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AuswertungWo in Köln die Mieten am höchsten sind – und wo sie zuletzt sanken

Lesezeit 4 Minuten
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Häuser auf der Alteburger Straße

  1. Trotz Corona sind auch 2020 die Preise auf dem Kölner Wohnungsmarkt deutlich gestiegen.
  2. Eine neue Auswertung schlüsselt genau auf, wo Mieten- und Kaufpreise zurzeit besonders hoch oder niedrig sind.
  3. Dabei zeigt sich: Entgegen dem Trend gibt es auch einige Stadtteile, in denen die Miete zuletzt sank.
  4. Ein Stück aus unserem Archiv. Der Text erschien zuerst im Oktober 2020.

Köln – Die Corona-Pandemie wirft derzeit einen großen Teil des (Wirtschafts-)lebens durcheinander – nur dem Wohnungsmarkt scheint sie nichts anhaben zu können. Auch im Jahr 2020 sind die Miet- und Kaufpreise für Wohnraum in Köln insgesamt deutlich gestiegen.

Wie eine Auswertung des Kölner Maklerunternehmens Kampmeyer ergab, stieg der Preis für eine Eigentumswohnung im Bestand um 10,7 Prozent von durchschnittlich 3613 Euro auf 4000 Euro pro Quadratmeter. Der Mietpreis für eine Bestandswohnung wuchs von 2019 auf 2020 um 7,5 Prozent auf 12,30 Euro pro Quadratmeter. Für die verschiedenen Bezirke ergaben sich dabei naturgemäß sehr unterschiedliche Zahlen. In einigen wenigen Stadtteilen sanken die Mieten sogar entgegen dem Trend. Ein Überblick über die wichtigsten Zahlen und Fakten.

Eigentumswohnungen im Bestand

Die Spannbreite ist hoch: In Meschenich – wo auch die Hochhaussiedlung „Auf dem Kölnberg“ liegt – kostet der Quadratmeter im Bestand im Schnitt 1700 Euro. In der Neustadt-Süd dagegen sind es 5000 Euro. Mittlerweile übertreffen die Preise in der Kölner Innenstadt sogar die Rodenkirchener Villenviertel.

Die stärksten Preisanstiege verzeichneten im vergangenen Jahr Ehrenfeld (plus 23,7 Prozent), Mülheim (plus 23,3 Prozent) und Chorweiler (20,9 Prozent) – wenn auch aus ganz unterschiedlichen Gründen. In Chorweiler spielt laut Kampmeyer-Geschäftsführer Roland Kampmeyer eine Rolle, dass die Preise dort bislang so niedrig waren, dass noch vergleichsweise viel Spielraum besteht. Ehrenfeld ist dagegen durch seine Kultur- und Clubszene besonders attraktiv – und das Angebot sehr begrenzt. Mülheim ist derweil der Bezirk, in dem aktuell am meisten Bewegung herrscht: In Mülheim-Süd entsteht viel neuer (Miet-)wohnraum, der die Attraktivität des Bezirks in den kommenden Jahren deutlich steigern dürfte.

WI-Eigentumswohnungen

Besonders gering war der Preisanstieg mit je 3,4 Prozent in den Bezirken Lindenthal und Porz. „Lindenthal hat in den vergangenen Jahren eine sehr hohe Preisentwicklung mitgemacht“, sagt Kampmeyer. „Deswegen bewegen sich die Zahlen hier aktuell langsamer.“ Die Porzer Zahlen lassen sich schwer interpretieren, da hier sehr unterschiedliche Lagen aufeinandertreffen– von stark nachgefragten Häusern in Zündorf bis zu Hochhaussiedlungen in Finkenberg.

Mietwohnungen im Bestand

Für Mieter ist es eine gute Nachricht: Die Mietpreise in Köln steigen längst nicht so schnell wie die der Eigentumswohnungen. „Miet- und Kaufpreise haben sich ein Stück weit voneinander entkoppelt“, sagt Kampmeyer. Vor allem die Eigentumswohnungen im Bestand treiben dabei die Preise – die Mieten gehen nicht in gleichem Maße mit.Die im Schnitt günstigsten Mieten gibt es aktuell in Chorweiler (sieben Euro pro Quadratmeter), die teuersten in der Altstadt-Süd (13,8 Euro). Auch hier gibt es große Unterschiede zwischen den hochpreisigen Innenstadtlagen und den teils durch Hochhaussiedlungen geprägten Wohnlagen am Stadtrand.

WI-Mietwohnungen

In einigen Stadtteilen sind die Mieten zuletzt sogar leicht gesunken: So zum Beispiel in Roggendorf/Thenhoven (minus vier Prozent), Raderthal (minus 2,6 Prozent), Fühlingen und Volkhoven/Weiler (je minus 2,1 Prozent), Esch/Auweiler (minus zwei Prozent), Poll (minus 1,9 Prozent) und Holweide (minus ein Prozent). Ein Trend sei hier aber nicht erkennbar, sagt Kampmeyer. Die Bestände in Köln seien teils von sehr unterschiedlicher Qualität – und je nachdem, was neu auf den Markt komme, könnten die Preise durchaus auch einmal in die andere Richtung schwingen.

Prognose

„2020 ist für mich eine Fortsetzung des Trends der vergangenen Jahre“, sagt Kampmeyer. „Und wir werden weiter steigende Preise in allen Segmenten sehen.“ Auch Corona wird daran wohl nichts ändern. Kampmeyer weist außerdem darauf hin, dass die Forderung nach mehr Wohnraum in der wachsenden Stadt zwar wichtig sei – man sich aber nicht nur auf die Kölner Stadtgrenzen beschränken müsse.

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„Im Wandel der Strukturen des Rheinischen Reviers sehe ich das Potenzial, das uns in Köln fehlt und auch in absehbarer Zukunft fehlen wird. Für eine zukunftsfähige Region müssen wir Wohnen, Infrastrukturen und insbesondere Mobilitätskonzepte in die Fläche denken.“ In seiner Untersuchung wertete das Unternehmen die in den Stadtteilen veröffentlichten verschiedenen Inserate aus.

Finanzierung

Mit Blick auf die Finanzierung von Immobilien lasse sich laut Hypovereinsbank aktuell ein „sehr rationales Verhalten“ beobachten. „Im Moment bringen unsere Privatkunden bei der Immobilienfinanzierung trotz der hohen Kaufpreise rund 20 Prozent Eigenkapital mit“, sagt Andreas Kinnel, Regionalbereichsleiter West. Außerdem entschieden sich aktuell viele Kunden für lange Zinsbindungen von bis zu 30 Jahren. Die anfängliche Tilgung betrage im Schnitt drei Prozent.