AboAbonnieren

Nach Abschied aus Ukraine und RusslandRewe will in östlichen EU-Ländern wachsen

Lesezeit 4 Minuten
Rewe 123

Rewe-Einkaufskorb

Köln – Der Kölner Einzelhandelskonzern Rewe setzt massiv auf die Expansion im Ausland. Vor allem mit Supermärkten und Discountern der Marken Billa und Penny will der Handelsriese wachsen. Den Fokus legt das Unternehmen dabei auf Märkte in Osteuropa.

Wie eine Sprecherin der Rewe-Gruppe auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ sagte, ist das größte Wachstum in Rumänien geplant. „Dort wollen wir die Zahl unserer Märkte verdoppeln, konkret von 300 auf 600“, sagte die Sprecherin. Rumänien biete verglichen mit westeuropäischen Ländern ein enorm großes Wachstumspotenzial. „Da gibt es noch regelrechte weiße Flecken, in denen kaum ein Wettbewerber unterwegs ist“, sagte die Sprecherin weiter. Eine deutliche Expansion verfolge man aber auch in Italien, wo der Markt für Discounter heute noch stark regionalisiert ist.

Penny wächst in Osteuropa

In Rumänien, Italien, Tschechien und Ungarn sowie in Österreich setze man vor allem auf die Discount-Marke Penny, die auch in Deutschland verbreitet ist. „Die Rewe-Gruppe wird ihr internationales Geschäft in den nächsten Jahren kräftig ausbauen und dafür deutlich mehr Geld in die Hand nehmen als in den vergangenen Jahren“, sagte der für das Auslandsgeschäft zuständige stellvertretende Vorsitzende der Rewe-Gruppe, Jan Kunath, der Deutschen Presse-Agentur. Insgesamt sollen nach seinen Worten von 2021 bis 2025 rund fünf Milliarden Euro in den Ausbau der Auslandsaktivitäten im Lebensmittelhandel fließen – für die Modernisierung und den Ausbau der Märkte, Logistik, IT und „alles, was sonst noch notwendig ist, um erfolgreich zu sein“.

500 neue Filialen geplant

Gesteuert wird das Auslandsgeschäft aus der Zentrale von Rewe International in Wien. Insgesamt betreibt der Konzern im Ausland rund 4500 Geschäfte. Die Zahl der Filialen soll durch die Expansion bis 2024 auf 5000 wachsen. Der Bruttoumsatz im Ausland soll von derzeit 18,75 Milliarden Euro auf gut 20 Milliarden Euro steigen.

Hauptziel von Rewe sei es, dabei die eigene Marktposition in den Ländern, in denen der Konzern heute schon aktiv sei, durch gezielte Investitionen und kleinere Akquisitionen abzusichern und auszubauen. „Dass wir noch in weitere Länder gehen, würde ich aktuell ausschließen. Es gibt ja keine weißen Flecken mehr“, sagte Kunath. Wenn sich allerdings eine Gelegenheit ergebe, durch eine Übernahme eine attraktive Marktposition in einem zentraleuropäischen Land zu erhalten, werde man sich das sicherlich anschauen.

Im Ausland Billa statt Rewe

In den Ländern Österreich, Slowakei Tschechien und Bulgarien setzte man laut der Firmensprecherin weniger auf den Ausbau der Discount-Linie als vielmehr auf echte Supermärkte mit einem wesentlich breiteren Warensortiment. Traditionell ist man dort aber nicht mit der Stamm-Marke Rewe unterwegs, sondern mit der österreichischen Marke Billa. Diese hat aber ein ähnliches Sortiment. Billa hat fast 30 000 Mitarbeiter und gehört seit 1996 zur Rewe-Gruppe. Ausschließlich in Litauen will Rewe mit der Marke „Iki“ wachsen. In Kroatien der Sprecherin zufolge außerdem mit der in Österreich bekannten Kette „Bipa“, einer Drogerie-Marke. Bipa stand einst für „billige Parfümerien“.

In Tschechien setzt Rewe große Hoffnungen auf den Start seines E-Commerce-Angebots, der für Mitte des Jahres geplant ist. „Aber wir wollen in jedem Land, in dem wir präsent, etwas mehr machen“, sagte Kunath.Anders als in Deutschland, wo viele Supermärkte von selbstständigen Kaufleuten geführt werden, handele es sich bei den ausländischen Billa- und Penny-Märkten ausschließlich um konzerneigene Filialen.

Abschied von Ukraine und Russland

Derzeit forciere man gezielt die Expansion in Länder, die Mitglieder in der Europäischen Union sind. Dahinter verbirgt sich bei der Rewe ein Strategiewechsel. Denn in den Jahren 2020 und 2021 hatte man sich von den Einzelhandelsaktivitäten in Russland und der Ukraine wegen Unsicherheiten zurückgezogen. Eine Entscheidung, die aus heutiger Sicht tragischerweise als nachvollziehbar erscheint. Die Mittel, die einst für die Expansion in den beiden Ex-Sowjet-Staaten eingeplant waren, flössen jetzt bevorzugt in die genannten EU-Länder.

Das könnte Sie auch interessieren:

Rewe ist grundsätzlich ein genossenschaftlich organisierter Konzern. Eigentümer sind die selbstständigen Rewe-Kaufleute. Heute besteht aber ein Großteil des Unternehmens aus Filialen. Zum Unternehmen gehören auch Toom, DER Touristik und Lekkerland. (mit dpa)