Der Versicherer DEVK möchte gerne sein Hochhaus am Rhein verwirklichen, die Stadt bleibt zurückhaltend.
Streit über DEVK-HochhausGutachten soll Klarheit über 145-Meter-Turm in Köln bringen
Die Pläne des Kölner Versicherers DEVK, am Rheinufer nahe des Zoos ein neues Hochhaus zu bauen, sind zeitlich wohl in weitere Ferne gerückt. Hintergrund ist eine Auseinandersetzung mit der Stadt Köln um den Bau des 145 Meter hohen Turms.
Die Gespräche mit den Verantwortlichen im Stadthaus seien zuletzt „sehr gut“ verlaufen, sagt Vorstand Bernd Zens bei der Bilanzpressekonferenz. Die Anforderung der Stadt, ein Gutachten der UN-Kulturorganisation Unesco darüber einholen, ob das neue Konzernhochhaus die Sichtachse zum Dom beeinträchtigt, nehme Zeit in Anspruch. Die Kosten dafür liegen bei rund 90.000 Euro, sagte Zens. Das Unesco-Gremium tage aber leider nur einmal im Jahr, jeweils zu Beginn. „Ich rechne nicht damit, dass unser Thema nicht schon 2024 auf der Agenda steht, sondern erst 2025“, so der Versicherungsvorstand.
Drohung mit Wegzug aus Köln
Der Konzern hatte im Vorfeld bereits mit Wegzug aus Köln und Ansiedlung in Monheim gedroht. Dafür hat er sich dort für 15 Monate eine Option für ein Grundstück gesichert. Die Grundstückspläne als Alternative habe man noch nicht aufgegeben, so Zens. Nach früheren Angaben kostet eine neue Zentrale in Monheim rund 630 Millionen Euro und ist damit 220 Millionen Euro günstiger als in Köln. In Monheim plant die DEVK ein zehn- bis elfstöckiges Hochhaus auf größerer Fläche.
Ob es wirklich dazu kommt, ist wohl noch sehr offen. Denn derzeit werden erstmal die Pläne für eine Sanierung des in die Jahre gekommen Firmensitzes in Zoonähe wieder aufgenommen. Laut DEVK soll der Bestandsbau nicht abgerissen, sondern der Rohbau Teil des Neubaus werden. Daher lohne sich auch die Kernsanierung noch. Im Sommer des kommenden Jahres soll es losgehen. Rund 200 Millionen Euro veranschlagt der Konzern für die Renovierung. Parallel läuft für das Kölner Hochhaus ein Architektenwettbewerb, der Mitte 2024 zu einem Ergebnis kommen soll.
Weniger Neugeschäft
Mit Blick auf die Geschäftsentwicklung des vergangenen Jahres zeigte sich Vorstandschef Gottfried Rüßmann nicht gänzlich zufrieden. „Das Neugeschäft war eher schwach“, so Rüßmann. Zwar konnten die Beitragseinnahmen konzernweit um 4,4 Prozent auf 4,3 Milliarden Euro gesteigert werden. Hier war vor allem die Rückversicherung mit stetig wachsenden Einnahmen der Wachstumstreiber. Bei der für die DEVK so wichtigen Kfz-Versicherung lief es hingegen nicht rund. So sanken die Einnahmen in diesem Segment um 1,1 Prozent auf 1,08 Milliarden Euro.
Gründe sind laut Vorstand Michael Knaup vor allem die Inflation und damit deutliche Kostensteigerungen bei Schäden und Reparaturen. Hinzu kommen lange Standzeiten in den Werkstätten, weil im Zuge von Corona und Krieg Lieferketten für Ersatzteile gerissen seien. Auch der Markt für gebrauchte PKW, wo die DEVK traditionell stark ist, brach im vergangenen Jahr ein. Scharfe Kritik übte Vorstandschef Rüßmann an der Preispolitik der Mietwagenfirmen, die nicht nur bei den direkten Kunden, sondern auch den Versicherern die Gebühren für Ersatzfahrzeuge deutlich erhöht hätten. Er schilderte einen Fall, in dem ein Mietwagen für einen Monat 12.000 Euro kosten sollte. Derzeit stehe man in harten Verhandlungen mit den Mietwagenfirmen.
Unter dem Strich lag der Jahresüberschuss des Konzern 2022 bei rund 35 Millionen Euro, nach 92 Millionen im Jahr zuvor. Im laufenden Jahr hofft Vorstandschef Rüßmann auf eine Erholung und ein Ergebnis in der Schaden- und Unfallversicherung von rund 80 Millionen Euro. Einsparungen soll es dabei etwa durch eine höhere Automatisierung geben.