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Kölner Handelskonzern mit guten ZahlenRewe steigert Umsatz – Penny stagniert

Lesezeit 4 Minuten
Rewe Bilanz1

Ein Einkaufskorb des Kölner Rewe-Lebensmittelkonzerns Rewe.

Köln – Der Blick ins Supermarktregal hat in Zeiten der Corona-Krise an Bedeutung gewonnen. Wochenlang hamsterten die Deutschen Klopapier, Konserven, Nudeln und bescherten so den Lebensmitteleinzelhändlern wie Rewe Umsatzsteigerungen. Nun hat die Rewe-Group, die neben den gleichnamigen Supermärkten auch Discounter im In- und Ausland betreibt und im Baumarkt- und Touristikgeschäft aktiv ist, ihre Zahlen für das vergangene Geschäftsjahr vorgestellt. Ein Überblick:

Was sagen die Zahlen?

Rewe präsentiert erfreuliche Zahlen für 2019. Wie das Unternehmen mitteilt, stieg der Umsatz des engeren Konzerns um 3,7 Prozent auf 55,4 Milliarden Euro. Darüber hinaus wuchsen auch die der Rewe im Rahmen einer Genossenschaft angeschlossenen Kaufleute auf 62,7 Milliarden Euro. „2019 war ein gutes Jahr für unser Unternehmen. Sowohl beim Umsatz als auch beim Ergebnis hatten wir eine starke Entwicklung“, sagte Rewe-Chef Lionel Souque. Diese Entwicklung trage dazu bei, dass Rewe „auch die Herausforderungen des Jahres 2020 erfolgreich meistern wird“.

Lionel Souque Rewe Chef

Lionel Souque, Vorstandsvorsitzender der Rewe Group, im Interview

Mit Blick auf die Auswirkungen der Krise sagte der Manager, das Unternehmen sei „kerngesund“. Für das laufende Jahr seien Investitionen in Höhe von zwei Milliarden Euro geplant. Der Umsatzanstieg im Osteuropa-Geschäft war schneller gewachsen als das Inlandsgeschäft. International stieg der Umsatz um 8,2 Prozent auf mehr als neun Milliarden Euro. Im Inland wuchs die Gruppe mit den Marken Rewe, Nahkauf und Rewe to go an Tankstellen beim Umsatz um 3,2 Prozent.

Beim ebenfalls zur Gruppe gehörenden Discounter Penny spürte man die Zurückhaltung in dieser Branche. Der Deutschlandumsatz von Penny stagnierte bei 7,6 Milliarden Euro. Die Zahlen sind geprägt davon, dass Rewe im Jahr 2019 erstmals nach dem neuen Standard IFRS bilanzierte, was eine Vergleichbarkeit mit den Vorjahreswerten im Einzelfall verzerren kann.

Wie wird sich das laufende Geschäftsjahr entwickeln?

Eine Prognose für das laufende Geschäftsjahr ist aktuell kaum zu leisten. Man sei gut ins Jahr gestartet, sagte ein Rewe-Sprecher, gerade auch in der Touristik habe es zunächst eine „sehr positive Umsatzentwicklung“ gegeben. Ab Februar sei diese Entwicklung aber natürlich hinfällig gewesen.

In einem Spiegel-Interview hatte Rewe-Chef Lionel Souque zuletzt angegeben, man verliere gerade „Hunderte Millionen Euro“ in der Touristik, die auch nicht durch die gesteigerten Umsätze im Handel ausgeglichen werden könnten. Bei Rewe in Deutschland rechnet Souque mit einem Umsatzplus – zusätzliche Kosten für Sicherheit, Personal und Logistik würden den Konzern aber wohl einen dreistelligen Millionenbetrag kosten.

Wird noch gehamstert?

Die Zeit der Hamsterkäufe ist vorüber. Die deutlichen Umsatzsteigerungen haben sich wieder normalisiert. Vor allem in einigen Ländern im europäischen Ausland sei sie zuletzt deutlich zurückgegangen, heißt es bei Rewe.

Die meisten Hamsterkäufe habe es demnach in den Kalenderwochen 9, 11 und 12 gegeben. Bei Rewe geht man davon aus, dass künftig es zwei Trends zu beobachten sein werden: Auf der einen Seite ein gesteigertes Bewusstsein für Umwelt, Tierschutz und Gesundheit – auf der anderen Seite eine erhöhte Preissensibilität.

Profitiert das Liefergeschäft?

Zuletzt sagte Lionel Souque, das Liefergeschäft sei noch immer nicht profitabel. Statt einem Prozent des Gesamtumsatzes mache es mittlerweile aber knapp unter zwei Prozent aus. Seit Ende März hat Rewe seine Lieferkapazitäten deutlich erhöht, nachdem die Lieferfenster zuvor teils zwei Wochen im Voraus ausgebucht waren.

Das Liefergeschäft mit Lebensmitteln war in Deutschland bislang grundsätzlich ein schwieriges, erst durch die Krise hatte es zuletzt bei den verschiedenen Anbietern deutlich angezogen. Mittelfristig rechnet man bei Rewe sowohl mit einer schnelleren Entwicklung des Liefergeschäfts, aber auch des Abholservices, bei dem Kunden online eine Bestellung tätigen und diese im Markt abholen.

Wie steht es um die Touristik?

In der Krise hat der Unternehmensbereich Touristik bislang verschiedene Phasen durchlaufen: Zunächst mussten die Kunden aus den Zielgebieten zurückgeholt werden. In einem zweiten Schritt wurde Kurzarbeit in den Reisebüros und bei den Reiseveranstaltern angemeldet, die beiden deutschen Mitarbeitern von DER Touristik von April bis September gilt. Zuletzt wurden die Buchungen für das Jahr 2021 freigeschaltet.

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Der Konzern betont, man habe sich zusätzliche Liquidität für die Touristik gesichert: „Die Liquiditätssituation 2020 ist komplett gesichert, auch bei einem Totalausfall der Touristik“, sagte der Sprecher. Sprich: Selbst wenn bis Jahresende keine einzige Buchung mehr getätigt werden kann, ist die Situation sicher. Rewe hatte bereits angekündigt, keine Staatshilfe in Anspruch nehmen zu wollen.

Und den Baumärkten?

Auch das Baumarkt-Geschäft des Konzerns hat die Krise hart getroffen: In vier Bundesländern mussten die Geschäfte temporär bzw. teilweise geschlossen bleiben. „Das hat das Geschäft schwer belastet“, sagte der Sprecher. Mittlerweile habe sich die Situation aber normalisiert, durch das gute Wetter im April, bei dem viele Menschen im Garten arbeiten, sei die Baumarktsaison zuletzt sehr gut gelaufen.