Mutter von Media Markt und SaturnCeconomy streicht 3500 Stellen und schließt Filialen
Düsseldorf – Bei den Elektronikhandelsketten Media Markt und Saturn werden im Zuge einer Neuausrichtung rund 3500 Vollzeitstellen abgebaut. Wie der Mutterkonzern Ceconomy mitteilte, sollen die Stellen vorwiegend im europäischen Ausland wegfallen. Aktuell beschäftigt der Konzern europaweit etwa 45 000 Mitarbeiter in Vollzeit. Außerdem werden mindestens 14 Filialen geschlossen, die durch die Corona-Krise in Bedrängnis geraten sind, drei von ihnen in Deutschland. Welche Standorte genau betroffen sind, ließ Ceconomy-Chef Bernhard Düttmann am Donnerstag in einer Telefonkonferenz offen.
Durch die Pandemie habe sich „durch Frequenzrückgänge die Profitabilität der Märkte deutlich verändert“, sagte er. Es sei möglich, dass im Zuge einer Überprüfung des Filialnetzes weitere Filialen geschlossen würden. Hinzu kommt, dass bestehende Filialen deutlich schrumpfen könnten. Schon im vergangenen Jahr hatte der Konzern angekündigt, eine Verkleinerung der Ladenflächen anzustreben. Sinnvoll seien heutzutage etwa 1800 Quadratmeter Fläche, während die Geschäfte im Schnitt noch 3000 Quadratmeter groß seien.
Führungsstrukturen vereinheitlicht
Im Zuge der aktuell beschlossenen Neuausrichtung werden im Konzern länderübergreifend Führungsstrukturen vereinheitlicht und Prozesse standardisiert – sowohl in der Verwaltung als auch in den Märkten. Dort sollen die Mitarbeiter weniger administrative Aufgaben auferlegt bekommen, um sich stärker auf die Kunden zu konzentrieren. Bislang war Ceconomy eher dezentral organisiert. Der Konzern sieht die Neuausrichtung als Fortsetzung der Transformation, die die Düsseldorfer bereits seit Anfang 2019 vorantreiben. So wurden im vergangenen Jahr 600 Stellen abgebaut und Organisationsstrukturen verschlankt. Dadurch wollte der Konzern jährlich 110 bis 130 Millionen Euro Sach- und Personalkosten sparen. Die organisatorische Neuausrichtung soll nun weitere 100 Millionen Euro im Jahr einsparen, was ab dem Geschäftsjahr 2022/23 wirksam wird. Ihre Umsetzung soll etwa 180 Millionen Euro kosten.
Im aktuellen Geschäftsjahr sieht der Konzern sich derweil trotz Corona-Krise wieder auf Kurs. Zwar sank der Umsatz im dritten Quartal um zehn Prozent auf rund 4,1 Milliarden Euro. Das sei aber „ausschließlich“ auf die Ladenschließungen und die starken Corona-bedingten Einschränkungen im April zurückzuführen, sagte Finanzvorständin Karin Sonnenmoser. Nach dem Ende der Marktschließungen aber habe man im Mai schnell wieder Fuß gefasst. Schon im Mai lag der Umsatz etwa drei Prozent über dem Vorjahresniveau, im Juni dann sogar zwölf Prozent.
Geschäft besser als erwartet
Auch im Juli verlief das Geschäft zufriedenstellend. Der operative Verlust lag am Ende des dritten Quartals mit 45 Millionen Euro etwa auf Vorjahresniveau. Das dritte Quartal ist für Ceconomy traditionell ein schwieriges. „Dank der spürbaren Umsatzerholung sowie umfassender Maßnahmen zur Gegensteuerung konnten wir das Quartal besser als erwartet abschließen“, sagte Düttmann, der die vergangenen Monate als „herausforderndste Zeit, die wir je gehabt haben“ bezeichnete. Besonders nachgefragt war in der Corona-Zeit Ausstattung für das Homeoffice, Home-Entertainment und Home-Schooling.
Wesentlich beigetragen zur schnellen Erholung habe der Erfolg des Online-Geschäfts, das im dritten Quartal mehr als ein Drittel zum Gesamtumsatz beigetragen habe. Im Vorjahr waren es lediglich 13 Prozent gewesen. Seit März hat der Konzern etwa drei Millionen neue Onlinekunden gewonnen. Für das gesamte Jahr erwartet der Düsseldorfer Konzern nun einen operativen Gewinn von 165 bis 185 Millionen Euro.
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Auch zu seiner eigenen Zukunft äußerte sich Düttmann am Donnerstag. Er war im vergangenen Jahr nach dem Rauswurf von Ex-Chef Jörn Werner für ein Jahr aus dem Aufsichtsrat in den Vorstand berufen worden. Sein Vertrag läuft im Oktober aus, zuletzt war berichtet worden, der Aufsichtsrat suche einen Nachfolger. Düttmann sagte nun, er „gehe davon aus, dass der Aufsichtsrat rechtzeitig dazu kommunizieren wird“. Er sei bereit weiterzumachen. Wenn Düttmann geht, wäre das bereits der dritte Chef-Wechsel in kurzer Zeit. Sein Vorgänger Jörn Werner war gerade einmal acht Monate im Amt, bevor er gehen musste. Auch dessen Vorgänger Pieter Haas war 2018 nach mehreren Gewinnwarnungen mit sofortiger Wirkung entlassen worden.