Zur Vorstellung der Jahresbilanz 2023 lobte der Arbeitsagentur-Chef ein Kölner Krankenhaus für dessen Integrationskonzept.
„Schlüssel“ zum FachkräftemangelArbeitsagentur: Kölner Arbeitsmarkt muss Geflüchtete besser integrieren
Seit fast einem Jahr lebt Sara Saiti ihren Traum. „Ich wollte schon als Kind nach Deutschland kommen“, sagt die 22-jährige Nordmazedonierin. Ihr Traum ging im Februar vergangenen Jahres in Erfüllung, als sie mit ihrem Vater nach Köln zog und ihre Ausbildung zur Pflegefachfrau am Nippeser Cellitinnen-Krankenhaus St. Vinzenz begann. „Das ist meine Leidenschaft“, sagt sie stolz.
Ihr Kollege Guy Casskey Boateng aus Ghana hat zeitgleich mit ihr angefangen. Für beide Auszubildenden war die größte Hürde in das neue Berufsleben in Köln die Sprache. „Wenn ich mich besser verständigen kann, dann kann ich besser arbeiten“, ist sich der 37-Jährige sicher.
Köln: Krankenhaus mit erfolgreichem Integrationsansatz von ausländischen Arbeitskräften
Sprachunterricht erhalten Saiti und Boateng wie alle 51 internationalen Pflegekräfte in Anerkennung von einer Deutschlehrerin, die das St. Vinzenz-Hospital im vergangenen Jahr fest angestellt hat. Keine Selbstverständlichkeit für ein Krankenhaus, doch fester Bestandteil des Integrationsansatzes von internationalen Arbeitskräften. Die Auszubildenden werden von Mentoren eingearbeitet und das Krankenhaus stellt ihnen Wohnraum bereit, sodass ihnen eine leidige Wohnungssuche in Köln erspart bleibt.
Dieser Integrationsansatz könnte für Johannes Klapper, Chef der Kölner Arbeitsagentur, ein Erfolgsrezept sein, um den hiesigen Arbeitsmarkt zu stabilisieren: „Das ist der Schlüssel, dahinter verbirgt sich alles. Das ist das, was wir seit Jahren mit Arbeitgebern besprechen und was helfen wird, Menschen, die zu uns gekommen sind, zu integrieren.“ Am Mittwoch stellte er die Jahresbilanz zum Kölner Arbeitsmarkt im St. Vinzenz-Hospital vor.
Demnach ist die Nachfrage an Arbeitskräften um mehr als 25 Prozent auf 8306 im Jahresdurchschnitt gestiegen, obwohl im Juni ein historischer Höchstwert von 613.600 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten gemeldet wurden. „In Köln wächst der Arbeitsmarkt weiter und bleibt attraktiv“, stellte Klapper fest. In der Summe wurden 23.711 neue Arbeitsstellen gemeldet.
Arbeitsagentur: Kölner Arbeitsmarkt muss Geflüchtete besser integrieren
Die Arbeitslosenquote blieb stabil auf 8,7 Prozent. Das entsprach einem Jahresdurchschnitt von 52.817 Arbeitslosen, 796 mehr als im Vorjahr. Außerdem gab es 2164 weniger Langzeitarbeitslose. Die Jugendarbeitslosigkeit stieg im Jahresdurchschnitt um etwa zwei Prozent. Insgesamt waren im vergangenen Jahr 3410 Kölnerinnen und Kölner unter 25 Jahre arbeitslos.
Trotz eines großen Potenzials an Arbeitslosen sei im Jahr 2023 eine der größten Herausforderungen der Fachkräftemangel gewesen, fasste Klapper zusammen: „Hinzu kamen die technischen Entwicklungen und Digitalisierungen, die das Anforderungsniveau für viele Stellen angehoben haben.“
Klapper weiter: „Wir haben weiterhin auf der Angebotsseite ein massives Auseinanderklaffen zwischen den Qualifikationen, die die Menschen mitbringen und dem, was auf Arbeitgeberseite nachgefragt wird.“ Daher habe sich die Arbeitsagentur bewusst auf die berufliche Aus- und Weiterbildung konzentriert – für Klapper der „Schlüssel zum Erfolg.“
Geflüchtete aus der Ukraine: Fast doppelt so viele Beschäftigte
Das neue Jahr soll hingegen im Zeichen der Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten stehen. Die Arbeitsagentur zählte 8964 Arbeitssuchende aus den acht stärksten Asylherkunftsländern Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia und Syrien. 10.836 Menschen aus diesen Ländern hatten einen Job.
Unter den Geflüchteten aus der Ukraine waren 5526 auf der Suche nach Arbeit und 2153 hatten Arbeit. Somit hat sich die Zahl der Beschäftigten aus der Ukraine im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt. „Bei der Integration von Geflüchteten aus der Ukraine kommen wir jetzt in die zweite Phase“, sagt Klapper. Nach ersten Integrations- und Sprachkursen rücken das weitere Lernen und Arbeiten zusammen in den Fokus.
Klapper rechnet 2024 mit einer anhaltenden Unsicherheit auf dem Kölner Arbeitsmarkt: „Die wirtschaftliche Lage wird sich vermutlich erst im Laufe des Jahres stabilisieren. Kurzfristig wird sich das nicht ändern. Trotzdem rechnen wir auch weiterhin mit einem stabilen Arbeitsmarkt.“