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Spezialchemie-KonzernLanxess-Chef Zachert sieht Attraktivitätsverlust Deutschlands

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Matthias Zachert, Vorstandsvorsitzender der Lanxess AG, spricht auf der Bilanzpressekonferenz.

Matthias Zachert, Vorstandsvorsitzender der Lanxess AG, spricht auf der Bilanzpressekonferenz.

Lanxess-Chef Matthias Zachert kritisiert die deutsche Politik und will in den USA wachsen. Der Umsatz ist gestiegen, dennoch fällt der Aktienkurs.

Der Kölner Spezialchemie-Konzern Lanxess wächst und distanziert sich von deutscher Wirtschaftspolitik. „Deutschland verliert an Attraktivität“, sagte Vorstandsvorsitzender Matthias Zachert bei der Bilanzpressekonferenz am Mittwochmorgen in Köln.

Er kritisierte die Energiepreise in der Bundesrepublik und appellierte einen „Belastungsstopp“ und einen „Bürokratieabbau“ dringend einzuleiten. Genehmigungen müssten beschleunigt und Investitionen in Infrastruktur schneller ermöglicht werden, sagte Zachert.

Die USA überholen uns, während wir in Regularien feststecken
Matthias Zachert, Vorstandsvorsitzender der Lanxess AG

Konkret sagte der Vorstandsvorsitzende, Europa werde im internationalen Batteriemarkt maximal auf Platz zwei oder drei landen. „Die USA überholen uns, während wir in Regularien feststecken“, sagte Zachert. Mit Blick auf die deutsche Bürokratie sprach der Manager wörtlich von einem „Reporting-Monster“.

Es trifft den Bürger
Matthias Zachert, Vorstandsvorsitzender der Lanxess AG

Mit Blick auf den deutschen Energiemix schloss Zachert auch eine Verlängerung der Laufzeiten von Atom- und Kohlekraftwerken nicht aus. „Mein Apppell: In Zeiten, in denen der Strompreis durch die Decke geht, muss die Politik für mehr Angebot sorgen. Und wenn das durch Bürokratie oder sonstige Hürden nicht geht, dann nutzt halt so lange Atom oder Kohle", sagte Zachert auf Nachfrage. Eine Energiekrise führe mittelfristig zu einer Deindustrialisierung und damit zu einem nachhaltigen Wegfall von Lohnsteuereinnahmen und Arbeitsplätzen in Deutschland.

Wenn Deutschland eine Export-Nation bleiben wolle, müsse man die Energiepreise im Blick haben – die USA und China seien beim Energiemix billig, Deutschland sehr teuer. Dafür zahle der Bürger irgendwann den Preis. „Es trifft den Bürger“, sagte Zachert.

Lanxess will das operative Ergebnis im Jahr 2023 trotz der konjunkturellen Belastungen in etwa stabil halten. In Summe soll der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) 2023 das 2022 erreichte Niveau von 930 Millionen Euro erreichen. Das entsprach einem Plus von gut 14 Prozent zum Vorjahr.

Stützend soll die 2022 abgeschlossene Übernahme des Microbial-Control-Geschäfts vom US-Duftstoff- und Aromenhersteller IFF sein. Gegenwind kommt laut Lanxess zumindest in den ersten Monaten des Jahres durch einen andauernden Lagerabbau bei den Kunden sowie die Folgen hoher Energiepreise.

Der Umsatz stieg 2022 auch dank Übernahmen um rund ein Drittel auf 8,1 Milliarden Euro. Zudem sei es gelungen, die deutlich gestiegenen Kosten für Energie und Rohstoffe in vollem Umfang auf die Kunden umzulegen. Die Dividende soll mit 1,05 Euro je Aktie stabil bleiben.

Lanxess: Anleger kehren dem Kölner Chemiekonzern den Rücken

Dennoch kehren Anleger dem Kölner Chemiekonzern aus dem MDax nach einem enttäuschenden Ausblick auf das erste Quartal den Rücken. Die Titel verlieren im frühen Handel rund vier Prozent. Für das erste Quartal erwartet Lanxess angesichts der weiter hohen Energiepreise einen Rückgang des bereinigten Ergebnis auf 180 bis 220 Millionen Euro. Damit liege der Konzern unter den Erwartungen, sagte ein Marktteilnehmer.