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Ab wann bin ich reich?Mit diesem Vermögen gehören Sie zu den obersten zehn Prozent

Lesezeit 3 Minuten
Vermögen Symbolbild

  1. Glauben Sie, dass Sie nicht reich sind? Um zu den vermögendsten zehn Prozent der Deutschen zu gehören, reicht schon ein sechsstelliges Vermögen.
  2. Je nach Altersgruppe ändert sich die Reichtumsgrenze allerdings. Unter 30-Jährigen reicht schon ein fünfstelliger Betrag, um als reich zu gelten.
  3. Wir beantworten, was einen in die Liga der Wohlhabenden katapultiert.

Köln – Die Deutschen reden nicht gern übers Geld, das ist anders als in Amerika. Aber es geht nicht nur darum, vor anderen nicht als Angeber dazustehen. Die Deutschen sind auch zu sich selbst ziemliche Tiefstapler. Die meisten halten sich für ärmer als sie sind. Doch wohlhabend sind in der Bundesrepublik mehr Menschen, als sie glauben. Wir reden nicht von den Quandts, Albrechts oder Hopps. Das sind Superreiche. Gemeint sind hier so genannte Wohlhabende. Als solche zählt man jene zehn Prozent, die am meisten Vermögen haben. Und zu den denen gehört man schon viel eher, als die meisten Durchschnittsbürger vermuten würden.

Eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt nun, welche Haushaltstypen besonders viel besitzen – aber auch, dass die oberen zehn Prozent keinesfalls nur aus Millionären bestehen.

477.200 Euro reichen

Um in Deutschland zu den vermögendsten zehn Prozent zu gehören, müssen Haushalte 477 200 Euro besitzen – zum Beispiel in Form von Immobilien, Aktien oder Spareinlagen. „Ein Haushalt benötigt in etwa den siebenfachen Betrag des so genannten Medianvermögens, also des Vermögens genau in der Mitte der Verteilung, um es ins oberste Zehntel zu schaffen“, heißt es dazu vom IW. Zum Vergleich: Bei der Einkommensverteilung befindet sich die Grenze zu den oberen zehn Prozent nur in etwa beim doppelten Medianeinkommen. Die Vermögen sind hierzulande also deutlich ungleicher verteilt als die Einkommen.

Um in der jeweils eigenen Altersgruppe zu den reichsten zehn Prozent zu gehören, bedarf es dabei höchst unterschiedlicher Vermögen. Gehört ein Hauptverdiener beispielsweise der Gruppe der 55- bis 59-Jährigen an, muss sein Haushalt mindestens 625 000 Euro besitzen, um es ins oberste Zehntel seiner Altersgruppe zu schaffen.

WI-Verteilung-Haushaltsnettovermoegen

Ist der Hauptverdiener indes unter 30 Jahre alt, reicht schon ein Vermögen von etwas mehr als 71 000 Euro aus, um zu den reichsten zehn Prozent der Vergleichsgruppe zu gehören. Überraschend ist dabei, dass es in dieser Altersgruppe, den Twens, die größten Vermögensunterschiede gibt. Denn ein durchschnittlicher Deutscher zwischen 20 und 30 Jahren besitzt nur ein Vermögen von 5000 Euro (Median), also müsste er sein Vermögen um den Faktor 14 vervielfachen, wenn er zum reichsten Zehntel aufschließen möchte.

Vermögensbildung erst im Alter

Vermögensbildung findet bei den Deutschen also ganz offensichtlich erst im Alter statt. Bei den 55- bis 59-Jährigen reicht für den Sprung vom Durchschnitt (Median) in die oberen zehn Prozent der Altersgruppe das fünffache Vermögen. „Mit steigendem Alter nehmen die relativen Unterschiede ab, da die Anzahl der Haushalte zunimmt, die bereits ein gewisses Vermögen aufbauen konnten“, erklärt IW-Ökonomin Judith Niehues.

Ebenfalls förderlich für den eigenen Wohlstand ist laut Studie die Beziehungskonstellation, in der man lebt: Das Medianvermögen in der Gruppe der Singles und Alleinerziehenden liegt bei 20 000 Euro. Zusammenlebende Paare kommen im Mittel auf mehr als 151 000 Euro.„Den größten Anteil am Vermögen der privaten Haushalte haben Immobilien. Meist ist das abbezahlte Häuschen die Grundlage des Vermögens und katapultiert einen in die Liga der Wohlhabenden“, sagt Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Sparkassen-Fondsgesellschaft Deka, im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Auch bei Menschen, die niedrigere Vermögen haben, mache Immobilienbesitz den größten Batzen aus.

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Übrigens sind die durchschnittlichen Vermögen in den meisten west-europäischen Ländern viel größer. Oberflächlich betrachtet könnte das am Wohneigentum liegen. Denn nur 45 Prozent der Deutschen leben im Eigenheim. In Italien tun dies 60 Prozent, in Portugal 70 und in Spanien sogar mehr als 80 Prozent, wie eine Studie des IW von 2014 ergab. Das aber ist nicht der Grund für das schlechte Abschneiden der Deutschen. Denn bei den Vermögensmessungen werden im Ausland die erwarteten Renten mitgezählt, in Deutschland nicht.