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KonsumLuxus auch in Köln gefragt trotz Krise

Lesezeit 4 Minuten
Vuitton

Louis Vuitton ist wieder im Blau-Gold-Haus.

Köln – Die Lust der Deutschen auf Konsum hat jüngst einen neuen Tiefpunkt erreicht. Weil viele Haushalte gezwungen sind, aufgrund der dramatischen Preissteigerungen bei Energie und Lebensmitteln deutlich mehr Geld auszugeben oder zurückzulegen, wird auf andere Anschaffungen verzichtet. Das Konsumklima sei deshalb auf ein Rekordtief abgestürzt, heißt es vom Marktforschungsunternehmen GfK in Nürnberg.

Es wird gespart – an vielem. Dies gilt aber nicht für alle. Denn dem Luxusgütermarkt scheinen hohe Energiekosten, Ukraine-Krieg und die galoppierende Inflation bisher nichts anhaben zu können. Das Geschäft mit hochpreisigen Artikeln floriert nach wie vor – auch in Köln.

„Menschen, die bislang nicht auf das Geld achten mussten, konsumieren wie bislang weiter und schränken sich nicht ein“, sagt Jörg Hamel, Geschäftsführer des Handelsverbands NRW Aachen-Düren-Köln. Schwierig sei es für die Mittelschicht, in der eine tiefe Verunsicherung herrsche, welche zusätzlichen Kosten auf sie zukämen und die das Geld erstmal zusammen halte. Der Markt teile sich, denn auch im unteren Billigsegment laufe es noch gut.

„Wirtschaftliche Polarisierung der Käufer“

Auch Marktanalytiker der US-Firma Nielsen sehen eine „wirtschaftliche Polarisierung der Käufer“ durch die gegenwärtige Krise. Sie haben einen genaueren Blick auf die Kundengruppen geworfen und liefern einen Erklärungsansatz für die scheinbare Diskrepanz. Die Konsumenten teilen sie in vier große Gruppen ein: Solche, die bereits vor Ausbruch der Krise wirtschaftlich eingeschränkt gewesen seien. Solche, die sich neuerdings einschränken müssten. Ferner besonders vorsichtige Käufer. Und schließlich eine relativ große Gruppe, die keine Einschränkungen hinnehmen müsse.

Eine Einschätzung, die auch Nina Rong teilt, Inhaberin des Modehauses Elscheidt auf der Mittelstraße. „Wir erleben, dass Kunden, die sehr hochpreisig kaufen, dies auch weiterhin im bisherigen Umfang tun“, sagt Rong. Gefragt seien vor allem exklusive Labels, die nicht überall zu haben seien. Allerdings breche die Mittelschicht der Käufer und Käuferinnen weg. „Wir spüren, dass viele Kunden mittlerweile abwartender und überlegter kaufen“, sagt Rong, oder aber auf Reisen im Urlaub. „Dort stimmt dann das Umfeld und die Stimmung“.

Und hier sieht die 39-jährige Geschäftsfrau ein strukturelles Problem in Köln. „Während andere Städte wie auch Düsseldorf ihre Luxus-Meilen aufpolieren, kümmert man sich hier überhaupt nicht darum“. Das Erscheinungsbild sei heruntergekommen. Auch unter der Verkehrsberuhigung hat das Modehaus zu leiden. „Viele unserer Kundinnen beklagen, dass sie uns nicht mehr gut erreichen. Die fahren dann eher nach Düsseldorf, weil dort die Erreichbarkeit und das Umfeld besser sind“, sagt Rong.

Langfristige Ausgaben statt spontante Lustkäufe

Auch ein paar hundert Meter Luftlinie entfernt, im traditionsreichen Einrichtungshaus Pesch am Kaiser-Wilhelm-Ring beobachtet man Veränderungen. „Natürlich spüren auch wir mittlerweile eine erhöhte Verunsicherung. Allerdings sind unsere Frequenzen erst seit Juli gesunken, davor waren wir auf hohem Niveau ausgelastet“, sagt Geschäftsführer Hartmut Röhrig. Man habe es in der Einrichtungsbranche mit langfristigen Anschaffungen zu tun, es gehe ohnehin weniger um Spontan- oder Lustkäufe, mehr um eine Art von Investition in Lebensqualität für die kommenden Jahre.

„Es kommt also darauf an, wie die Menschen die Krise und ihre Dauer einschätzen. Viele lassen sich natürlich noch etwas mehr Zeit als gewohnt für ihre Entscheidung, sie wollen sich sicher sein“, sagt Röhrig. Die Lage sei heute anders im Vergleich zum Beginn der Corona-Pandemie.

„Für unsere Kunden, die oft Stammkunden sind, war es während der Pandemie die richtige Zeit um sich um ihr Zuhause zu kümmern, um den Rückzugsort.“ Viele hätten aufgeschobene Entscheidungen getroffen, gemeinsam mit Pesch Konzepte geplant, oder sich einfach einige Wünsche erfüllt und sich spontaner als sonst Designstücke besorgt. „Diese Dynamik gibt es heute nicht mehr“, sagt Röhrig.

Kunden kaufen überlegter

Auch in den Flagship-Stores großer Modekonzerne in der Nähe des Dom-Hotels ist zu hören, dass überlegter gekauft wird. Namentlich möchte keiner genannt werden, da die Pressearbeit meist ausschließlich über die Zentralen etwa in Paris oder Rom laufen muss. „Aber wir erleben auch immer wieder, dass Kunden, die extrem wohlhabend sind, nach wie vor nicht zögern, ein Produkt für mehrere tausend Euro zu kaufen“, sagt eine Mitarbeiterin.

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Das belegen auch die jüngsten Zahlen. Luxusgüterkonzerne wie LVMH (Louis Vuitton Moet Hennessy), Kering (Gucci, Yves Saint Laurent, Balenciaga), Hermes oder Prada glänzten im ersten Halbjahr mit hohen Umsatzzuwächsen und üppigen Gewinnen. Vor allem in Europa und den USA liefen die Geschäfte hervorragend. LVMH berichtete, die Erträge bei den hauseigenen Modemarken wie Luis Vuitton, Dior oder Fendi hätten neue Rekordhöhen erreicht. Aber auch das Geschäft mit Champagner und Uhren sei hervorragend gelaufen.

Dabei hatte die Corona-Krise der Luxusgüterindustrie 2020 noch den größten Einbruch ihrer Geschichte beschert. Doch war das ein kurzes Zwischenspiel. Nach einer Studie der Unternehmensberatung Bain übertraf der weltweite Markt für Luxusgüter schon 2021 wieder das Vor-Corona-Niveau. Und der Aufwärtstrend scheint ungebrochen.