AboAbonnieren

Mehr als 100.000 Kunden in Köln betroffenRheinenergie hebt Gaspreise deutlich an

Lesezeit 3 Minuten
rheinenergie

Köln – Die Rheinenergie dreht deutlich an der Preisschraube. Bereits zum 1. Januar müssen die Kunden mit einem deutlichen Anziehen der Gaspreise rechnen, sagte Rheinenergie-Vorstand Achim Südmeier am Mittwoch im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Betroffen sind mehr als 100.000 Kunden im Kölner Stadtgebiet und in Rösrath.

Demnach steigen die Preise für Gas (Arbeitspreis) zum Jahreswechsel um 26 Prozent. Eine Kilowattstunde kostet dann 7,87 Cent statt bislang 6,07 Cent, also eine Erhöhung um 1,80 Cent. Dies bedeutet für eine Ein- bis Zweizimmerwohnung monatliche Mehrkosten von rund zwölf Euro. In einer Kölner Durchschnittswohnung mit etwa 12.000 Kilowattstunden Jahresverbrauch an Erdgas macht sich die Preisänderung mit Mehrkosten von monatlich rund 18 Euro bemerkbar, und in einem Einfamilienhaus muss man sich auf monatliche Mehrkosten von rund 30 Euro einstellen.

Zuletzt hatte die RheinEnergie ihre Preise für Erdgas im Jahr 2019 angehoben, nachdem sie sie davor (2017) gesenkt hatte. Die jetzige Anpassung wirkt sich nur auf den Verbrauchspreis pro Kilowattstunde (Arbeitspreis) aus, die Grundpreise hingegen bleiben unverändert.

Stärkster Anstieg seit Jahrzehnten

Das ist der deutlichste Anstieg der Gaspreise bei dem mehrheitlich der Stadt Köln gehörenden Versorger seit Beginn der 1990er Jahre. Damals sorgte der Golfkrieg für Turbulenzen auf dem Gasmarkt, weswegen die Preise damals sogar um 31 Prozent angehoben wurden.

Südmeier selbst macht keinen Hehl daraus, dass es sich um „eine erhebliche Preissteigerung“ handelt, die Kölner Verbraucher nun mit der beginnenden Heizsaison verkraften müssen. Hauptgrund für die Preiserhöhung ist der dramatische Anstieg der Gaspreis an den weltweiten Märkten. Seit der Liberalisierung der Gasmärkte vor einigen Jahren wird der Energieträger wie Währungen oder Aktien an Börsen gehandelt, mit entsprechend hohen Schwankungen der Preise.

Für Neukunden wird es noch teuerer

„Der Gaspreis, zu dem wir und andere aktuell einkaufen müssen, ist um 300 Prozent und mehr gestiegen“, sagt Südmeier. Dass die Rheinenergie die Preise „nur“ um ein Viertel anzieht, sei der langfristigen Beschaffungspolitik des Energieunternehmens geschuldet. Denn wie andere Stadtwerke kauft das Unternehmen über einen Zeitraum von 15 Monaten am Energiemarkt ein, so dass der aktuell dramatische Anstieg durch frühere Einkäufe noch geglättet werden kann.

Davon allerdings profitieren nur die Bestandskunden der Rheinenergie, für die die aktuelle Erhöhung gilt. Wer erst jetzt zur Rheinenergie wechselt, muss laut Südmeier mit sogar noch deutlich höheren Preisen rechnen. „Das Gas, was wir zur Versorgung neuer Kunden einkaufen, müssen wir uns ja gerade fast zu 100 Prozent an den hochgelaufenen Energiemärkten kaufen“, sagt Südmeier.

Für die Industrie steigen die Preise drastisch

Dieser Mechanismus trifft derzeit vor allem die Kölner Industrie. Gewerbekunden kaufen grundsätzlich kurzfristig und größere Mengen, die sich die Rheinenergie dann selbst beschafft, eben zu den aktuell sehr hohen Preisen. Für Gewerbekunden würden Preisanstiege beim Gas von mehreren Hundert Prozent also direkt am 1. Januar voll durchschlagen.

Neben den hohen Marktpreisen spielt laut Südmeier der CO2-Preis bei den Erhöhungen eine Rolle. „0,65 Cent des Gaspreises pro Kilowattstunde macht diese Umlage aus“, sagt Südmeier, das entspricht also einem Drittel des baldigen Preisanstiegs. Und der CO2-Preis ist gerade erst angehoben worden und soll weiter steigen, um das Verbrennen fossiler Energieträger unattraktiver im Vergleich zur regenerativen zu machen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Die Versorgungssicherheit für Gaskunden ist übrigens nicht gefährdet. Die Rheinenergie liefert weiter, Gas- und Stromsperren für säumige Zahler werden derzeit ausgesetzt, wie Rheinenergie-Chef Dieter Steinkamp am Dienstag im Rat der Stadt Köln verkündete. Der Strompreis soll übrigens zum Jahreswechsel nicht steigen und voraussichtlich auch nach dem 1. April 2022 stabil bleiben.