur Woche nach Karneval nähmen Hotels in der Innenstadt im Schnitt 155 Prozent oder 197 Euro mehr.
Eine weitere Branche, die maßgeblich vom Karneval profitiert, ist der Transport: nach Prognose des IW mit bundesweit 260 Millionen Euro Umsatz für Bahntickets und Taxifahrten. Hinzu kommt der Einzelhandel, mit Kostümen und Kamelle essenziell für das jecke Geschäft. Diese Branche könnte dadurch auf einen Umsatz von 360 Millionen Euro kommen. Der Frechener Kostümhändler Deiters zum Beispiel erreichte vor der Pandemie einen Umsatz von mehr als 30 Millionen, dann brach er wegen der Pandemie ein. Die jüngsten veröffentlichten Geschäftszahlen belaufen sich noch auf das Jahr 2021, aber diese Session dürften sie wieder in Richtung des Niveaus vor Corona gehen.
In Köln wird am meisten für Kamelle ausgegeben
Nur für Süßigkeiten werden dieses Jahr allein für den Kölner Rosenmontagszug 3,1 Millionen Euro ausgegeben. Zu dieser Hochrechnung kommt der Zahlungsdienstleister Sumup der Basis eines durchschnittlichen Großhändlerpreises von 10,43 Euro pro Kilogramm Süßigkeit. Laut Kölner Festkomitee werden 300 Tonnen Süßigkeiten geworfen, 700.000 Schokoladentafeln und 220.000 Schachteln Pralinen. Mit 11.500 Zugteilnehmern ergibt die Rechnung Kosten von 270 Euro pro Kopf. Sie zahlen die Kamelle selbst.
Sumup geht von einer Zuglänge von 8,7 Kilometern aus – das Festkomittee Kölner Karneval gibt allerdings eine Strecke von 8,5 Kilometern an. Fest steht, der Kamelleregen für 1,5 Millionen Jecke kostet die Karnevalsgesellschaften mehrere Millionen. Was viel erscheint, ergibt bei dieser Besuchermenge trotzdem nur 200 Gramm Süßigkeiten pro Person. Das ist zum Beispiel 20 kleine Tüten Gummibärchen.
Im Städtevergleich ist Köln wie zu erwarten Köln Spitzenreiter, mit großem Abstand gefolgt von Düsseldorf und Mainz. Dort werden Rosenmontag laut Auswertung je in etwa 600.000 Euro für je 500 60 Tonnen Kamelle ausgegeben. Bonn belegt Platz acht mit 300.000 Euro für 31 Tonnen geworfene Süßigkeiten. Die Kosten für Süßwaren sind in den vergangenen Jahren enorm gestiegen. Im Jahresdurchschnitt 2023 lag die Inflation bei 19 Prozent, so Sumup.