Kommentar zur IHK KölnWahl von Nicole Grünewald ist Chance für eine Neuausrichtung
- Völlig überraschend ist Nicole Grünewald zur neuen IHK-Präsidentin gewählt worden.
- Sie hatte ihre Kandidatur lange geheim gehalten und schlug dann den amtierenden Präsidenten Görg.
- Unsere Autorin findet: Die Wahl der streitbaren Kandidatin ist eine Chance – aber die Messlatte liegt hoch.
Köln – Die Reaktionen auf den Ausgang der IHK-Präsidentenwahl reichen von „endlich frischer Wind“ über „Abwahl des Establishments“ bis zu „Katastrophe“ – und spiegeln damit die große Bandbreite der Unternehmerschaft in der traditionsreichen Kölner Institution wider.
Was am Dienstag Abend im Börsensaal geschehen ist, ist aber in der Tat eine Zeitenwende. Erstmals in der 222-jährigen Geschichte wurde mit Nicole Grünewald eine Frau an die Spitze gewählt. Die Kölner Inhaberin einer Werbeagentur folgt damit auf Wirtschaftsgrößen wie Otto Wolff von Amerongen, Alfred Neven DuMont oder Alfred Freiherr von Oppenheim.
Die Welt hat sich seither verändert, die Themen sind heute andere, die Erwartungen der Unternehmer und der Öffentlichkeit auch. Die Wahl einer mittelständischen Unternehmerin mag diesem Umstand Rechnung tragen.
Grünewald gilt als äußerst streitbar
Grünewald gilt vielen als äußerst streitbar und ging vielen Konflikten nicht aus dem Weg. Eine ihrer zentralen Aufgaben wird es nun sein, an der Spitze integrativ zu führen und die zutiefst gespaltenen Lager zu einer konstruktiven Zusammenarbeit zusammenzuführen. Einen Teil konnte sie ja von ihren Ansätzen überzeugen, sonst hätte sie die Wahl nicht gewonnen.
Das könnte Sie auch interessieren:
Das Wahlbündnis „New Kammer“, das sie ins Leben gerufen hat, ist mit großen Wahlversprechen ins Rennen gegangen – mehr Transparenz, eine deutlichere Stimme der Unternehmerinteressen in der Öffentlichkeit, mehr Digitalisierung und vor allem: geringere Beiträge. In all dem liegen große Chancen, die Kammer als wichtigen Player in Köln und der Region besser zu positionieren.
Ein neuer Führungsstil kann dabei auch neue Kräfte freisetzen. Nichts desto trotz wird sich Grünewald in den nächsten fünf Jahren an der Umsetzung messen lassen müssen. Auch aufgrund ihrer Kritik an der bisherigen Führung hat sie die Messlatte hoch gesetzt.