Die Dividende schrumpft radikal. Die Sparpläne des Unternehmens sind weit gediehen. Für die Kunststoffsparte wird ein Käufer gesucht.
Chemie in der KriseKölner Konzern Lanxess treibt Abbau Hunderter Jobs voran
Der Kölner Chemiekonzern Lanxess durchlebt schwierige Zeiten. Energiekosten und Kaufzurückhaltung der industriellen Kunden machen dem MDax-Konzern zu schaffen. „Wir blicken auf ein hartes Jahr zurück“, sagte der Vorstandsvorsitzende Matthias Zachert bei der Bilanzpressekonferenz am Konzernsitz im Kölner Stadtteil Deutz. „Wir beobachten eine sehr schwache Nachfrage, einen anhaltenden Lagerabbau bei unseren Kunden und explodierende Energiekosten“, sagte Zachert weiter.
Der Umsatz ist demnach im abgelaufenen Geschäftsjahr 2023 von gut acht Milliarden auf noch 6,7 Milliarden Euro zurückgegangen. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen – Ebitda genannt – sank sogar um fast die Hälfte auf gut 500 Millionen Euro. Im Vorjahr waren es noch 930 Millionen Euro.
Der Bereich Consumer Protection entwickelte sich mit einem Umsatzminus von nur einem Prozent dabei am stabilsten. Dort sank der Gewinn geringer um etwa 15 Prozent. Die Sparte deckt unter anderem Stoffe für Kosmetika und Pflegeprodukte, Wasch- und Putzmittel, Getränke, Backwaren, Kerzen, Öle oder Tiernahrung ab.
Dividende schrumpft auf zehn Cent
Die Sparte Specialty Additives, also Zusatzstoffe, litt laut Zachert unter der Krise der Bauindustrie in China und Deutschland und verbuchte ein Fünftel weniger Umsatz und 56 Prozent weniger Gewinn. Der Bereich Advanced Intermediates (industrielle Vorprodukte und Farbstoffe) ist sehr Deutschland-lastig und litt daher stark unter der teuren Energie hierzulande. Umsatz und Gewinn sanken gleichermaßen wie in der Additiv-Sparte.
Entsprechend kürzt Lanxess die Dividende radikal. In diesem Jahr soll der Hauptversammlung eine Ausschüttung je Aktie von zehn Cent vorgeschlagen werden. Im Vorjahr waren es mit 1,05 Euro noch mehr als zehnmal so viel. Börsenteilnehmer sehen so etwas nicht gern. Der Aktienkurs brach zwischenzeitlich um mehr als neun Prozent ein und fiel auf unter 24 Euro – gegen den Trend grundsätzlich steigender Aktienkurse.
870 Stellen werden abgebaut
Bereits seit dem Vorjahr kämpft Lanxess mit einem Sparprogramm namens Forward gegen die angespannte Lage an. Insgesamt werden 870 Stellen abgebaut, davon 460 in Deutschland. Im Ausland sei der Stellenabbau bereits abgeschlossen. „In Deutschland haben wir etwa 70 Prozent des Ziels erreicht, im laufenden Quartal wollen wir 80 Prozent erreichen“, sagte Matthias Zachert auf Nachfrage.
Einmalige Einsparungen in Höhe von 100 Millionen Euro seien bereits abgeschlossen. Die laufenden Kosten sollen 2024 um 90 Millionen und 2025 insgesamt um 150 Millionen Euro reduziert werden.
Für die Urethane-Sparte sucht Lanxess laut Zachert einen Käufer. Es gebe weltweit Interessenten. 350 bis 400 Mitarbeiter wären von dem Verkauf betroffen. Durch den Verkauf der Sparte will sich Lanxess vollständig aus dem Kunststoffmarkt zurückziehen, nachdem der Kölner Konzern bereits 2022 seine Hochleistungskunststoffsparte in ein Joint Venture mit Advent Internationale eingebracht hatte, das seit 2023 unter dem Namen Envalior firmiert. Stattdessen wird der Fokus zunehmend auf lukrative Spezialchemiesegmente gelegt. Diese Bereiche hatte Lanxess zuletzt durch die Übernahmen von Chemtura, Emerald Kalama sowie des Geschäftsbereichs Microbial Control von International Flavors & Fragrances (IFF) ausgebaut.
Der Verkauf, der elf Standorte betrifft, dürfte auch Teil des groß angelegten Schuldenabbauprogramms von Lanxess sein. So sei bereits im vorigen Jahr der Schuldenberg um ein Drittel von 3,8 Milliarden Euro auf knapp 2,5 Milliarden Euro gesenkt worden. Der Schuldenabbau soll laut Zachert weiter vorangetrieben werden.
Ausblick verhalten optimistisch
Der Ausblick aufs laufende Geschäftsjahr ist allenfalls verhalten optimistisch. Die bislang stabile Sparte Consumer Protection werde stagnieren. Der Additivbereich im Ergebnis lediglich leicht wachsen wegen der anhaltenden Schwäche der Baubranche. Nur bei Advanced Intermediates erwartet Zachert Ergebnisse deutlich über dem Vorjahr.
„2024 wird für uns ein hartes Jahr bleiben“, fasst Zachert seinen Ausblick zusammen. Die schwache Nachfrage durch den Lagerabbau der Kunden halte an. Der Gewinn im Gesamtjahr 2024 werde zwar besser als im Krisenjahr 2023, aber deutlich unter Normal-Niveau.