Wer in NRW unter erschwerten Bedingungen arbeitet, ist auch länger krank. Das zeigen die Auswertungen des BKK-Landesverbandes Nordwest.
Mehr als einen Monat krankWelche Berufsgruppe besonders lange ausfällt
Der Krankenstand in Deutschland bleibt auch weiterhin auf hohem Niveau. Im Schnitt war jeder Versicherte 1,95-mal im vergangenen Jahr krankgeschrieben. Im Vorjahr lag der Wert bei 1,84 und 2021 sogar nur bei 1,18. Eine neue Job-Statistik zeigt nun im Detail, in welchen Berufsgruppen Arbeitnehmer in NRW besonders oft krank sind und warum sie so lange fehlen.
Zentrales Ergebnis: wer unter erschwerten Bedingungen arbeitet, ist auch länger krank. Das zeigen die Auswertungen des BKK-Landesverbandes Nordwest im Rahmen des BKK-Gesundheitsreports 2024.
Überdurchschnittlich viele Frauen betroffen
An der Spitze der Berufsgruppen lagen mit durchschnittlich 33,6 Krankentagen die Fertigungsberufe. Darunter zählen unter anderem Jobs in der Metallerzeugung und -bearbeitung, in der Verarbeitung von Holz und Kunststoff oder Textilberufe. Hier sind die Arbeitnehmer länger als einen Monat krank.
Auf dem zweiten Platz folgen die Verkehrs- und Logistik-, sowie die Sicherheitsberufe mit jeweils 33,4 Tagen. Zu diesen Berufen zählen etwa Führer von Fahrzeug- und Transportgeräten sowie LKW-Fahrer, Mitarbeiter von Sicherheitsdiensten oder Parkplatzwärter.
Den dritthöchsten Krankenstand haben Reinigungsberufen mit 32,9 Fehl-Tagen. In NRW besteht gerade diese Berufsgruppe zu Dreivierteln aus Frauen und das Lebensalter ist mit 49 Jahren deutlich überdurchschnittlich.
Die Beschäftigten in den ersten drei Gruppen sind zwar im Schnitt zwei bis vier Jahre jünger, damit aber immer auch noch etwas älter als der Gesamtdurchschnitt aller Beschäftigten, der bei 43,2 Jahren liegt. Alle Berufsgruppen haben gemein, dass sie körperlich belastend sind. Bei ihnen standen Muskel- und Skeletterkrankungen an erster Stelle.
Psychische Leiden liegen in Gesundheitsberufen an der Spitze
Auch die Berufsgruppe der Gesundheitsberufe liegt mit 28,4 AU-Tagen über dem Durchschnitt. Darunter fallen etwa auch Altenpfleger – und Pflegerinnen. Hier liegen die Fehlzeiten aufgrund von psychischen Störungen an der Spitze aller Berufsgruppen.
Die geringsten Krankheitstage verzeichnen erwartungsgemäß die Büro-Berufe in Unternehmensführung und -Organisation mit durchschnittlich nur 17,8 Tagen. Blickt man auf den Krankenstand insgesamt, so hat er im Jahr 2023 in NRW mit durchschnittlich 24,4 AU-Tagen je Beschäftigten den höchsten Wert seit mehr als einem Jahrzehnt erreicht.
„Schlechte Arbeitsbedingungen machen länger krank. Das A & O ist ein gesunder Arbeitsplatz mit guter Arbeitsatmosphäre“, sagt Dirk Janssen, Vorstand des BKK-Landesverbandes Nordwest. Man merke, dass Prävention effektiv und nachhaltig wirkt, wenn sie auf den Einzelnen zugeschnitten ist und nicht mehr nach dem Gießkannenprinzip verteilt wird.
„Wir werden zukünftig noch stärker die jeweiligen Zielgruppen ansprechen und zur aktiven Teilnahme motivieren. Dazu gehört etwa auch eine bessere Verzahnung zwischen Betriebsärzten und Hausärzten, zum Beispiel bei Verordnungen, Überweisungen und im digitalen Austausch untereinander“, so der BKK-Vorstand.