Nicht immer zeigen Preisschilder, dass etwas teurer geworden ist. Oft zahlen Verbraucher mehr, ohne es zu merken. 12 Tricks der Hersteller.
Weniger drin, schlechterSo machen Hersteller die Lebensmittel heimlich teurer – 12 Tricks
Im Supermarkt ändert sich gerade ständig etwas: Vieles wird teurer. Verpackungen werden kleiner, größer, voller, leerer. Für die Kunden ist es nahezu unmöglich geworden, da noch mitzukommen. Die wenigsten merken sich schließlich alle Preise. Verbraucherschützer beobachten die Entwicklungen zurzeit daher besonders wachsam.
Zurecht: Die Verbraucherzentrale Hamburg zählte im vergangenen Jahr 104 Produkte, die heimlich teurer wurden. 2021 waren es nur 47. Die Mogelpackung des Jahres 2023 „Tuc Bake Rolls“ kostet gleich 127 Prozent mehr.
Statt die Preise plump zu erhöhen, lassen sich die Hersteller Tricks einfallen, um die Preiserhöhungen zu verstecken. Sie wollen schließlich keine Kunden abschrecken, aber auch nicht weniger verdienen in der Inflation. Von „Shrinkflation“ haben viele schon gehört – wir verraten ihnen, wie die Hersteller sonst noch tricksen.
12 Tricks: So werden Produkte im Supermarkt unbemerkt teurer
Trick 1: Shrinkflation
Ein bekannter Trick: Der Preis bleibt zwar gleich, in der Packung ist aber weniger Inhalt. Ein Beispiel ist Katjes: Statt 200 Gramm enthielten die Fruchtgummi-Packungen nur noch 175 Gramm. Das verteuert die Süßigkeiten um mindestens 14 Prozent.
Trick 2: Andere Marke
Mit diesem Trick schafften es die „Tuc Bake Rolls“ zur Mogelpackung des Jahres 2023 der VZ Hamburg. Die Brotchips wechselten von der Marke 7Days zu Tuc, beide gehören zum Hersteller Mondelez. Obwohl sich an Rezept und Zutaten kaum etwas änderte, erhöhte sich der Preis drastisch: Seit dem Markenwechsel kosten sie 127 Prozent mehr!
Trick 3: Dosiermengen
Haben Sie sich schon mal über die empfohlene Dosiermenge gewundert, zum Beispiel bei Waschmittel? Meist ist viel zu viel angegeben. Schuld ist vielleicht der Dosiertrick: Dabei wird mit der Dosiermenge getrickst, damit das Produkt schneller verbraucht wird. Den Verbraucherschützern ist Sirup von Sodastream aufgefallen: Man sollte mehr verwenden, gleichzeitig wurde die Füllmenge der Flasche kleiner. Ein Preisanstieg um 33 Prozent.
Trick 4: Skimpflation
Das Müsli schmeckt irgendwie anders? Die Sauce nur noch nach Mayo? Das kann an Skimpflation liegen: Der Hersteller erhöht zwar nicht den Preis, spart aber bei den Zutaten. „Durch einen geringeren Anteil an wertgebenden Zutaten verschlechtert sich die Qualität“, erklärt die VZ. „Die Hersteller sparen Kosten und erhöhen ihre Marge.“ Aufgefallen ist das bei „Kærgården Mischstreichfett“ von Arla: Es enthält jetzt weniger Butter und Rapsöl, stattdessen mehr Wasser.
Trick 5: Mehr drin
Anders als erwartet ist hier plötzlich mehr drin! Dafür wird es natürlich auch teurer – und zwar nicht im selben Verhältnis. Ein Beispiel. Der vorgemischte Aperol Spritz von Campari mit mehr Inhalt. Der Preis steigt überproportional und das Mischgetränk wird dadurch 31 Prozent teurer.
Trick 6: Günstiger
Dasselbe geht auch andersrum: Ein Produkt wird günstiger, dafür gibt es auch weniger Inhalt – nur das Verhältnis stimmt wieder nicht. Dieser Trick fiel beim Bio-Fencheltee von Aldi auf, der vermeintlich auf 1,19 Euro für 40 Gramm reduziert wurde. In Wahrheit wurde der Tee um 50 Prozent teurer.
Trick 7: Größere Packung
Weiter geht’s im Preislabyrinth: Diesmal wird die Packung zwar größer, es ist aber noch weniger drin als zuvor. Gesehen ebenfalls bei Aldi: Die „Chocolat Amandes“ wird größer und weniger zugleich. 150 Gramm im größeren Umkarton kosten nun 30 Prozent mehr.
Trick 8: Weniger drin und teurer
Shrinkflation in noch dreister: Hier steigt der Preis sogar, obwohl der Inhalt weniger wird. So fällt der Preisaufschlag noch heftiger aus. Beobachten konnten die Verbraucher das bei der „Listerine Total Care“-Mundspülung. Statt 600 gab es noch 500 Milliliter, gleichzeitig stieg der Preis von 4,45 Euro auf 4,95 Euro. Insgesamt ein Aufschlag von fast 34 Prozent.
Trick 9: Sammelpackung
Im Dutzend billiger? Von wegen, oft sind Sammelpackungen sogar teurer. Abgesehen davon trickste Hersteller Froneri jetzt eine ordentliche Preiserhöhung beim Oreo-Stieleis im Sammelpack, ohne tatsächlich den Preis zu erhöhen. Das Stieleis wurde nicht nur kleiner. Es waren auch weniger im Sammelpack enthalten: 3 statt 4 Stück mit je 90 statt 110 Millilitern. Dadurch wurde es 63 Prozent teurer.
Trick 10: Je nach Sorte
Der Preis ist für alle Sorten gleich, allerdings ist bei manchen weniger drin. Ein Beispiel: der Große Bauer-Joghurt. Regulär sind 250 Gramm im Becher. Die Sorten Schokosplit Erdbeere und Pürierte Früchte enthalten aber nur 225 Gramm. Kosten sollen sie dasselbe. Der versteckte Preisaufschlag beträgt 11 Prozent.
Trick 11: Je nach Händler
Der Preis ist bei jedem Händler gleich, allerdings bekommt man dafür unterschiedlich viel. Je nach Händler haben die Packungen eine andere Füllmenge. Verbraucherschützer fanden zum Beispiel Lachgummis von Storck mit unterschiedlich viel Inhalt bei Rewe und bei der Drogeriemarktkette Budni, beide für 1,19 Euro.
Trick 12: Keine feste Füllmenge
Wer immer noch nicht verwirrt ist, verliert spätestens jetzt den Überblick. Manche Hersteller legen sich gar nicht fest und verändern immer wieder, wie viel Inhalt in der Verpackung steckt. Bei Pringles waren es mal 200 Gramm, mal nur 165 Gramm. Zwischen 2006 und 2022 veränderte der Hersteller achtmal den Inhalt der Packung. „Das stiftet Verwirrung und erschwert den Preisvergleich“, erklärt die VZ Hamburg. Die Teuerung dadurch betrug bis zu 90 Prozent.
Versteckte Preiserhöhungen zu bemerken, ist schwierig. Ein paar Tipps: Wenn mit einer „neuen Rezeptur“ geworben wird, ist davon auszugehen, dass bei den Zutaten gespart wurde. Hat sich die Verpackung auf irgendeine Art verändert, gab es ziemlich sicher auch einen Preisaufschlag. Sicher gehen Sie, wenn Sie den Grundpreis vergleichen können. Das ist der Preis pro Gewicht, der im Supermarkt angegeben sein muss.
Bei einer hohen Inflation fallen die Tricksereien nicht so auf – alles ist schließlich teurer geworden. Ein Supermarkteinkauf kostet plötzlich deutlich mehr. Da ist es besonders dreist, Verbrauchern weitere Preissteigerungen unterzuschummeln und möglichst geschickt zu verbergen.