XXXLutz übernimmt die Porta-Gruppe mit zahlreichen Standorten in Köln und der Region. Ob nach der Übernahme alle erhalten bleiben, zeigt sich nach der Zustimmung durch die Kartellbehörde.
Megadeal im MöbelhandelWas der Porta-Verkauf für die Standorte in Köln und der Region bedeutet
Der Möbelriese XXXLutz wird noch größer: Der österreichische Konzern übernimmt die bisher familiengeführte Porta-Gruppe in Nordrhein-Westfalen, zu der auch Möbel Boss gehört. Damit weiten die Österreicher ihre Präsenz in Köln und der Region deutlich aus: Bislang betreibt das Unternehmen unter anderem eine XXXLutz-Filiale in Hennef, das Home-24-Outlet in Köln-Marsdorf und Poco-Einrichtungshäuser in Porz und Ossendorf.
Mit der Übernahme kommen nun Porta-Filialen in Köln-Gremberghoven, Köln-Lind, Frechen, Bornheim und Bergheim hinzu sowie zwei Möbel-Boss-Standorte in Frechen und Köln-Porz.
Insgesamt betreibt die Porta-Gruppe 140 Möbelhäuser. Ob nach der Übernahme alle erhalten bleiben, beantwortet ein Sprecher von XXXLutz auf Anfrage wie folgt: „Es sind grundsätzliche keinerlei Änderungen an der Filialstruktur geplant.“ Man müsse ohnehin noch auf die Zustimmung der zuständigen Kartellbehörde warten. In der Mitteilung zur Übernahme hieß es, mit dem Verkauf wolle man „in Verantwortung für das Lebenswerk der Porta-Gründer und vor allem in Verantwortung für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“ die Zukunft der Gruppe sichern.
Gründerfamilie scheidet aus
Der Möbelhandel steckt in einer schweren Krise, in der Porta allein offenbar kaum noch Chancen sah. „Für die Gründerfamilien ist dieser Schritt nicht einfach, geschieht jedoch in der Überzeugung, für die Unternehmensgruppe die besten Entwicklungschancen zu sichern“, wird Porta-Chef Paul de Jong in einer Unternehmensmitteilung zitiert.
Innerhalb weniger Jahrzehnte ist XXXLutz zum europäischen Branchenriesen aufgestiegen. Das 1945 in Österreich gegründete Unternehmen kam erst 1990 nach Deutschland, ist hier mittlerweile aber die Nummer zwei hinter Ikea. Weltweit ist die Gruppe mit sechs Milliarden Euro Umsatz nach eigenen Angaben die Nummer drei.
Der Konzern, zu dem auch Poco und Mömax gehören, beschäftigt rund 27.000 Menschen und betreibt 370 Einrichtungshäuser. Außerdem gibt es 24 Onlineshops unter verschiedenen Marken. Jetzt kommt Porta mit 7000 Beschäftigten und 1,3 Milliarden Euro Umsatz hinzu.
Höhepunkt der Einkaufstour
Der Porta-Kauf ist der vorläufige Höhepunkt einer aggressiven Expansionsstrategie. Innerhalb eines Jahrzehnts hat XXXLutz den Umsatz verdoppelt, nicht nur durch Neueröffnungen, sondern auch durch Zukäufe. Unter anderem übernahm XXXLutz 2020 die Tessner-Gruppe, zu der die Roller-Märkte gehören. 2022 wurde der Onlinehändler Home24 gekauft.
Auch bei regionalen Größen stiegen die Österreicher ein, etwa bei der Braun-Gruppe in Reutlingen oder Möbel Hesse in der Region Hannover. Im zersplitterten deutschen Möbelhandel haben sich mittlerweile Ikea und XXXLutz abgesetzt, kontrollieren insgesamt aber nur rund ein Drittel des Marktes.
Das Kartellamt dürfte sich die Marktmacht an den einzelnen Standorten genau ansehen. Schon den Tessner-Deal genehmigten die Wettbewerbshüter nur unter Auflagen. Außerdem sehen die Möbelhersteller die wachsende Konzentration im Handel mit Sorge, deshalb griff das Kartellamt schon einmal ein: Nach der Übernahme von Möbel Buhl 2017 forderte XXXLutz von seinen Lieferanten rückwirkend bessere Konditionen für die neue Konzerntochter - ein sogenannter Hochzeitsrabatt. Nach Intervention der Behörde sei die Forderung zurückgenommen worden.
„Gemeinsam werden wir dem steigenden Onlinehandel und dem rauen wirtschaftlichen Gegenwind in unserer Branche entgegentreten“, wird der Marketingchef der XXXLutz-Gruppe, Thomas Saliger, in der Mitteilung zitiert. Das Unternehmen will ausdrücklich auch mit stationären Geschäften wachsen, auf der Webseite wurde bisher schon dazu aufgerufen, neue Standorte für Möbelhäuser anzubieten. „Dabei kommen auch Städte und Regionen in Betracht, die wir bereits mit Filialen belegt haben.“
Porta hofft auf stärkere Online-Präsenz
Porta wiederum setzt vor allem auf die starke Online-Präsenz der neuen Eigentümer. „Das Wettbewerbsumfeld, vor allem auch im Onlinemöbelhandel, erfordert neben hohen Investitionen auch starke Partnerschaften“, wird de Jong zitiert. „XXXLutz ist mit seinem starken Omnichannel-Auftritt prädestiniert, zukünftig am Markt eine bedeutende Rolle zu spielen.“
Porta wurde 1965 von dem mittlerweile 90-jährigen Hermann Gärtner und dem 2017 verstorbenen Wilhelm Fahrenkamp in Porta Westfalica gegründet. Später übernahmen ihre Kinder Birgit Gärtner und Achim Fahrenkamp die Führung. Jetzt werden die Familien ausscheiden.
Der Möbelhandel profitierte zunächst von der Pandemie, als sich viele Menschen mangels anderer Möglichkeiten auf ihr Eigenheim konzentrierten und neu einrichteten. Inzwischen setzen Inflation und Konjunkturschwäche der Branche aber massiv zu.