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TagesgeldKölner Banken heben Zinsen nur gemächlich an – und warnen vor Lockangeboten

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Seit die EZB Mitte 2022 begann, die Zinsen anzuheben, lohnt sich auch eine Einlage bei Banken und Sparkassen wieder.

An Bedingungen geknüpfte Angebote seien nicht seriös, heißt es von der Sparkasse Köln-Bonn. Ein Experte findet das Kölner Angebot aber zu niedrig.

Der Einlagensatz der Europäischen Zentralbank (EZB) ist im September von 3,75 auf 4,0 Prozent gestiegen. Übersetzt heißt das: Banken und Sparkassen erzielen für 100 Euro, die sie bei der EZB anlegen, vier Euro jährlich an Zinsen. „Die Einlage der Banken bei der EZB ist quasi risikolos, das Geld jederzeit verfügbar, wie bei einem Tagesgeld-Konto“, sagt Timo Halbe, Anlageexperte des Fachportals „Finanztip“, dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Mitte 2022 betrug der Einlagensatz 0,0 Prozent – für die Kreditinstitute lohnte sich eine Anlage nicht, lieber gaben sie ihr Geld zu günstigen Konditionen an ihre Kundschaft weiter. Viele Kundinnen und Kunden erwarten jetzt, dass ein höherer EZB-Zins auch entsprechend an sie bei Tagesgeldern weitergereicht wird. Platt gesagt: Sparende wollen genauso vier Euro jährlich auf 100 angelegte Euro erhalten, wie es Banken und Sparkassen auch tun.

Kölner Banken heben Zinsen an – aber zurückhaltend

Die Realität sieht anders aus: Die Zinsen auf Guthaben steigen nur sehr langsam. Das zeigt sich auch bei den großen Kölner Banken mit Blick auf die Entwicklung der vergangenen sechs Monate.

In dieser Zeit hat die Sparkasse Köln-Bonn den Zinssatz beim kurzfristig verfügbaren Tagesgeld von 0,2 auf 1,0 Prozent erhöht. Die Kreissparkasse Köln hob den Tagesgeld-Zinssatz für Einlagen bis zu 100.000 Euro von 1,0 auf 1,5 Prozent. Die Volksbank Köln-Bonn ging beim Tagesgeld bis 20.000 Euro von 0,75 auf 1,0 Prozent hoch.

Ein vernünftiges Angebot kann auch unter den vier Prozent pro Jahr liegen, aber ein Prozent ist zu weit weg davon
Timo Halbe, Fachmagazin „Finanztip“

„Wenn die EZB den Leitzins erhöhte, erhöhten die Banken in der Breite den Dispozins. Beim Guthabenzins gingen sie die Erhöhung in der Breite hingegen nicht mit“, sagt Timo Halbe. Volksbanken und Sparkassen hätten mit ihren Filialen mehr Kosten als Direktbanken, sagt Halbe, diese spielten auch bei der Zinshöhe eine Rolle, „aber rein durch die Kosten lässt sich die Differenz nicht erklären“. Natürlich wollten Banken auch Gewinne erzielen, führt der Fachmann aus: „Ein vernünftiges Angebot kann auch unter den vier Prozent pro Jahr liegen, aber ein Prozent ist zu weit weg davon.“

Kunden akzeptieren niedrigere Zinssätze

Die Banken hätten seitens der Kundinnen und Kunden keinen Druck, die Sätze entsprechend der EZB-Zinsschritte zu erhöhen. „Viele Kunden bleiben bei diesen Banken, lassen ihre Einlagen dort liegen und akzeptieren den vergleichsweise niedrigen Zinssatz“, sagt Halbe.

Christoph Hellmann, Sprecher der Kreissparkasse Köln, sagt, leider sei die Kritik an den Kreditinstituten bezüglich einer ungleichen Anpassung von Dispo- und Sparzinsen oftmals „sehr pauschal“. Die Dispozinsen seien bei der Kreissparkasse seit 2022 um 1,16, die Tagesgeldzinsen um 1,5 Prozentpunkte gestiegen. Die Konditionen der Kreissparkasse seien „fair und wettbewerbsgerecht“, sagt Hellmann, im Gegensatz zu „Lockangeboten“ mancher Institute. „In der Regel sind bei diesen Angeboten die Konditionen zeitlich befristet. Bestandskunden erhalten hingegen schlechtere Konditionen.“

Tatsächlich ist bei Direktbanken kurzfristig deutlich mehr zu holen: 4,0 Prozent bei der schwedischen TF Bank, 3,75 Prozent bei Comdirect, 3,7 Prozent bei Santander. Aber es gibt jeweils Bedingungen: nur sechs Monate und für Neukunden gültig – danach sinken die Zinsen, und zwar deutlich auf 1,45, 0,75 und 0,3 Prozent bei den drei Beispiel-Anbietern.

Sparkasse Köln-Bonn: Hohe Zinsniveaus bei Tagesgeldern nicht seriös

„Im Bereich der Tagesgelder können hohe Zinsniveaus von solide kalkulierenden Instituten derzeit nicht seriös angeboten werden“, sagt Christian Schilling von der Sparkasse Köln-Bonn. „Mit solchen Lockangeboten sollen schlicht auf aggressive Weise Einlagen eingeworben werden“, sagt Schilling. Banken und Sparkassen in Deutschland pflegten eine Langfristkultur bei Finanzierungen, führt er aus. Sie hätten mit sehr vielen Kreditnehmern langfristig sehr niedrige Kreditzinsen vereinbart. „Das sichert Berechenbarkeit und Stabilität“, sagt Schilling. „Es schließt im Gegenzug aber aus, dass die Einlagenzinsen ebenso schnell wie die Leitzinsen steigen können.“

„Wichtig ist, dass sich Kunden langfristig das aktuelle Zinsniveau sichern“, sagt auch Volksbank-Sprecherin Sonja Kattwinkel. Eine Tagesgeldanlage stelle aufgrund kurz- bis mittelfristig eher wieder sinkender Kapitalmarktzinsen „keine gute Anlagelösung für unsere Kunden dar“.

„Man bräuchte eine Glaskugel, um zu sehen, wie sich die Zinsen entwickeln“, sagt Halbe. „Wenn man sich die Aussagen der EZB anguckt, klingt es sehr danach, dass nicht unbedingt weitere Zinsschritte zu erwarten sind. Aber dafür gibt es keine Garantie.“