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Kölner GründerinnenDieses Start-up macht aus Ikea-Möbeln Kinderspielzeug

Lesezeit 3 Minuten
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Stefanie Gärtner (l.) und Rabea Knippscheer (r.)

  1. Stefanie Gärtner und Rabea Knippscheer schaffen aus Ikea-Möbeln Kinderspielzeug.
  2. Die kreative Bastelei ist ein Geschäftsmodell. Gründerinnen wie sie sind allerdings noch deutlich in der Minderheit.
  3. Denn Frauen haben es in der Start-up-Welt schwer – sie bekommen zum Beispiel schwerer Geld. Eine Studie zeigt, wieso.

Köln/Mettmann. – Wer das Studio von Stefanie Gärtner und Rabea Knippscheer in Mettmann betritt, der taucht ein in eine kleine Traumwelt, die darauf basiert, dass alles nicht ganz das ist, für das man es auf den ersten Blick hält.

Gärtner und Knippscheer verwandeln Tische in Spielflächen, aus Bierkästen machen sie Matschküchen und hinter der Kinder-Waschmaschine steckt eigentlich ein Regal, das mit Klebefolie beklebt ist – und die Waschtrommel ist ein Nudelsieb. Sie sind die Gründerinnen des Start-ups Limmaland, das sogenannte Ikea Hacks verkauft. Die kreative Bastelei ist hier ein Geschäftsmodell.

Möbel als Kinderspielzeug

Die Idee dahinter: Gärtner und Knippscheer verkaufen Folien, die so entwickelt sind, dass sie Ikea-Möbel in Kinderspielzeug verwandeln können. Aus einer gewöhnliche Ikea-Box für vier Euro kann so ein Kindergrill werden. Aus einer Getränkekiste – Limmaland hat hier bereits mit einer Kölner Brauerei zusammengearbeitet – und derselben Ikea-Box eine Miniatur-Küche. Ikea-Regal, Ikea-Briefablage und Limmaland-Folie ergeben eine Spülmaschine.

Und wenn die Kinder einmal zu alt sind, um Spielzeugteller zu spülen oder Stoffwürstchen am Grill zu braten, dann können die Kisten und Regale wieder ihre Staufunktion übernehmen. „Wir wollen Mehrwert aus Vorhandenem schaffen, Dinge upcyclen“, sagt Gärtner. „Es muss nicht immer alles weggeworfen werden.“

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Aus einem Ikrea-Regal entsteht das selbstgebastelte Küchenset – inklusive Briefablage als Innenleben einer Spülmaschine

Zur Limmaland-Website gehört auch ein Blog, auf dem die Gründerinnen Kreativtipps geben, auf ihrem Instagram-Profil folgen ihnen mehr als 20 000 Interessierte. Gerade erst feierte das Unternehmen seinen fünften Geburtstag. Die beiden Gründerinnen beschäftigen acht Mitarbeiter, Produktion und Logistik haben sie ausgelagert. Ihre Produkte sind, soweit möglich, in Deutschland gefertigt und kosten im Schnitt zwischen 20 und 50 Euro. Das Angebot ist in den vergangenen fünf Jahren von 29 auf 550 Produkte angewachsen. Ihr Büro haben sie in Köln, das Studio in Mettmann.

Lange für große Konzerne gearbeitet

Gärtner, 43, und Knippscheer, 48, sind Quereinsteigerinnen in der Gründerszene. Beide arbeiteten lange Zeit für große Konzerne, bevor sie sich beruflich neu orientieren wollen. Knippscheer kümmerte sich lange um Produktions- und Logistikcontrolling bei Procter& Gamble, Gärtner war in verschiedenen Marketingfunktionen bei der Telekom. Auch bei Limmaland bespielen sie ihre Spezialgebiete weiter, um die Produktentwicklung kümmern sie sich beide. Das Know-how für den Internethandel mussten sie sich erst einmal aneignen.

In der klassischen Start-up-Szene sind die beiden Frauen eher eine Minderheit. Der Anteil der Gründerinnen liegt noch immer nur bei 15,1 Prozent. „Frauen-Duos sind selten“, sagt Gärtner. Vor allem Mütter seien etwas risikobewusster, wenn es um den Schritt in die Selbstständigkeit gehe. Und: „Frauen kriegen schwerer Kapital als Männer.“ Der Female Founders Monitor zitiert eine schwedische Studie, nach der Frauen auf Basis von Geschlechterstereotypen wesentlich häufiger Attribute wie Naivität zugeschrieben würden – was ihre Chancen in Finanzierungsrunden senke. Männliche Gründer nahmen laut Studie im Schnitt Kredite von 3,4 Millionen Euro auf – bei Frauen waren es im Vergleich dazu nicht einmal 200.000 Euro.

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Gärtner und Knippscheer sehen eine Ursache dafür in der Art, wie Gründer und Geldgeber zusammenspielen: „Die Grundidee einer Gründung ist: Ich löse ein Problem“, sagt Knipscheer. „Aber wenn ich nie das Problem des Mannes löse, der mir das Geld gibt, ist es natürlich schwer.“ Das könne für Frauen zum Problem werden. Den beiden ist es wichtig, mehr von ihnen zu ermutigen, die Gründung zu wagen.