Mehr Lippenstift nach MaskenpflichtDas Comeback der deutschen Kosmetikbranche
Köln/Düsseldorf – Die zurückliegenden Pandemiejahre waren keine gute Zeit für Unternehmen, die ihr Geld mit dekorativer Kosmetik verdienen. Wozu Lippenstift tragen, wenn Anlässe rar sind und er in der Öffentlichkeit stets unter einer Maske verschwindet? Wieso Make-up verwenden, wenn durch die Laptop-Kamera ohnehin alles verschwimmt? „Die Unternehmen haben wahnsinnig geblutet“, bestätigt Martin Ruppmann, Geschäftsführer des Kosmetikverbands VKE. „Die Umsätze sind teilweise um bis zu 60 Prozent zurückgegangen.“
Jetzt aber, wo die Maskenplicht an vielen Orten gefallen ist, erlebt die Kosmetikbranche eine kleine Renaissance. Die ersten Nachrichten gab es aus Frankreich: Dort stieg einem US-Marktforschungsinstitut zufolge der Verkauf von Lippenpflegeprodukten prompt um 35 Prozent, als die Maskenpflicht fiel. „In Frankreich sind die Zahlen extrem nach oben gegangen“, sagt Ruppmann. „Die Französinnen legen ja auch sehr viel Wert auf ihr Äußeres. Ich glaube, diesen Effekt werden wir jetzt auch in Deutschland sehen.“
L'Oréal beobachtet zweistelliges Wachstum
Aus der Branche sind bereits erste entsprechende Stimmen zu vernehmen. Der Kosmetikkonzern L‘Oréal beobachtet hierzulande im April nach dem Wegfall der Maskenpflicht ein „sehr deutlich zweistelliges Wachstum bei Lippenstiften“. „Wir sehen, dass das Segment Lippe im Vergleich zu unseren weiteren Kategorien die stärkste Dynamik im Markt aufweist“, sagt Alma Lipa, General Managerin für Deutschland und Österreich.
Auch bei der L’Oréal-Marke Maybelline ist man optimistisch: „In Deutschland planen laut einer internen Studie zwei Drittel der Konsumentinnen und Konsumenten, in der Zeit nach der Corona-Pandemie Make-up-Produkte für soziale Events zu verwenden“, so General Managerin Judith Lergetporer. Vor allem bei Lippenstiften rechnet man mit einem Anstieg.
Douglas sieht positiven Trend
Etwas verhaltener zeigt man sich beim Düsseldorfer Douglas-Konzern. „Generell rechnen wir mit einer langsamen Erholung der Kategorie Make-up nach dem Wegfall der Maskenpflicht, denn wir erkennen hier durchaus einen positiven Trend“, sagt eine Sprecherin. „Es bleibt abzuwarten, wie sich hier die Nachfrage künftig verteilt.“
Sie beschreibt, wie sich das Konsumentenverhalten mit Beginn der Pandemie verändert habe: „Die Kategorie Make-up wurde deutlich weniger nachgefragt, insbesondere die Bereiche Lippen und Teint.“ Stattdessen habe der Fokus auf Augen-Make-up und speziell auch Nägeln gelegen. „Durch die Etablierung der professionellen DIY-Maniküre und -Pediküre, hervorgerufen durch die lange Schließung der Nagelstudios, hat diese Kategorie enorm gewonnen.“
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Auch heute liegen die Umsatzzahlen der Branche im Schnitt noch ganze 29 Prozent unter dem Niveau von 2019, wie Martin Ruppmann beschreibt. Das entspricht jedoch bereits einem Plus von 36 Prozent gegenüber den Zahlen von 2021. „Da sehen Sie, wie gewaltig die Delle war“, so der VKE-Geschäftsführer. „Das öffentliche Leben war ja völlig zum Erliegen gekommen.“ Wie die Unternehmen blickt er aber positiv in die Zukunft: „Jetzt kommt der Sommer und damit die Zeit, mit Farbe sein Empfinden auszudrücken.“