Leverkusener Konzernchef erwartet JobabbauBayer macht Milliardenverlust
Köln/Leverkusen – Die Folgen der Corona-Pandemie haben den Leverkusener Bayer-Konzern im dritten Quartal des Jahres weiter erheblich belastet. Der Umsatz des Pharma- und Agrarchemiekonzerns war um 13,5 Prozent rückläufig und betrug von Juli bis September rund 8,5 Milliarden Euro, teilte Bayer am Dienstag mit. Ungleich stärker brach der Vorsteuergewinn ein und betrug nach etwa 2,82 Milliarden Euro im Vorjahresquartal nun lediglich noch 894 Millionen Euro – ein Einbruch um mehr als 60 Prozent. Unter dem Strich steht gar ein Verlust von 2,74 Milliarden Euro
Kleinere Anbauflächen
Insbesondere in der Landwirtschaft lief es für Bayer miserabel: Die größte Division Crop Science mit Saatgut und Pflanzenschutzmitteln hatte im Vorjahresquartal noch einen operativen Gewinn von 500 Millionen Euro eingefahren, nun steht ein Verlust von 32 Millionen Euro in den Büchern. Für das schlechte Ergebnis sind zum einen Umsatzrückgänge verantwortlich. In Nordamerika schrumpften die Erlöse vor allem wegen hoher Retouren bei Maissaatgut und Baumwolle um 41 Prozent – Grund dafür sind laut Bayer-Chef Werner Baumann kleinere Anbauflächen als ursprünglich geplant. Auch Herbizide verkauften sich schlechter. Darüber hinaus machen die Leverkusener Währungseffekte in Höhe von 123 Millionen Euro für ihr schlechtes Ergebnis verantwortlich, besonders die Abwertung des Brasilianischen Real.
Etwas besser lief es im Pharmageschäft, das zwar weitgehend stagnierte, aber immerhin nicht mehr stark negativ beeinträchtigt war: Während die Zahlen wegen coronabedingt verschobener Behandlungen im zweiten Quartal noch eingebrochen waren, erholte sich das Geschäft mit Bayers Bestsellern im vergangenen Vierteljahr deutlich: Die Umsätze mit dem Gerinnungshemmer Xarelto legte um 14 Prozent zu, das Augenmedikament Eylea schaffte es immerhin wieder auf plus zwei Prozent.
Stark gefragt waren in der Krise hingegen Arzneien gegen Magen-Darm-Erkrankungen und Nahrungsergänzungsmittel aus Bayers Consumer-Health-Sparte mit rezeptfreien Medikamenten. Letztere hätten vom derzeit starken Fokus auf die eigene Gesundheit profitiert. Wegen der erhöhten Schutz- und Hygienemaßnahmen gegen das Coronavirus seien die Umsätze bei Allergie- und Erkältungsmitteln hingegen zurückgegangen.
„Wie jedes Unternehmen hat uns das Jahr 2020 mit großen Herausforderungen konfrontiert, die wir zu Beginn des Jahres nicht erwartet hatte“, sagte Bayer-Vorstandschef Werner Baumann.
Bayer schreibt 9,3 Milliarden Euro ab
Wegen der auch mittelfristig schlechten Aussichten in der Landwirtschaft müssen die Leverkusener nun wie bereits angekündigt 9,3 Milliarden Euro im Agrargeschäft abschreiben. Die 57 Milliarden Euro teure Übernahme von Monsanto, mit der Bayer 2018 zum weltgrößten Hersteller von Saatgut und Pflanzenschutzmitteln wurde, bewertet Baumann dennoch weiter als richtige Entscheidung. Man müsse die derzeitige Situation von der strategischen Perspektive trennen, so der Vorstandsvorsitzende. „Wir sehen dieses Geschäft in einem wachsenden Markt langfristig sehr gut aufgestellt“, sagte Baumann.
Im Rahmen des Anfang Oktober angekündigten Sparprogramms geht der Bayer-Chef nun davon aus, dass es zu einem weiteren Jobabbau kommen werde, sagte er. Bislang hieß es lediglich, ein solcher Schritt werde geprüft. Wie viele und welche Arbeitsplätze davon betroffen sind, sei aktuell noch unklar, so Baumann. Neuigkeiten gibt es wohl erst Anfang 2021.
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Im Rechtskomplex Glyphosat kommt Bayer bereits voran. Unternehmensangaben zufolge konnte bei fast 88 500 Klagen Einigung erzielt werden. Für mehrere Zehntausend Klagen krebskranker Menschen, die ihre Erkrankung auf Glyphosat-haltige Mittel von Bayers US-Tochter Monsanto zurückführen, steht dieser Schritt noch aus. Mit Blick auf künftige Klagen ist Bayer aktuell noch in Verhandlungen mit der Gegenseite. Einen ersten Lösungsvorschlag hatte der zuständige Richter im Sommer kritisiert, Bayer hatte ihn daraufhin zurückgezogen. Werner Baumann kündigte nun einen neuen Vorschlag an, der den Konzern vermutlich etwa zwei Milliarden Dollar kosten werde – 750 Millionen Dollar mehr als ursprünglich angedacht. Details dazu stehen aktuell noch aus.