Der Vorwurf: Wegen unzulässiger Vorschriften für Großhändler müssen viele Menschen in der EU deutlich mehr für Schokolade, Kekse und Kaffee bezahlen.
Milka, Oreo, TobleroneEU verhängt Millionen-Strafe gegen Schokoladen-Giganten Mondelez
Die Europäische Union hat eine Geldstrafe in Höhe von 337,5 Millionen Euro gegen das US-Unternehmen Mondelez International verhängt.
Es habe den grenzüberschreitenden Handel mit Schokolade, Keksen und anderen Produkten zwischen den EU-Mitgliedstaaten behindert und damit gegen die EU-Wettbewerbsregeln verstoßen, teilte die EU-Kommission am Donnerstag mit. Das Unternehmen verkauft unter anderem Schokolade der Marken Milka, Toblerone und Daim, Kekse der Marken Oreo, Tuk und Mikado sowie Philadelphia-Frischkäse.
EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager kritisierte, dass Mondelez Großhändlern illegale Vorgaben für den Weiterverkauf der Produkte gemacht haben soll. Sie seien daran gehindert worden, Schokolade, Kekse und andere Produkte zu günstigeren Preisen aus anderen EU-Ländern zu beziehen.
Mondelez habe für den Export in andere Länder vorgeschrieben, dass Händler deutlich höhere Preise veranschlagen müssen. „Die Preisdifferenz zwischen den Staaten liegt zwischen 10 und 40 Prozent“, sagte Vestager. Deshalb sei es für Händler sehr attraktiv, die Produkte in anderen Ländern günstig einzukaufen. Großkonzernen wie Mondelez sei das ein Dorn im Auge.
Sie kritisierte die Vorgaben des Konzerns, die verhindern sollten, dass Großhändler diesen Preisunterschied an die Kundinnen und Kunden weitergeben konnten. „Dies schadete den Verbrauchern, die letztlich mehr für Schokolade und Kekse bezahlen mussten.“ Diese Praxis sei zwischen 2012 und 2019 angewandt worden und betraf alle EU-Mitgliedsstaaten. Zudem sei vorgeschrieben worden, in welche Länder ein Händler die Schokolade verkaufen darf und in welche nicht. „Das Unternehmen wollte kontrollieren, wohin und an wen die Händler seine Produkte weiterverkauft“, so Vestager.
EU: Mondelez habe marktbeherrschende Stellung missbraucht
Der US-Konzern habe über mehrere Jahre seine marktbeherrschende Stellung im Schokoladenbereich missbraucht, so das Ergebnis der Untersuchung der Kommission. Ein deutscher Großhändler soll nicht beliefert worden sein, damit er die günstige Schokolade nicht in Länder mit höheren Schokoladenpreisen verkaufen kann. „Mondelez weigerte sich vier Jahre lang, diesen Großhändler zu beliefern“, sagte die Wettbewerbskommissarin.
Dies betraf nach Angaben von Vestager Österreich, Belgien, Bulgarien und Rumänien, wo die Preise für die Milka-Schokoladen höher sind. Das Unternehmen äußerte sich zunächst nicht zu den Vorwürfen.
Die EU-Kommission geht Vorwürfen gegen Mondelez bereits seit 2019 nach und hat unter anderem Räumlichkeiten des Konzerns durchsuchen lassen. Sie sieht den freien Warenverkehr innerhalb der EU behindert und bezeichnete das Verhalten des US-Unternehmens als „gravierende Wettbewerbsbeschränkung“.
Der Konzern habe bei den Ermittlungen kooperiert, weshalb man 15 Prozent der Strafe bereits erlassen habe. „Ich hoffe, dass dieser Fall und auch die Geldbuße von fast 340 Millionen Euro ein klares Signal sendet, dass wir diese Praxis nicht hinnehmen“, so Vestager. Sie setzt auf eine abschreckende Wirkung durch die Mondelez-Strafe. Gleichzeitig räumte sie ein, dass dies kein Einzelfall sei. „Wir haben weitere Fälle in der Pipeline.“