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Kölner AutohausWie es nach der Dirkes-Pleite für Mitarbeiter und Kunden weitergeht

Lesezeit 4 Minuten

Das Autohaus Dirkes sucht dringend einen Investor.

  1. Das insolvente Autohaus Dirkes hat 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unwiderruflich freigestellt.
  2. Nur ein Team von 70 Mitarbeitern soll sich noch um die noch laufenden Aufgaben kümmern.
  3. Die wichtigsten Fragen und Antworten zu dem, was Mitarbeiter und Kunden jetzt erwartet.

Köln – Beim insolventen Autohaus Dirkes wurden am Freitag 150 Mitarbeiter unwiderruflich freigestellt. Im Laufe des Septembers würden die Standorte Frechen, Bonn, Troisdorf und Sankt Augustin geschlossen, so der Insolvenzverwalter Jens Schmidt. Drei Kölner Standorte waren zuletzt bereits geschlossen worden. Jetzt werde der Geschäftsbetrieb auf den Standort in Köln-Ehrenfeld konzentriert, aber auch hier bis spätestens Ende Oktober eingestellt, so Schmidt. Darüber hat er die Mitarbeiter am Morgen auf einer Betriebsversammlung informiert.

Warum muss der Betrieb eingestellt werden?

„Trotz intensiver Gespräche und Verhandlungen war kein Investor bereit, die Dirkes Autogruppe zu übernehmen“, teilte Insolvenzverwalter Schmidt mit. Bereits zuvor hatte er mitgeteilt, dass insbesondere die Neuwagenverkäufe des Hauses, das Anfang Juni Insolvenz angemeldet hatte, „existenzvernichtend“ gering seien. So ist der Gruppe wohl das Geld ausgegangen. Dirkes-Eigner Frank Perez hat vor der Belegschaft zwar die Hoffnung geäußert, dass es doch noch eine Lösung geben könnte.

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Schmidt schätzt dagegen die Chancen auf Fortführung als gering ein.Ein Krisenfall ist das Unternehmen laut Schmidt schon länger. Die Gruppe sei in den letzten Jahren stark gewachsen, etwa durch einen bundesweiten Gebrauchtwagen- und Ersatzteilehandel. Dafür habe es nicht die richtigen Strukturen gegeben. Auch habe es eine Ballung von Niederlassungen gegeben, darunter allein vier Standorte in Köln.

Was bedeutet das für die Mitarbeiter?

Dirkes hat insgesamt 220 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. 70 sollen jetzt noch laufende Aufgabe erledigen. Da geht es etwa um Fahrzeugauslieferungen und den verbliebenen Service. Im Wesentlichen wird der Geschäftsbetrieb geordnet zurückgefahren. Mit dem Betriebsrat soll es Gespräche über einen Interessenausgleich und einen Sozialplan geben. Voraussichtlich im September würde den Mitarbeitern gekündigt. Die 70 Mitarbeiter bekommen noch Gehalt von Dirkes. Wenn sie gekündigt werden, dann mit einer Frist von drei Monaten zum Monatsende. Bei den Freigestellten sieht das anders aus. 

Was bedeutet „unwiderruflich freigestellt“?

Die 150 Mitarbeiter müssen zum einen nicht mehr arbeiten. Sie sind beschäftigungslos, wie die NRW-Regionaldirektion der Arbeitsagentur erklärt. Sie bekommen auch kein Geld von Dirkes und verfügen damit nicht über einen gesicherten Lebensunterhalt. Sie können aber Arbeitslosengeld zwischen 60 und 67 Prozent des Nettoentgelts erhalten. Diese Mitarbeiter sollten sich bald bei der Arbeitsagentur melden und Arbeitslosengeld beantragen, empfiehlt die Agentur.

Wie sieht es mit neuen Jobs in der Branche aus?

Wie ihre Chancen auf einen neuen Job sind, hängt natürlich von den einzelnen Mitarbeitern und den ausgeübten Berufen ab. Autoverkäufer hatten sich zum Teil schon während der Insolvenz neue Arbeitgeber gesucht und gefunden. Und generell gibt es einen Fachkräftemangel im Kfz-Gewerbe. Schon jetzt würden sich bei Dirkes Wettbewerber melden, die Mitarbeiter suchen, so ein Sprecher des Insolvenzverwalters.

Was bedeutet das für die Kunden?

Mindestens 150 Verbraucher haben Anzahlungen geleistet oder ihren alten Wagen in Zahlung gegeben. Mit dem Insolvenzantrag Anfang Juni wurden aus den Anzahlungen Insolvenzforderungen, hatte Insolvenzverwalter Schmidt bereits vorher erläutert. Für sie gibt es aber noch Hoffnung. Zuletzt haben aber Autohersteller den Neuwagenkäufern Hilfe angeboten. Mitsubishi lässt die Autos über andere Händler ausliefern und rechnet Anzahlungen oder komplette Kaufpreis vollständig an. Nissan sucht nach eigenen Angaben individuelle Lösungen für jeden Kunden. Und auch Citroen und Fiat suchen Kontakt zu den Kunden.

Was ist mit Garantieleistungen?

Bei von Anfang an fehlerhafter Ware hat der Händler grundsätzlich innerhalb von zwei Jahren eine Pflicht zur Gewährleistung. Er muss die Ware kostenlos reparieren oder austauschen. Im Falle einer Insolvenz muss sich der Kunde an den Insolvenzverwalter wenden, der entscheidet, ob er die Ansprüche erfüllt. Für Neuwagenkäufer gibt es aber die freiwillige Garantie der Hersteller. Mangelhafte Ware können die Kunden im Rahmen der Garantie direkt dort beanstanden.

Was geschieht mit den Gläubigern?

Sie werden erst nach Jahren in der Regel und auch nur anteilig befriedigt. Und anders als bei einem Firmenverkauf werden bei einer Stilllegung in der Regel nur geringe Liquidationserlöse erzielt. Büro- und Werkstatteinrichtung gehen oft nur für kleines Geld weg. Damit ist auch die Summe kleiner, die nach Ende des Verfahrens an die Gläubiger ausgeschüttet wird.

Die ist schon generell eher knapp. Im Schnitt wurden nach den letzten zur Verfügung stehenden Zahlen des Statistischen Bundesamtes 2,6 Prozent der Forderungen erfüllt. Da Dirkes das Geld ausgeht, könnte die Quote geringer sein oder gar kein Geld für eine spätere Ausschüttung zu Verfügung stehen.

Wie groß ist der Schaden durch die Insolvenz?

Das kann Schmidt nach eigenen Angaben noch nicht genau abschätzen. Im Autohandel gebe es ein Geflecht von Autoherstellern, Banken, die die Autos in der Regel für die Händler finanzieren, Händlern, Zwischenhändlern und Kunden. Da müsse genau geschaut werden, wo welcher Schaden entsteht.

Hat ein Kunde etwa ein Auto gutgläubig erworben, bezahlt und das Fahrzeug erhalten, nicht aber den Brief, der bei der finanzierenden Bank liegt, entstehe der Schaden womöglich bei der Bank. Hier gelte es aber im Einzelfall zu prüfen. Schmidt geht vorläufig von einem Schaden im niedrigen Millionenbereich aus.