Die DEVK-Tochter Hylane zieht nach einem Jahr ein positives Fazit. Dabei ist der Anteil der grünen LKW noch schwindend gering.
Junge Technologie im SchwertransportKölner Vermieter Hylane: Wasserstoff-LKW überzeugen im Alltag
Mit Wasserstoff betriebene Lastkraftwagen (LKW) sind im schweren Straßengüterverkehr alltagstauglich – so lautet die Erkenntnis des Kölner Lkw-Vermieters Hylane nach einem Jahr Praxiserfahrung. Dazu lud die Tochter der DEVK am Donnerstag zu einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Lieferanten und Kunden ein. Gemeinsam mit Kunden habe man die Voraussetzungen für den Markthochlauf geschaffen.
Sara Schiffer, Co-Geschäftsführerin von Hylane, blickte mit „begründeter Zuversicht“ in die Zukunft der Technologie. Die LKW seien nach einer 15-minütigen Vollbetankung regelmäßig über 450 Kilometer gefahren und hätten damit die Herstellerangaben übertroffen. „Die neue Technologie erwies sich stets als zuverlässig. Unsere Erfahrungen zeigen, dass es nun an der Zeit ist, regulatorische und organisatorische Rahmenbedingungen anzupassen.“
Köln: Hylane vermietet Wasserstoff-LKW
Hylane kauft und vermietet LKW mit Brennstoffzellen, die mit Wasserstoff betrieben sind. Zu den Kunden zählen DB Schenker, Rewe und der französische Elektrogroßhändler Sonepar. Die Flotte besteht aus 44 Fahrzeugen, für 78 weitere ist die Finanzierung gesichert. Laut Unternehmensangaben ist das die größte Wasserstoff-LKW-Flotte in der EU.
Vertreter von den Hylane-Lieferanten Hyundai, Iveco und Quantron betonten die Herausforderung des Klimaschutzes in ihrer Branche. Der Straßengüterverkehr hat sich hierzulande in den vergangenen 30 Jahren verdoppelt, so ein Bericht des Verkehrsclubs Deutschland. Damit ist er einer der klimaschädlichsten Sektoren – ein Großteil der Emissionen kommt vom Schwertransport.
Nur 3 Prozent der zugelassenen LKW hat einen alternativen Antrieb
Um mehr Wasserstoff-LKW auf die Straßen zu bringen, müsse die Politik noch mehr in die Infrastruktur investieren, waren sich die Teilnehmenden einig. Hylane-Partner H2 Mobility baut und betreibt 20 anfahrbare Wasserstoff-Tankstellen. Projektleiter Falk Schulte-Windtop sagte, man wolle diese Anzahl in den kommenden sechs Monaten verdoppeln.
Nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamts in Flensburg waren am 1. Oktober etwa 3,6 Millionen LKW in Deutschland zugelassen. Davon hatten rund 116.000, also drei Prozent, einen alternativen Antrieb. Dazu zählen reine Elektro-Antriebe, Hybrid- und eben Brennstoffzellen-Fahrzeuge, von denen es gerade einmal 114 gab.
Ein weiteres Problem sei, dass der Wasserstoff selbst nicht komplett emissionsfrei ist. Beat Hirschi, Geschäftsführer von Hylane-Lieferant Hyundai Hydrogen Mobility, sagte: „Der Wasserstoff muss am Ende grün sein, ganz klar. Aber ob blau, grau oder violett: Irgendwo muss der Prozess beginnen.“ Schließlich sei man noch in der „Pionierphase.“
DEVK will Hylane in Aktiengesellschaft umwandeln
Co-Geschäftsführer von Hylane und DEVK-Vorstandsmitglied Bernd Zens betonte in dem Zusammenhang, dass es von den Unternehmen Mut erfordere, voranzugehen: „Angesichts der aktuellen Herausforderungen, die durch den Klimawandel und Haushaltsengpässe entstehen, ist es von entscheidender Bedeutung, dass die Wirtschaft mutig und entschlossen handelt.“
Die DEVK habe eine Finanzierung in Höhe von 50 Millionen Euro beschlossen, teilte Zens mit. Um Investitionen von Drittanbietern zu ermöglichen, soll Hylane zudem von einer Gesellschaft in eine Aktiengesellschaft gewandelt werden.
Der Bund fördert 122 Hylane-LKW mit insgesamt 40 Millionen Euro. Doch langfristig könne Hylane sich nicht auf Anschubförderungen verlassen, so Zens. Insofern sei die Skalierung des Angebots trotz steigender Nachfrage noch nicht möglich, sagten die Partnerunternehmen.
Zukunft von Hylane ist in Köln
Christian Sulser aus dem Vorstand Vertrieb des italienischen Fahrzeugherstellers Iveco Magirus blickte hoffnungsvoll in die Zukunft des Schwertransportverkehrs und betonte mit Blick auf den Klimaschutz: „Wir müssen technologieoffen bei den Null-Emissionen-Fahrzeugen sein.“
Zens sprach über eine mögliche Expansion nach Frankreich im kommenden Jahr: „Wir sind in intensiven Gesprächen mit einem Partner, der in der Wasserstoff-Distribution zu Hause ist.“ Eine Erweiterung nach Australien sei ebenso denkbar. Die Deutschland-Geschäfte werden jedoch in Zukunft weiterhin von Köln aus gesteuert, versicherte Zens.