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Neuer Ford-ChefDas ist Martin Sander und dies sind seine Aufgaben

Lesezeit 4 Minuten
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Martin Sander wird neuer Chef von Ford Deutschland.

Köln – Wochenlang war über die Top-Personalie der deutschen Autoindustrie spekuliert worden. Nun steht der neue Chef an der Spitze von Ford Deutschland fest. Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ soll der Ex-Audi-Manager Martin Sander den Kölner Autobauer künftig führen. An diesem Montag soll die Entscheidung offiziell verkündet werden.

Neben seiner Funktion als Deutschland-Chef wird der 54-Jährige in Personalunion künftig auch die gesamte Pkw-Sparte von Ford Europa verantworten, wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ aus Kreisen der Unternehmensführung erfuhr. Das verleiht ihm nicht nur besonderes Gewicht im Konzern, sondern auch eine große Machtfülle. Mit Sander übernimmt nach längerer Zeit erstmals wieder ein externer Manager das Steuer der deutschen Tochter des US-Autobauers.

Sander machte Karriere bei Audi

Sander wurde 1967 in Hildesheim geboren. Nach seinem Maschinenbau-Studium an der TU Braunschweig begann er seine Laufbahn 1995 als Projektmanager bei Audi in Ingolstadt. Anschließend war er drei Jahre als Produktmanager für den Audi A8 verantwortlich. Es folgten verschiedene Führungsaufgaben, so war er unter anderem Leiter der Marketing-Kommunikation Deutschland sowie Vertriebschef Nordeuropa.

2009 ging er als Präsident der dortigen Vertriebsorganisation nach Kanada, bevor er 2012 die Leitung von Audi in Großbritannien übernahm. 2013 kehrte Sander zurück nach Ingolstadt und leitete zunächst den Vertrieb in den USA. Seit 2016 verantwortete er das Geschäft auf dem deutschen Heimatmarkt, ab 2019 den Vertrieb der Marke mit den vier Ringen in Europa.

Personelle Neuaufstellung bei Ford

Anfang November gab der Ingolstädter Autobauer bekannt, dass Sander das Unternehmen nach mehr als 25 Jahren auf eigenen Wunsch verlässt. Mitte November kündigte Ford dann eine umfangreiche personelle Neuaufstellung in Deutschland und Europa an. So wechselte Fordchef Gunnar Herrmann nach mehreren Vertragsverlängerungen in den Aufsichtsrat. Zudem verlässt Vize Hans Jörg Klein das Unternehmen zum 31. Januar 2022.

Kleins Nachfolger als Stellvertreter wird ab Februar Personalchef Rainer Ludwig, der auch kommissarisch den Chefposten übernahm, der jetzt an Martin Sander geht.

Aus dem Unternehmen ist zu hören, dass man den Nachfolger von Gunnar Herrmann und Pkw-Europa-Chef Roelant de Waard gerne zeitgleich verkündet hätte, offenbar gab es aber noch vertragliche Details zu regeln.

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Martin Sander gilt in der Branche als durchsetzungsstark und zupackend. Der passionierte Marathonläufer sei zudem ein Mann klarer Worte, heißt es. Vor dem neuen Ford-Chef liegen zahlreiche Herausforderungen. Ein Überblick:

Chipmangel

Wie die gesamte Branche leidet auch Ford unter dem Mangel an Halbleitern. Monatelang stand die Fiesta-Produktion in Köln still. Auch beim Bau des Focus in Saarlouis gab es immer wieder Unterbrechungen. Zumindest eine leichte Stabilisierung der Lage wird eine der kurzfristig wichtigsten Aufgaben des neuen Ford-Chefs sein.

Kölner E-Auto

Die Erleichterung am Standort war groß, als im Februar 2021 die Entscheidung fiel, das erste europäische reine Elektroauto in Köln zu bauen. Denn das sichert Werk und Beschäftigung auf Jahre. Der US-Mutterkonzern wird umgerechnet rund 830 Millionen Euro in den Standort investieren. Derzeit laufen die Vorbereitungen, das Gelände in Niehl wird für die neue Produktion ertüchtigt. Im Entwicklungszentrum in Merkenich wird das Fahrzeug, das auf der Plattform des VW-Konzerns gebaut wird, von den Ford-Ingenieuren konzipiert. Ab der zweiten Jahreshälfte 2023 soll das Modell in Köln vom Band laufen. Damit wird das Werk aber nicht ausgelastet sein, ein zweites Modell für Köln wäre also wichtig.

Elektro-Offensive

Von 2030 an will der US-Autohersteller in Europa nur noch vollelektrische Pkw verkaufen, nicht einmal mehr Hybride stehen dann im Programm. Eine der zentralen Aufgaben von Martin Sander wird es sein, die Transformation zur E-Mobilität deutlich voranzutreiben. Ford hat hier deutlichen Aufholbedarf.

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Ein Fiesta in der Fertigung im Kölner Ford-Werk. (Symbolbild)

Aufgrund seiner Doppelfunktion als Deutschland-Chef und Pkw-Chef Europa hat der Manager großen Macht- und Handlungsspielraum. Allerdings gehen die Pkw-Zahlen bei Ford seit Jahren zurück – auch bereits vor den Verwerfungen der Corona-Pandemie. Nur mit Transportern und leichten Nutzfahrzeugen verdient Ford in Europa noch wirklich Geld.

Diese werden aber nicht in den deutschen Werken Köln und Saarlouis gebaut, sondern in der Türkei. Die E-Modelle erfolgreich am Markt zu positionieren, wird Sanders Aufgabe sein. Dabei dürfte seine Expertise aus dem VW-Konzern von Vorteil sein. Denn nach dem Dieselskandal hat kein Autokonzern die Elektrifizierung so massiv vorangetrieben wie die Wolfsburger Konzernmutter.

Werke in Saarlouis und Europa

Bis Mitte des Jahres wird sich entscheiden, wie es am zweiten deutschen Produktionsstandort in Saarlouis mit 5000 Beschäftigten weitergeht. Mitte 2025 endet der Bau des Verbrenners Ford Focus. Eines der europäischen Autowerke wird dann aus Ford-Sicht wohl nicht mehr gebraucht. Im harten Wettbewerb um ein neues E-Auto steht neben Saarlouis die Fabrik im spanischen Valencia.

Die Politik dort lockt dem Vernehmen nach mit Subventionen – selbst wenn sie gegen EU-Recht verstoßen. Ford wird zudem womöglich weitere Standorte aufgeben müssen. In Europa gibt es fünf Motorenwerke, eines davon in Köln mit etwa 800 Beschäftigten. Wenn Ford aber nur noch E-Autos baut, braucht das Unternehmen in Zukunft weder Benzin- noch Dieselaggregate.