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Festakt 75 Jahre Kölner VerbandSteuerberater kritisieren Gesetzgeber für Digitalisierungsstau

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Hagemeister, Präsident des Steuerberater-Verbandes Köln, und Dr. Marcus Optendrenk, Minister der Finanzen des Landes Nordrhein-Westfalen (rechts).

Anlässlich des 75-jährigen Jubiläums des Kölner Steuerberaterverbandes kamen Gäste aus Wirtschaft, Politik und Medien in der Kölner Flora zusammen. Gegenüber des Gesetzgebers hagelte es Kritik.

Grundsteuerreform, Beantragung und Bearbeitung von Corona-Hilfen, Fachkräftemangel – die Steuerberaterbranche steht derzeit vor vielen Herausforderungen. Und so waren dies auch die zentralen Themen beim Festakt in der Flora anlässlich des 75-jährigen Jubiläums des Steuerberater-Verbands Köln, zu der rund 300 Gäste aus Wirtschaft, Politik und Medien, Institutionen, Finanzverwaltung und Gerichtsbarkeit kamen.

Am 12. November 1947 gegründet, sind heute mehr als 3300 Angehörige der steuerberatenden und prüfenden Berufe Mitglieder des Kölner Verbandes. Neben der Interessenvertretung, bietet er Fortbildungen, Unterstützung mit zahlreichen Rahmenverträgen und fördert den fachlichen Austausch. Präsident Gero Hagemeister übte in seiner Rede scharfe Kritik an Politik und Verwaltung. Die Reform der Grundsteuer etwa sei ein Arbeitszeitfresser. „Äußerst unerfreulich ist der permanente Kampf um die Verlängerung von Fristen. Diese sind durchaus kein Gnadenakt, sondern ein begründetes Ansinnen“, sagte Hagemeister.

Dramatischer Fachkräftemangel in der Branche

Es könne nicht sein, dass die Verwaltung immer mehr Verantwortung an die Steuerberater delegiere, die dafür notwendigen Ressourcen jedoch ausblende, so der Managing Partner Rheinland der BDO AG. Ein weiteres zentrales Thema der Branche sei der dramatische Fachkräftemangel und die extreme Arbeitsverdichtung, die neben dem laufenden Geschäft durch die Beantragung von Sofort- und Überbrückungshilfen, Kurzarbeitergeld, Herabsetzungs- und Stundungsanträge entstanden sei.

Als problematisch schilderte Hagemeister auch die zunehmend komplexe Steuergesetzgebung: „Der Sachverstand der Steuerberater wird hierzu häufig zu spät oder sogar gar nicht konsultiert und qualifizierte Stellungnahmen zu Gesetzesvorhaben werden mit absurd kurzen Fristen angefordert.“ Zur Grundsteuerreform etwa habe es keine öffentliche Anhörung gegeben. Ohne fachliche Expertise aus der Praxis werde jedoch keine Verbesserung des Steuerrechts möglich sein.

Mit Blick auf die Zusammenarbeit mit der öffentlichen Verwaltung kritisierte Hagemeister den dort entstandenen Digitalisierungsstau. Der Berufsstand der Steuerberater selbst sei seit der Gründung der DATEV eG im Jahre 1966 ein „Digitalisierungstreiber“, und die Kanzleien hätten im Zuge der Pandemie noch einen zusätzlichen „gewaltigen Digitalisierungsschub“ erhalten, von dem auch die Mandanten profitierten.