Auf der Digitalmarketing-Messe Dmexco konnte Manager Gregory Owens unwidersprochen von X schwärmen.
Musks Plattform soll Alles-App werdenX kündigt in Köln neue Funktionen an
Seit der Übernahme von Twitter durch Elon Musk hat das Unternehmen eine Transformation durchlaufen. Schätzungen zufolge sank alleine durch die Umbenennung in X der Firmenwert um mehrere Milliarden Dollar. Mitarbeiter, die seit vielen Jahren bei X tätig waren, wurden entlassen oder kündigten aufgrund des hohen Erfolgsdrucks. Werbekunden sprangen ab, immer weniger neue Nutzer erstellten sich einen Account bei X. Mieten und Dienstleister wurden wiederholt nicht bezahlt, einige machten ihre Ansprüche bereits gerichtlich geltend.
Viele neue Funktionen für X
Elon Musk hat dessen ungeachtet große Pläne für X. Er möchte die Plattform weiterentwickeln und macht immer wieder Andeutungen, wie das gehen könnte. In einem Gespräch mit dem israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu stellte er vor wenigen Tagen erst die Option in Aussicht, dass womöglich bald jeder Nutzer monatlich für X bezahlen müsse.
Konkreter wurde Gregory Owens, in Europa für die Werbevermarktung von X verantwortlich, am Donnerstag in Köln. Er stellte auf der Digitalmarketing-Messe Dmexco die Pläne für die Zukunft der Plattform vor. 2006 wurde Twitter mit einer einzigen Funktion gegründet: Nutzer konnten kurze Textnachrichten mit einer maximalen Länge von 140 Zeichen veröffentlichen. 17 Jahre später soll X so viel mehr sein – und in die Mitte des Lebens der Nutzerinnen und Nutzer rücken.
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Dazu werden hauptsächlich neue Funktionen hinzugefügt: Bald sollen Video- und Sprachanrufe möglich sein, eine Bezahlfunktion kommt hinzu. Damit soll X den entsprechenden Angeboten von Google, Meta (Facebook und Instagram) und Apple Konkurrenz machen.
Owens deutete auf der Deutzer Bühne zudem an, dass bald auch Waren über die Plattform verkauft werden könnten. Und verifizierte Unternehmen sollen künftig auch Stellenanzeigen direkt auf der Plattform schalten können. Voraussetzung dafür ist jedoch ein Firmen-Abonnement, das 1000 Dollar pro Monat kostet. Die neuen Funktionen sollen Nutzern innerhalb der nächsten Wochen zur Verfügung stehen.
Elon Musk verfolgt damit seine Vision einer Alles-App nach dem chinesischen Vorbild WeChat. 2011 war die App als reiner Chat-Dienst veröffentlicht worden. Inzwischen wird WeChat in China zum Bezahlen genutzt, Lebensmittel und Essen können darüber bestellt, Arzttermine gebucht, Spiele gespielt werden.
X setzt auf Selbstverantwortung von Nutzern
Alleinstellungsmerkmal von X ist indes der Ansatz rund um die Meinungsfreiheit. Das Unternehmen setzt nicht auf Löschungen von Inhalten, die gegen die Richtlinien der Plattform verstoßen. Nur explizit „illegale Inhalte“ sollen gelöscht werden. Inhalte, die lediglich gegen die Richtlinien von X verstoßen, sollen Owens zufolge in ihrer Reichweite bloß eingeschränkt und mit einem Hinweis versehen werden. Viele Nutzer würden diese Inhalte dann von sich aus löschen und ihr Verhalten in Zukunft anpassen, behauptet der X-Manager. Google, Facebook und Instagram gehen mit beleidigenden und anderweitig fragwürdigen Inhalten deutlich restriktiver um.
In Köln nutzte Owens gerne die Möglichkeit, X auf der Bühne unwidersprochen als prosperierendes und gesundes Netzwerk anzupreisen. So solle der Dienst „Freude und Nutzen“ in das Leben von Nutzern bringen und beispielsweise Influencern ermöglichen, den Lebensunterhalt mit der Plattform verdienen zu können.