Nächste Woche startet in Düsseldorf die Boot, weltgrößte Indoormesse des Wassersports. Die Branche hofft auf Erholung. Viele neue Boote stehen unverkauft bei den Händlern.
Messe Boot startetZeit für Schnäppchen bei Jachten
Corona war für die meisten Branchen eine harte Zäsur und zwar nach unten. Bei den Herstellern von Motorjachten und Segelschiffen war es genau das Gegenteil. Denn in der Corona-Zeit mit seinen Kontaktbeschränkungen und Hürden bei Fernreisen entdeckten viel mehr Menschen ihre Leidenschaft für den Bootssport. Im langjährigen Mittel machten laut Bundesverband Wassersportwirtschaft (BVWW) 85.000 Menschen pro Jahr einen Sportbootführerschein. In den Corona-Jahren stieg der Wert auf über 100.000 pro Jahr.
Die Folge war ein Nachholeffekt. 2023 sank die Zahl der neuen Segler und Motorbootfahrer auf unter 80.000. Hinzu kommt, dass die Bootsbesitzer im Durchschnitt immer älter werden. Das Durchschnittsalter der Eigner ist von 60 auf 62 Jahre gestiegen. Seit 2015 sind zwar 44.000Bootsbesitzer neu hinzu gekommen. Allerdings haben 78.000 Menschen aus Altersgründen im gleichen Zeitraum ihr Boot abgegeben, macht einen Negativ-Saldo von 34.000 in weniger als zehn Jahren. „Ab 2025 dominiert in den Häfen die Altersgruppe 61 bis 75 Jahre“, sagt BVWW-Geschäftsführer Karsten Stahlhut.
Die Folge: Weil sich die Hersteller in den zurückliegenden drei bis vier Jahren auf die Nachfrage in den Corona-Jahren eingestellt hatten und die Nachfrage nun ausbleibt, stehen viele im Grunde neue Boote auf den Höfen der Bootshändler. „Wir haben einen Käufermarkt. Die Zeit, sich ein Boot zuzulegen, könnte aufgrund der aktuell hohen Rabatte nicht besser sein“, sagt Stahlhut. Wer gut bei Kasse sei, für den sei grade Schnäppchenzeit.
Die möglichen Preisnachlässe unterscheiden sich demnach stark - je nach Bootstyp. „Besonders die Einsteigerklasse bis sieben Meter und Segeljachten haben es im Moment schwer“, sagt Stahlhut. Die Gründe sind starke Preissteigerungen bei ganz neuen Booten und die vielen gebrauchten Boote, die in der Corona-Zeit gekauft und nun wieder abgestoßen würden. Gründe für die mangelhafte Nachfrage seien das allgemeine Konsumklima, hohe Zinsen für die Finanzierung und hohe Zinsen auf Geldanlagen als Alternative zum eigenen Schiff.
Je größer die Boote seien, desto stabiler seien Nachfrage und Preise. Das liege darin begründet, dass die großen Jachten meist von vermögenden Käufern aus dem Vermögen und nicht über Kredite finanziert würden, so Stahlhut.
Boot läuft vom 18. bis 26. Januar
Die deutsche Wassersportwirtschaft blickt aber vor der Branchenmesse „Boot“ verhalten optimistisch in die Zukunft. „Die Talsohle scheint durchschritten“, so Stahlhut. Nachdem im ersten Halbjahr 2024 nur sehr wenige Neuboote verkauft worden seien, gebe es seit dem 3. Quartal eine spürbar bessere Nachfrage. Die Unternehmen rechneten mit einer langsamen, aber stetigen Erholung. 2026 wolle man wieder auf das Vor-Corona-Niveau kommen.
Die Boot läuft vom 18. bis zum 26. Januar. Sie ist laut Messe Düsseldorf die weltweit größte Messe für Boote und Wassersport mit mehr als 1000 ausgestellten Booten und Jachten. 1500 Firmen und Organisationen wollen ihre Produkte und Dienstleistungen präsentieren. Größte Ausstellernationen sind Italien (130 Aussteller), Niederlande (98) und Frankreich (88). Erwartet werden rund 220.000 Besucher aus mehr als 100 Ländern.
Die Messe Boot ist vom 18. bis 26. Januar in Düsseldorf geöffnet von 10 bis 18 Uhr. Online-Tickets kosten unverändert 21 Euro, für Mitglieder des Boot-Clubs 19 Euro (gilt für zwei Messetage). Neu im Jahr 2025 ist, dass Kinder unter zwölf Jahren keinen Eintritt zahlen müssen. Eine günstige Alternative sind die Nachmittagstickets, die einen Eintritt von 14 bis 18 Uhr ermöglichen und montags bis freitags für zwölf Euro erhältlich sind. Für Bootsfans, die Camping lieben, ist im sogenannten Caravan-Center auf dem Parkplatz P1 im Norden des Messegeländes eine Art Campingplatz eingerichtet. Eine Übernachtung kostet 25 Euro. Die Messe Düsseldorf belegt 220.000 Quadratmeter und erwartet wieder mehr als 200.000 Besucher bei der Boot. (tb)
Weitere Themen der Messe sind etwa Surfsport, Tauchen, Paddeln, Sportfischen und Reisen. Für Vorführungen und Mitmachaktionen gibt es vier Wasserbecken und einen Tauchturm. Die stehende Welle, die vor Corona viele Surfer anlockte, gibt es aber seit 2023 nicht mehr.
Der am schnellsten wachsende Trend auf der Boot ist laut Messe-Direktor Petros Michelidakis das sogenannte Foiling. Hydrofoils bestehen aus einer Finne und zwei Tragflächen. Sie sehen ein wenig aus wie ein Modellflugzeug, das unter dem Boot oder Brett befestigt wird. Im Grunde funktionieren sie auch genau wie die Flügel eines Flugzeugs. Durch eine Wölbung der Oberseite wird ein Unterdruck erzeugt, der das Foil nach oben saugt. Auftrieb entsteht. Der Wasserwiderstand am Rumpf spielt keine Rolle mehr. Foiling kann auf der Messe vor Ort ausprobiert werden.
Das größte ausgestellte Boot ist die Motorjacht SP92 der italienischen Werft Sanlorenzo. Sie ist knapp 28 Meter lang und kostet fast zehn Millionen Euro. Zu den kleinsten ausgestellten Booten zählt eine aufblasbare Segeljolle der Firma Tiwal. Sie ist 3,80 Meter lang und kostet knapp 8000 Euro.