In den meisten Kommunen im Umland steigt die durchschnittliche Wohnfläche. Nicht so aber in Köln. Ein Vergleich.
Spitzenreiter Euskirchen, Schlusslicht KölnWohnflächen in der Region unterscheiden sich stark
Die Deutschen wohnen in den vergangenen Jahren auf immer mehr Fläche: Wie eine Auswertung des Beratungsinstituts Empirica Regio zeigt, ist die durchschnittliche Wohnfläche pro Kopf in Deutschland seit 2005 von 42,7 Quadratmeter auf 46,2 Quadratmeter gestiegen. In Nordrhein-Westfalen zeigte sich mit einem Anstieg von 41,4 auf 44,6 Quadratmeter eine ähnliche Entwicklung. Neubauten würden heute im Schnitt eine größere Wohnfläche aufweisen, so Empirica-Geschäftsführer Jan Grade. „Es werden viele Ein- und Zweifamilienhäuser gebaut, gleichzeitig haben auch Reihenhäuser heute häufig Wohnflächen von 130 Quadratmetern.“
Anders sah die Entwicklung zuletzt jedoch in zuwanderungsstarken Großstädten aus. „In sehr angespannten Wohnungsmärkten ist die Wohnfläche in den vergangenen zehn bis 15 Jahren weniger stark gestiegen oder sogar gesunken“, so Jan Grade. Das zeigt beispielsweise der Blick auf Köln und Bonn: In Köln stieg die Pro-Kopf-Wohnfläche ab 2005 zwar zunächst leicht an, sank dann jedoch wieder ab und stagnierte. Heute liegt sie bei durchschnittlich 39,2 Quadratmetern – dem gleichen Wert wie 2005. In Bonn lag die Wohnfläche 2005 bei 42,8 Quadratmetern, 2022 waren es noch 42,1.
In Städten wie Köln zeigt sich ein anderer Trend
In den Städten gibt es traditionell wenig große Wohnungen. Zu einem starken Zuzug kommt speziell in Köln eine besonders geringe Bautätigkeit hinzu. Wenn das Angebot knapp ist, leben auch mehr Haushalte auf engerem Raum, zum Beispiel Familien, die keine größere Wohnung oder gar ein Haus finden.
In den umliegenden Städten und Kommunen haben die Menschen deutlich mehr Raum zur Verfügung. Spitzenreiter ist Euskirchen mit einer Wohnfläche von 51 Quadratmetern im Jahr 2022. Der Rhein-Berg-Kreis kommt noch auf immerhin 49,5 Quadratmeter, der Rhein-Sieg-Kreis auf 48,2. Es folgen der Oberbergische Kreis (47,6 Quadratmeter) und der Rhein-Erft-Kreis (45,7 Quadratmeter). Leverkusener haben mit 41,6 Quadratmetern im Durchschnitt sogar noch etwas weniger Wohnfläche zur Verfügung als Bonner. Für die Auswertung verwendet Empirica Zahlen des Statistischen Landesamtes IT NRW.
Rückgänge durch den Zuzug von Geflüchteten
Bei nahezu allen Städten und Kommunen zeigen sich im Verlauf der letzten 15 Jahre zwei leichte Einbrüche: einmal im Jahr 2015 und einmal im Jahr 2022. In beiden Fällen sorgte die starke Zuwanderung durch Geflüchtete – 2015 aus Syrien, 2022 aus der Ukraine – für ein Absinken der Pro-Kopf-Wohnfläche.
Wie sich die derzeitige angespannte Lage am Wohnungsmarkt perspektivisch auswirken wird, ist derweil noch nicht abzusehen. Weil angesichts der gestiegenen Immobilienzinsen mehr Menschen Probleme haben, eine Wohnung zu finanzieren, kündigten Projektentwickler und Bauträger zuletzt teils an, auf kleinere und damit günstigere Wohnflächen zu setzen. „Es ist aber noch schwer zu sagen, ob sich das statistisch auswirken wird“, sagt Jan Grade. „Das werden wir erst in zwei, drei Jahren sehen.“ Dann würden sich auch die Auswirkungen der sinkenden Bautätigkeit zeigen. Denn zurzeit stoppen zahlreiche Entwickler Projekte oder zögern sie hinaus. Die Kosten sind hoch, gleichzeitig ist die Nachfrage zurückgegangen.
Bundesregierung verfehlt Wohnungsbauziele
Langfristig werde es jedoch weiter eine starke Nachfrage nach Wohnraum geben, so Grade. Durch die sinkende Bautätigkeit würde eine Verknappung eintreten. „Die Konsequenz sind steigende Mieten und hohe Kaufpreise, und es ist davon auszugehen, dass sich das auch auf die Pro-Kopf-Wohnfläche auswirken wird.“
2022 wurden in Deutschland insgesamt 295.300 neue Wohnungen gebaut. Das teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) am Freitag mit. Damit stieg die Zahl der Wohnungen auf rund 43,4 Millionen. Eigentlich will die Bundesregierung jährlich 400.000 neue Wohnungen schaffen – dieses Ziel verfehlte sie wie bereits im Vorjahr. Von den 43,4 Millionen Wohnungen befanden sich 41,9 Millionen in Wohngebäuden. 52,5 Prozent von ihnen lagen in Mehrfamilienhäusern, 31 Prozent in Einfamilienhäuser und 15,2 Prozent in Zweifamilienhäuser. Dazu kamen 1,3 Prozent in Wohnheimen für zum Beispiel Studierende, Geflüchtete oder Wohnungslose.
Auch das Statistische Bundesamt veröffentlichte Werte zur Pro-Kopf-Wohnfläche der Deutschen. Anders als bei den regionalen Zahlen von Empirica werden hier jedoch auch die Wohnungen in Nichtwohngebäuden – zum Beispiel Hausmeisterwohnungen in Bürogebäuden – berücksichtigt, wodurch sich die Zahlen leicht unterscheiden. Laut Destatis lag die durchschnittliche Wohnfläche pro Kopf bei 47,4 Quadratmetern.