Der Discounter wirbt mit „Wer wird Millionär?“-Moderator Günther Jauch für seine sogenannte Kreislaufflasche. Doch es gibt scharfe Kritik.
Greenwashing-VorwürfeKritik an Lidl-Werbung mit Günther Jauch wächst – Discounter reagiert
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Discounter Lidl steht wegen einer Werbung mit „Wer wird Millionär?“-Moderator Günther Jauch in der Kritik. Der Konzern wehrt sich mit teils sehr eigenwilliger Argumentation.
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Discounter Lidl wehrt sich gegen Greenwashing-Vorwürfe, die wegen einer neuen Werbekampagne mit Günther Jauch erhoben werden. Nachdem der „Wer wird Millionär?“-Moderator die Anschuldigungen bereits zurückgewiesen hatte, äußert sich jetzt auch Lidl selbst. Unter anderem hatte das Umweltbundesamt (UBA) Kritik an der Werbekampagne geäußert. Vor allem die Verwendung einer Studie sorgt für Kritik.
Lidl behauptet in seiner Kampagne „Aus Liebe zur Natur“, dass das System mit der sogenannten Kreislaufflasche umweltfreundlicher sei als herkömmliche Mehrweg-Pfandsysteme. Lidl rühmt sich damit, dass es seine Einweg-Pfandflaschen recycle und laut Studien dadurch einen geringeren CO₂-Fußabdruck hinterlasse. Das UBA kritisiert, dass Lidl dabei bewusst Studien zu seinem Vorteil auslege.
Günther Jauch: Kritik an neuer Werbekampagne für Lidl – Discounter reagiert
So vergleiche Lidl ein auf den Discounter optimiertes Einwegsystem mit Mehrwegsystemen, die für verschiedene Anbieter gedacht seien. Auch sei es nicht möglich, das System der sogenannten Kreislaufflasche ohne zugeführtes Plastik, egal ob recycelt oder neu, aufrechtzuerhalten. Zudem nutze Lidl für seine Behauptungen teils Studien, die zehn Jahre alte Daten enthalten würden.
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Wolf Tiedemann, Vorsitzender der Lidl-Stiftung, wehrt sich gegenüber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ gegen die Anschuldigungen. Man habe die Kreislaufflasche mit teils zehn Jahre alten Daten verglichen, „weil es keine aktuellen Oköbilanzen für Mehrweg gibt“, krisiert Tiedemann. Die Argumentation erscheint merkwürdig, denn eine Werbekampagne auf zehn Jahre alte Daten zu stützen, ist durchaus gewagt.
Greenwashing? Lidl nutzt mehr als zehn Jahre alte Studien für Werbung mit Einwegpflasche
Lidl reagierte zudem auf die Kritik mit einem eigenen Faktencheck, in dem das Unternehmen ebenfalls bemängelt, dass es keine aktuelle Ökobilanz für Mehrweg-Pfandsysteme gebe. Lidl habe stattdessen eine aktuelle Bilanz für Einwegflaschen vorgelegt, räumt aber ein: „Der Studie liegen die für die Mehrwegflaschen aktuellen öffentlichen verfügbaren Daten zugrunde.“ Auch das Umweltbundesamt verwende in seiner aktuellen Bilanz diese Daten.
Dennoch vergleicht Lidl damit Daten aus den Jahren 2008, 2010 oder 2013 mit einer aktuellen Studie zu Einweg-Pfandflaschen. Der Discounter behauptet unter Verweis auf die Ergebnisse, dass die Einweg-Pfandflasche deutlich umweltfreundlicher als Mehrweg-Pfandsysteme sei, ohne dabei allerdings über aktuelle Daten über Mehrweg-Pfandsysteme zu verfügen.
Neue Lidl-Werbung: Günther Jauch wehrt sich gegen Greenwashing-Vorwürfe
Zum Vorwurf, dass externes Plastik für das Kreislaufsystem der Einweg-Pfandpflasche benötigt werden, schreibt Lidl: „Die Kreislaufflaschen bestehen vollständig aus Recyclingmaterial und werden ausschließlich aus bei Lidl und Kaufland zurückgegebenen gebrauchten Einwegflaschen hergestellt. Dazu gehören - entsprechend der Struktur des deutschen Einweg-Pfandsystems - auch Flaschen anderer Hersteller.“ Lidl bestreitet also nicht die Verwendung externer Plastikflaschen, begründet dies aber damit, dass es auch in Mehrweg-Pfandsysteme auch „externe Materialaufnahmen“ geben würde.
Günther Jauch hatte in einem Interview mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ die Vorwürfe gegen seine Werbekampagne für den Discounter ebenfalls zurückgewiesen. „Es ist eine ökologische Getränkeverpackung, zu der es allerdings noch Aufklärungsbedarf gibt“, sagte der Moderator von „Wer wird Millionär?“. (shh)