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Mammutprojekt nach Erdbeben in NiederlandenWarum Kölner Haushalte auf Gas mit mehr Energie umgestellt werden

Lesezeit 3 Minuten
Erdgasumstellung in Köln

Ein Monteur der Rheinischen Netzgesellschaft übernimmt die Arbeiten an den Geräten.

383.000 Haushalte sind betroffen, die Operation soll 2028 abgeschlossen sein.

Bis heute sind 140.000 von circa 383.000 Haushalten im Netzgebiet der Rheinischen Netzgesellschaft in Köln und dem Umland von L-Gas auf H-Gas umgestellt worden. Mit dem Mammutprojekt wird die Erdgasqualität in ganz Deutschland vereinheitlicht. Bis 2028 soll die Operation abgeschlossen sein, die Hochphase steht noch bevor.

Die Umstellung ist notwendig, weil die Fördermengen in den Niederlanden zurückgehen, berichtet Nathalie Schmidt, Teilprojektleiterin Kommunikation der Rheinischen Netzgesellschaft.

Ab Mitte der 1960er Jahre lieferten die Niederlande L-Gas nach Deutschland. Das Gas wurde hauptsächlich in Westdeutschland verwendet. In anderen Teilen der Bundesrepublik wird H-Gas genutzt, das unter anderem aus Norwegen und früher aus Russland geliefert wurde.

Schon 2015 zeichnete sich Verknappung des L-Gases ab

Das Groningen-Gasfeld in den Niederlanden enthält zwar noch circa 450 Milliarden Kubikmeter Gas, die niederländische Regierung beendete die Förderung nun aber wegen der Erdbeben in der Provinz, die für gewaltige Schäden an Häusern gesorgt haben. Schon 2015 zeichnete sich eine Verknappung ab, weshalb man damit begann, auf H-Gas umzustellen.

Der Unterschied zwischen L-Gas und H-Gas liegt in der chemischen Zusammensetzung. Die Gase haben unterschiedliche Verbrennungswerte, „H“ steht für high, „L“ für low. Der Energiegehalt von H-Gas ist dementsprechend höher als der von L-Gas, was die Effizienz von H-Gas erhöht. Allerdings müssen darauf auch die Geräte angepasst sein, die das Gas verbrauchen.

Umstellung von L-Gas auf H-Gas in Köln

Auch Geräteteile müssen bei der Umstellung ausgetauscht werden.

„Was zu tun ist, variiert je nach Gerät“, sagt Schmidt. „In einigen Fällen müssen wir die Gasdüsen austauschen, bei anderen Geräten eine Einstellung vornehmen, oder gegebenenfalls beides. Außerdem wird immer eine Abgasanalyse durchgeführt, damit wir wissen, dass die Verbrennung sauber ist."

Laut Schmidt gelingt es der RNG, 96 Prozent der Haushalte beim zweiten Anfahrtsversuch zu erreichen. Wo dies auch nach mehreren persönlichen und schriftlichen Kontaktversuchen nicht klappt, wird die Gaszufuhr schließlich abgestellt. „Das geschieht nur in Ausnahmefällen und ausschließlich zur Vermeidung einer Gefahrensituation.“ Man wolle nicht, dass jemand, der zum Beispiel aus dem Ausland zurückkommt, ahnungslos die Heizung aufdrehe und damit eine Explosion oder dergleichen auslöse.

Erste Umstellung erfolgte im Bergischen Kreis

Die Umstellung erfolgt abschnittsweise, Netzteile wurden an insgesamt acht Umstellterminen mit H-Gas geflutet. Nach jahrelangen Vorbereitungen gab es im Jahr 2020 den ersten Umstelltermin im Rheinisch-Bergischen Kreis, anschließend folgte der Oberbergische Kreis. Derzeit sind Techniker dabei, Geräte in Teilen von Leverkusen und dem rechtsrheinischen Köln umzustellen.

„Jetzt kommt nochmal die Hochphase für uns“, sagt Schmidt. „Nächstes Jahr werden Leverkusen und ein großer Teil der Kölner Innenstadt auf H-Gas umgestellt.“ Der Westen von Leichlingen steht in der gesamten Projektphase als Letztes auf dem Plan; bis zum Jahr 2028 ist vorgesehen, dass alle Haushalte im Netzgebiet der RNG mit H-Gas versorgt werden.

Anwohner müssen nicht viel tun. Die Haushalte erhalten einen Brief, wenn die Umstellung in ihrem Gebiet bevorsteht, später wird ein Termin vorgeschlagen. Bei einem ersten Termin wird sich ein Techniker die Daten ansehen, dazu gehören auch Gerätehersteller und Gerätetyp. Zudem wird er Messungen vornehmen. Sobald die vorbereitenden Arbeiten abgeschlossen sind, folgt ein zweiter Termin für die technische Anpassung. Anschließend kann der Anschluss per Stichprobe überprüft werden. Der gesamte Prozess vom ersten Schreiben bis zur möglichen Qualitätsprüfung dauert zweieinhalb Jahre.