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„Microsoft könnte überall investieren“So sehen Politiker und Unternehmer aus Köln und der Region die Zukunft des Rheinlands

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Auf dem ersten von drei Paneln an Bord der MS Rheinmagie (v.l.) Rheinenergie-Chef Andreas Feicht, Europaabgeordnete Marie-Agnes Strack

600 Wirtschaftsvertreter und Politiker aus Köln, Düsseldorf und dem Rhein-Kreis Neuss haben auf dem Rhein über die wirtschaftlichen Herausforderungen der Region debattiert. Die wichtigsten Erkenntnisse zu Europa, den Finanzmärkten und Mobilität.

Am Dienstagabend, mit der Hohenzollernbrücke im Rücken, meldete sich der Chef der Staatskanzlei NRW zu Wort. Wie seit vier Jahren im September hatten Kölner, Düsseldorfer und Neusser Unternehmen auf die MS Rheinmagie geladen. Die Fahrt geht traditionell vom Kölner Rheinanleger flussabwärts, vorbei an Leverkusen, Dormagen und Neuss, durch Düsseldorf bis zum dortigen Messegelände. Mehr als 600 Gäste aus der rheinischen Wirtschaft und Politik waren an Bord. Nathanael Liminski (CDU) nutzte die Gelegenheit auf dem Wasser, um den Rhein zu würdigen: als „logistische Schlagader unseres Landes“, sagte der Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten, Internationales sowie Medien des Landes NRW.

Liminski plädierte für den gemeinsamen europäischen Binnenmarkt, der Nordrhein-Westfalen in der Welt als Handelspartner attraktiv mache. Dass Microsoft im Rheinland investiere, darauf können man in NRW stolz sein. „Die können überall auf der Welt investieren und haben sich bewusst für das Rheinland entschieden“, so Liminski. Überhaupt gelte für das Rheinische Revier: von der Kohle zur KI. Sorge mache ihm allerdings die Weltlage, die mit „stürmisch“ noch zurückhaltend umschrieben sei.

Wir müssen „strategisch“ souveräner werden
Natanael Liminski, Staatsminister NRW

Seine Forderung: „Wir müssen auch strategisch souveräner werden.“ In dem Sinne seien Sicherheit und Verteidigung ein höchst wichtiges Thema. Kritisch merkte er an: „Wir haben genug Mittel, aber der Output stimmt nicht.“ Zudem kritisierte er die unzähligen Förderprogramme: „Wir lichten den Förderdschungel.“

Anschließend gab es drei Panels zu den Schwerpunktthemen Europa, Finanzmärkte und Mobilität. Prominentestes Mitglied der ersten Gesprächsrunde war die FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann, die gerade erst vom Bundestag als Abgeordnete ins Europäische Parlament nach Brüssel gewechselt ist.

Auch in Brüssel ist die Bürokratie sehr stark
Marie-Agnes Strack-Zimmermann, FDP-Europaabgeordnete

„Auch in Brüssel ist die Bürokratie sehr stark. Wir haben zu viel Bürokratie und übertriebene Vorgaben und Regeln“, so die FDP-Politikerin. Allein in Europa gebe es mehr als 350 verschiedene Förderprogramme, die zu hinterfragen seien. Dem pflichtete Jutta Zülow bei, Vorstandsvorsitzende des mittelständischen Neusser Elektrounternehmens Zülow AG, die den Talk moderierte.

Strack-Zimmermann weiter: „Aber wir dürfen auf Europa nicht nur mit deutschen Augen schauen.“ Sie mahnte, man müsse europäischer denken, statt deutsch. Drei Dinge, erklärte die Europaabgeordnete abschließend, beschäftigten das Land derzeit besonders: Erstens, dass die Absatzmärkte in China nicht so bleiben werden wie sie sind. Zweitens, dass es keine Energie aus Russland mehr geben werde und, drittens, „wir uns zukünftig nicht mehr alleine auf Amerika verlassen können, sondern in Europa eine eigene Verteidigung aufbauen müssen“. Ihre Mahnung: „Ohne Sicherheit ist alles nichts“, so Strack-Zimmermann.

Zweiter Diskussionspunkt war die Frage: „Wie steht es um die Energiesicherheit?“ Andreas Feicht, Vorstandsvorsitzender der Rheinenergie, sagte: „Jede kluge Energiepolitik muss ausgewogen sein.“ Zu der Frage, welche Chancen wir haben, in Europa mitzuhalten, erklärte der Düsseldorfer Regierungspräsident Thomas Schürmann (Grüne): „Wir haben große Stärken, die müssen wir ausspielen.“

Die nächste Fahrt „Unternehmen im Fluss“, soll am 9. September 2025 wieder von Köln nach Düsseldorf führen. Die Aktion wird seit ihrer Premiere von Kölner, Düsseldorfer und Neusser Unternehmen getragen.