Die Messe Köln hat die Corona-Krise hinter sich gelassen. Kongresszentrum Confex wird 2024 fertig.
Gewinn und UmsatzMesse Köln erholt sich schneller als erwartet
Die Freude ist Kölns Messe-Chef Gerald Böse sichtlich anzumerken, als er diese Woche beim Jahresgespräch mit Journalisten über die Geschäfte der zurückliegenden zwölf Monate berichtet. „Wir sind sehr positiv überrascht“, sagt Böse.
Genau vor einem Jahr hatte man das Ziel, wieder 360 Millionen Euro Umsatz zu machen und damit eine schwarze Null zu erreichen. Doch nach vier Krisenjahren gibt es nun endlich wieder eine gute Nachricht aus der Kölner Wirtschaft. „Der Neustart war sehr gut, der Umsatz wird voraussichtlich über 400 Millionen Euro liegen“, sagt Böse.
Die Erleichterung ist ihm anzusehen. Schließlich gehörte die Kölner Messe wie andere solche Veranstalter zu den krassen Verlierern der Corona-Pandemie. Hygieneauflagen und Reisebeschränkungen ließen ab 2020 eine Messe nach der anderen ausfallen. Das war in Köln so, in Düsseldorf und an dutzenden anderen Messe-Standorten. Für Köln bedeutete das in den drei Corona-Jahren einen summierten Verlust von mehr als einer Viertel Milliarde Euro.
Alles zum Thema Messe Köln
- Neues Konzept für Kölner Möbelmesse Premium-Segment spaltet sich ab
- Start Ende November Kölner Weihnachtscircus verlängert Aufenthalt in Deutz
- Kongress in Köln Weltweite Messe-Branche feiert Comeback
- Hotel-Unternehmer Thomas Althoff „Ich glaube, das Warten auf das Dom-Hotel lohnt sich“
- Art Cologne 2024 Zurück von der Strafbank des guten Geschmacks
- Yotam Ottolenghi in Köln Warum der Starkoch kölsche Küche liebt
- Daniel Hug zur Art Cologne „Wir sind nicht mehr der globale Liebling“
Damit endet das Geschäftsjahr 2023 auch nicht mit der Hoffnung auf eine schwarze Null, sondern mit einem Gewinn im mittleren zweistelligen Millionenbereich. „Damit werden sogar die Zahlen des letzten Vor-Coronajahres 2019 leicht übertroffen“, ergänzt Volker Ahrberg, der inzwischen als Prokurist die Finanzthemen der Messegesellschaft verantwortet. Im Jahr 2019 hatte die Messe Köln einen Umsatz von 413 Millionen Euro gemacht - bisheriger Rekord.
Bislang sind das nur vorläufige Zahlen, die offizielle vom Wirtschaftsprüfer freigegebene Bilanz präsentiert die Messe Köln traditionell erst im zweiten Quartal, dieses Jahr im Mai.
„Wir wollen zu den Top 3 Messen in Deutschland gehören, und zu den Top 10 auf der Welt“, sagt Messechef Böse. Die Messe feiert in diesem Jahr ihren 100. Geburtstag. Im Jahr 1924 war sie vom damaligen Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer eröffnet worden.
Confex eröffnet pünktlich am 28. Juni
Die Jubiläumsfeierlichkeiten finden mit der Eröffnung des Kongresszentrums Confex am 28. Juni statt. Am darauf folgenden Tag gibt es einen „Tag der offenen Tür“. Das Datum der Fertigstellung des Confex war lange nicht eindeutig sicher. Jetzt aber verkündet: „Wir werden fristgerecht und im Budget fertig“, so Böse.
Im Westen Deutschlands habe ein großes Messezentrum gefehlt, die Lücke fülle bald das Confex. Es soll 4000 bis 8000 Konferenzteilnehmern Platz bieten. Bereits im laufenden Jahr sind laut Böse zwölf Veranstaltungen geplant, drei weitere für 2025 stehen fest. „Die Nachfrage ist groß“, sagt Gerald Böse.
Besorgt zeigt sich der Kölner Messe-Chef über die aktuelle Stimmung im Land. „Die Stimmung im Land ist nicht gut, die Leute hadern mit der Politik“, sagt Böse, nennt konkret den Adressaten und warnt. „Die AfD profitiert, mit einer Leugnung des Klimawandels, den Versprechen von Austritt aus der EU und der Abschaffung des Euro“, sagt Böse.
Eine Regierung der „AfD würde die Kölner Messe von der Weltkarte tilgen“. Nach Köln kämen Millionen Gäste aus 200 Nationen, die Messe habe zehn Auslandsstandorte. „Fremdenfeindlichkeit würde diese Gäste von einem längeren Aufenthalt oder vielleicht überhaupt einem Besuch in Köln abhalten“, sagt Gerald Böse.
Böses nächste Baustelle ist der Bau einer neuen Hauptverwaltung. Die Messe wolle sich aus dem Mietverhältnis lösen. Das alte Verwaltungs-Hochhaus ist stark sanierungsbedürftig, wie schon die seit vielen Jahren in ein Netz gehüllte Fassade zeigt.
Entscheidung für Neubau der Zentrale gefallen
Pläne für den Neubau der Zentrale auf einer Fläche, wo jetzt noch die Halle 3 steht, hatte die Messe bereits vorgelegt. Eine Entscheidung über den Bau wollte sie 2025 treffen. „Die Zentrale ist gesetzt“, sagt Böse jetzt. Stemmen könne ihn die Messe aus eigener Kraft, wenn die erwarteten Ergebnisse für die nächsten Jahre erzielt werden.
2024 ist turnusgemäß ein schwächeres Messejahr, 2025 wieder ein starkes. Laut Böse könne man im Jahr 2028 mit dem Bau des Verwaltungsgebäudes beginnen, Fertigstellung wäre dann 2032. Ein schnellerer Bau wäre aus Rücksicht auf den Messebetrieb nicht möglich.
Vom möglichen Gewinn des abgelaufenen Jahre muss die Messe übrigens nichts an ihre Gesellschafter ausschütten. Nach einer Kapitalspritze der Eigentümer von 120 Millionen zu Weiterbau des Confex in der Corona-Krise darf die Messe ihre Überschüsse für eigene Investitionen nutzen.