Modekette aus TelgteTakko beantragt Landesbürgschaft – Textilhändler schlagen Alarm
- Die Pandemie hat bereits viele bekannte Modeketten in Bedrängnis gebracht – nun trifft es mit Takko einen Discounter, der nach eigenen Angaben vor der Pandemie kerngesund war. Doch mit andauerndem Lockdown ist die Liquidität geschwunden.
Telgte/Köln – Die Pandemie hinterlässt weiter tiefe Spuren im Handel: Aufgrund des anhaltenden Lockdowns hat der Textildiscounter Takko mit Sitz im münsterländischen Telgte eine Bürgschaft des Landes Nordrhein-Westfalen für einen Überbrückungskredit beantragt.
Damit wolle das Unternehmen die Zeit der Geschäftsschließungen wirtschaftlich überbrücken, hieß es am Sonntag in einer Mitteilung. Der Discounter ist mit 1900 Filialen einer der größten Modefilialisten Europas. Er beschäftigt insgesamt 18.000 Mitarbeiter, 14.000 von ihnen in Deutschland. „Wir hoffen auch im Namen unserer Mitarbeiter sehr auf die Hilfe des Landes und benötigen die Zusage so bald wie möglich, um wertvolle Arbeitsplätze zu sichern“, sagte Interimschef Karl-Heinz Holland.
Viele Insolvenzen
Im vergangenen Jahr haben sich die schlechten Nachrichten aus dem Textilhandel gehäuft: Zahlreiche Filialisten – darunter Sinn, deutsche Esprit-Töchter und der Damenmode-Spezialist Appelrath Cüpper, der mittlerweile gerettet ist, meldeten Insolvenz an. Häufig gerieten Häuser in Bedrängnis, die bereits vor der Krise angeschlagen gewesen waren.
Bei Takko ist die Lage laut Holland eine andere: „Takko Fashion wächst seit Jahren und ist wirtschaftlich erfolgreich“, wird der Manager in der Mittelung zitiert. „Doch auch das gesündeste Unternehmen ist ab einem gewissen Zeitpunkt auf Unterstützung angewiesen.“
Liquidität aufgebraucht
Im Vor-Krisenjahr 2019 habe man das wirtschaftlich erfolgreichste Geschäftsjahr seit zehn Jahren verzeichnet und vor Beginn des zweiten Lockdowns noch über 130 Millionen Euro liquider Mittel verfügt. Diese seien nach fast drei Monaten Lockdown allerdings aufgebraucht. Und da der Umsatz über der Grenze von 750 Millionen Euro liege, habe man die Überbrückungshilfe III nicht in Anspruch nehmen können und an Hilfen bislang lediglich Kurzarbeitergeld für die Mitarbeiter erhalten.
Der Textilhandel ist von der Pandemie besonders hart betroffen: Die Saisonware verliert schnell an Wert und da sie bereits Monate im Voraus geordert wird, müssen die Händler derzeit hohe Abschreibungen vornehmen – obwohl sich in den Lagern die Kleidung türmt. Bei Takko kostet allein die Einlagerung der Winterware einen „hohen sechsstelligen Betrag“, wie es heißt. Die Gewinnverluste seien da noch nicht eingerechnet.
„Supergau“ für die Branche
Der Handelsverband Textil sprach nach der beschlossenen Lockdown-Verlängerung vergangene Woche vom „nächsten Supergau“ für den stationären Fashionhandel. Ihm würden jede Woche mehrere hundert Millionen Euro Umsatz verloren gehen. „Per Ende Februar dürften sich die Verluste des Winter-Lockdowns in den Textil-, Schuh- und Lederwarengeschäften damit auf rund 15 Milliarden Euro aufsummiert haben“, sagte Hauptgeschäftsführer Rolf Pangels. Wenn nun auch noch der Start in die Frühjahrssaison und das Ostergeschäft wegbreche, werde das „vielen Fashionhändlern endgültig das Genick brechen“, sagte Pangels. Die Verbesserungen bei der Überbrückungshilfe III seien für den Fashionhandel erfreulich, könnten aber bei weitem nicht die horrenden Verluste ausgleichen.
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Takko sieht sich derweil für die Zeit nach der Krise mit einem „zukunftsorientierten Geschäftsmodell“ gut aufgestellt. Da man vor allem neben Discountern wie Lidl und Aldiangesiedelt sei, sei man von rückläufigen Frequenzen in den Innenstädten nicht betroffen. Allerdings haben Handelsexperten zuletzt die These aufgestellt, dass sich die Kaufgewohnheiten nach der Krise hin zu einem nachhaltigeren Konsum entwickeln könnten – was gegen Billigmode spricht.