AboAbonnieren

Missbrauch bei E-Auto-PrämieBetrug kostet Steuerzahler dreistelligen Millionenbetrag

Lesezeit 2 Minuten
(FILES) In this file photo taken on March 22, 2022, an electric vehicle of the model Y is pictured during the start of the production at Tesla's "Gigafactory" in Gruenheide, southeast of Berlin. - Tesla reported another round of record quarterly profits on January 25, 2023, while confirming its long-term production outlook in spite of concerns about rising competition and macroeconomic headwinds. (Photo by Patrick Pleul / POOL / AFP)

Besonders hochpreisige Modelle wie das Modell Y von Tesla – hier in der Gigafactory in Berlin-Brandenburg – sind vom Betrug betroffen.

Wie Deutschland die Elektromobilität in anderen Ländern in beträchtlichem Maße unfreiwillig quersubventioniert.

Eigentlich sollen sie den Hochlauf der Elektromobilität in Deutschland unterstützen. Aber offenbar gibt es einen erheblichen Betrug bei den Prämien für batteriegetriebene Autos aus Steuergeldern. Und die Prämien-Trickserei mit gebrauchten Elektroautos nimmt zu. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach, die die Zulassungs- und Bestandzahlen von E-Autos in Deutschland abgeglichen hat.

Insgesamt wurden 2022 in Deutschland rund 470.000 reine E-Autos neu zugelassen. Der Fahrzeugbestand auf den Straßen an rein elektrischen Pkw (BEV) stieg im gleichen Zeitraum jedoch nur um knapp 400.000 Einheiten auf 1.013.009 an. Damit ergibt sich eine erhebliche Differenz von rund 70.000 E-Autos, also 16,2 Prozent der Neuzulassungen, die nicht in den deutschen Fahrzeugbestand übergehen.

Weiterverkauf ins Ausland

Die Auto-Experten vermuten, dass ein Großteil der fehlenden Fahrzeuge nach Kassieren der Umweltbonus-Prämie von bis zu 9.000 Euro ins Ausland weiterverkauft wurde. Wenn die Haltedauer nach Erstzulassung mindestens sechs Monate beträgt, ist das legal, aber nicht im Sinne des Steuerzahlers. Den durch das Schlupfloch entstandenen Schaden beziffert das CAM auf 380 Millionen Euro für den deutschen Fiskus. Deutschland subventioniert damit also den Hochlauf der Elektromobilität im Ausland in besonderem Maße. Im Vorjahreszeitraum könnte die Summe circa 230 Millionen Euro betragen haben.

Teure E-Autos besonders begehrt

Besonders lohnend ist der Trick dabei vor allem bei teuren E-Autos: Stichproben des CAM zufolge sind die Unterschiede zwischen Neuzulassungen und Bestandszuwachs daher unter anderem bei Tesla, BMW und Audi besonders hoch, wo jedes dritte bis vierte Auto wieder aus Deutschland verschwindet. Bei günstigeren Elektrofahrzeugen ist die Lücke kleiner, so etwa beim Kleinwagen Renault Zoe etwa beträgt sie rund neun Prozent (siehe Grafik). Und der Weiterverkauf über die deutschen Landesgrenzen hinweg lohnt sich trotz des Wertverlusts aufgrund der Förderungshöhe und der letztendlich geringen Mindesthaltedauer.

So hätten sich einige findige Autohändler darauf spezialisiert, gebrauchte Stromer nach sechs Monaten ins Ausland mit Gewinn weiterzuverkaufen. Dabei profitieren die Verkäufer teilweise auch von Förderprogrammen in den Zielländern, die eine hohe Nachfrage und hohe Preise für junge gebrauchte Elektrofahrzeuge schaffen, schreibt das CAM in seiner Erhebung.

Das fragwürdige Geschäftsmodell dürfte sich allerdings seit diesem Jahr etwas weniger lohnen, nachdem die Mindesthaltedauer zum Jahreswechsel auf ein Jahr gestiegen ist. Auch dass in Deutschland die Fördersumme gesunken ist – von bis zu 9.000 Euro auf nunmehr maximal 6.750 Euro (beides mit Herstelleranteil) – und zudem viele teure E-Modelle komplett von der staatlichen Unterstützung ausgeschlossen wurden, dürfte das Modell für die betrügerischen Händlern hierzulande weniger attraktiv machen.