Im Duisburger Hafen demonstrierten die Partner Einigkeit und Harmonie. Eine Studie bescheinigt ihnen großes Potenzial.
Beste Chancen für RegionNiederlande und NRW bauen Wasserstoff-Netz auf – König Willem-Alexander zu Besuch
Der König stellt die zentralen Fragen zuerst: „Und was ist der Kostenfaktor?“, fragt Willem-Alexander der Niederlande, einmal im Duisburger Zentrum für Brennstoffzellentechnik, einmal bei einer Rundfahrt auf einem wasserstoffbetriebenen Schiff im Duisburger Hafen. Er fällt auf in seinem beigen Trenchcoat, ein heller Flecken inmitten dunkler Anzüge und Kostüme. Die Antwort, die er von Forschern und Unternehmern erhält, lautet beide Male im Kern ähnlich: teuer – aber das wird sich ändern.
Absichtserklärungen unterschrieben
Und um dafür die Gegebenheiten zu schaffen, ist der niederländische König schließlich da: Nordrhein-Westfalen und die Niederlande haben an diesem Dienstag eine verstärkte Zusammenarbeit beim Thema grüner Wasserstoff beschlossen. Dazu wurden im Duisburger Hafen gleich drei Absichtserklärungen zwischen NRW-Wirtschaftsministerium, dem niederländischen Wirtschaftsstaatssekretär Hans Vijlbrief sowie verschiedenen Unternehmen geschlossen.
Unter anderem vereinbarten das Land NRW und die niederländische Regierung, beim Bau des sogenannten Delta Rhine Corridor zusammenzuarbeiten: ein auf Industrieinitiative geplantes Pipeline-Projekt, das künftig Wasserstoff und CO₂ zwischen beiden Staaten transportieren soll. Außerdem sollen bis 2026 zehn Binnenschiffe zwischen Rotterdam, Duisburg und Köln verkehren, mit mindestens vier Wasserstofftankstellen auf der Strecke.
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Grüner Wasserstoff wird mithilfe erneuerbarer Energien durch Elektrolyse hergestellt. Er kann als Brenn- oder Rohstoff fossile Energieträger wie Öl, Kohle oder Gas ersetzen.
„Das Thema ist sehr wichtig für die Niederlande und Nordrhein-Westfalen“, betont König Willem-Alexander. „Wir können hier einfach nicht ohneeinander.“
„Und wir wollen auch gar nicht ohneeinander“, ergänzt Hendrik Wüst in einem Pressegespräch, das auf maximale Harmonie ausgelegt ist. „Wir schauen gemeinsam in die Zukunft und die Zukunft ist Wasserstoff.“
Kein echter Markt in den kommenden zehn Jahren
Zwar geben beide zu bedenken, dass es – auch aufgrund der bereits angesprochenen Kosten – in den kommenden zehn Jahren noch keinen echten Markt für grünen Wasserstoff geben werde. „Aber in zehn bis 15 Jahren wird das der Energieträger für die Industrie sein und die Nachfrage wird exponentiell hochgehen“, sagt Willem-Alexander. Die Niederlande haben erst kürzlich den offiziellen Startschuss für den Aufbau eines nationalen Wasserstoffnetzes gegeben.
NRW und die Niederlande haben guten Grund, bei diesem Thema eng aufeinander Bezug zu nehmen. Denn einer Studie des Centrums für Europäische Politik (CEP) zufolge haben beide die besten Chancen, von der Umstellung der Industrie auf grünen Wasserstoff zu profitieren. „Die Niederlande und das angrenzende deutsche Bundesland Nordrhein-Westfalen sind von ihrer Industriestruktur her ideale Wasserstoffabnehmer“, sagte André Wolf, Autor der Studie, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland bei der Veröffentlichung im Januar. „Gleichzeitig bieten beide Regionen aufgrund der nahe gelegenen Nordsee das europaweit größte Potenzial für künftige Offshore-Parks, deren Windenergie zur Gewinnung von Wasserstoff genutzt werden kann.“
Da Produktion und Nutzung für einen zügigen Markthochlauf möglichst nah beieinander liegen sollten, hätten die Nordseeanrainer gute Chancen, das gemeinsame Wasserstoffzentrum der EU zu werden, sagt der CEP-Experte.
Niederlande wichtigster Handelspartner
Der niederländische König war auf Einladung von NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst gemeinsam mit einer Wirtschaftsdelegation nach Nordrhein-Westfalen gekommen, auch NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur und der niederländische Staatssekretär Hans Vijlbrief nahmen teil. Neben dem Duisburger Hafen besuchte König Willem-Alexander zuvor auch das Zentrum für Brennstoffzellen-Technik sowie den Chemiepark Marl. In letzterem kooperieren Evonik und Siemens Energy beim gemeinsamen Forschungsprojekt Rheticus. Dabei werden unter dem Einsatz von Wasserstoff und Kohlendioxid Spezialchemikalien nachhaltig produziert.
Schon heute sind die Niederlande laut Staatskanzlei der wichtigste Handelspartner für NRW. Das Land sei „sowohl Absatz- als auch Beschaffungsmarkt Nummer Eins, mit dem Hafen Rotterdam in einer Schlüsselrolle“. 2021 habe sich der Wert aller Importe aus den Niederlanden nach NRW auf 48,2 Milliarden Euro belaufen, während umgekehrt Güter im Wert von 22,7 Millionen Euro exportiert wurden.