Neue Angebote im ÖPNVWas der VRS gegen den Fahrgastschwund tun will
- Wegen Corona nutzen weniger Menschen die öffentlichen Verkehrsmitel. Der Verkehrsverbund Rhein-Sieg will mit neuen Modellen gegensteuern.
- Ideen sind ein neues Jobticket, ein landesweit gültiges E-Ticket-Modell und ein Pendler-Ticket.
- Ab Januar 2021 greift die im Juli 2019 beschlossene Preiserhöhung von 2,5 Prozent.
Köln – Mit einem Bündel von Ideen will der Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) den durch die Corona-Krise bedingten Fahrgastschwund bekämpfen. Es gibt Pläne für ein neues Jobticket. Gelegenheitsfahrern will man mit einem neuen landesweit gültigen E-Ticket-Modell den Einstieg erleichtern. Klar ist aber auch: Die bereits im Juli 2019 beschlossene Preiserhöhung um 2,5 Prozent zum Januar 2021 wird kommen, daran werden auch die neuen Machtverhältnisse in vielen Städten und Gemeinden nach der Kommunalwahl nichts mehr ändern.
Das E-Ticket wird zur Dauereinrichtung
Check-in/Check-out mit dem Smartphone, ein Grundpreis und die Abrechnung nach Luftlinien-Kilometern: Der VRS will das E-Ticket für Einzelfahrten, das bisher immer noch als Pilotprojekt läuft, zur Dauereinrichtung machen. „Es ist sehr erfolgreich, weil man sich weder um Preis und Tarifzonen kümmern muss“, sagt NVR-Geschäftsführer Michael Vogel. In dieser Woche wurde die Marke von 200 000 Fahrten überschritten.
Ein neues digitales Pendler-Ticket für ganz NRW
Der VRS will – zunächst als Pilotprojekt für drei Jahre – ein neues elektronisches Zeitkarten-Ticket einführen, das für das gesamte Land gilt und auch nach dem Check-in/Check-out-System funktioniert. „Wir wollen in das elektronisches Abrechnungssystem einen Deckel einbauen“, sagt Sascha Triemer, Leiter Vertrieb und Tarif beim VRS.
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Im Gegensatz zum Jobticket, das pauschal monatlich bezahlt wird und beliebig viele Fahrten erlaubt, will der VRS beim neuen Modell eine monatliche Preis-Obergrenze einführen. „Wir wollen den Preis deckeln. Wer in einem Monat viel fährt, muss nichts mehr zahlen, wenn der Deckel erreicht ist“, so Triemer. „Das funktioniert dann wie eine umgekehrte Flatrate.“ Die Obergrenze solle sich am 365-Euro-Ticket pro Jahr orientieren. Damit will der VRS jene Kunden ansprechen, die zwischen dem Gelegenheitsfahrer und Dauerkunden liegen. Finanziert werden soll der Versuch aus Fördermitteln des Bundes für Klimamodellregionen. „E-Tickets für Kunden mit Zeitkarten hat noch niemand ausprobiert“, so Triemer.
Ein neues Jobticket ohne Zwangsabnahme für alle
Der VRS untersucht mit einem Gutachten, ob sich die Einführung eines Jobtickets lohnt, das von den Unternehmen nicht für die gesamte Belegschaft eingekauft werden muss. „Dieses Solidarmodell bietet äußerst günstige Rabatte und lohnt sich schon bei einer Fahrt pro Woche, ist aber dennoch nicht für alle attraktiv“, so Triemer. „Das bisherige Jobticket wollen wir nicht gefährden. Wir brauchen neue variable Systeme, die dem Trend zum Homeoffice Rechnung tragen.“
Das sei weniger eine Folge der Corona-Pandemie als der Klimaschutz-Diskussion aus dem vergangenen Jahr. Wenn nur ein Teil der Mitarbeiter eines Unternehmens ein Jobticket beziehe, sei das vielleicht teurer, aber gerade für den ländlichen Raum attraktiv, wo das ÖPNV-Angebot nicht so ausgestaltet ist wie in den Ballungsgebieten. „Wir wollen den Mitarbeitern, die den Nahverkehr nutzen wollen, das auch ermöglichen“, so Triemer. Ende des Jahres soll das Gutachten auf dem Tisch liegen. Das neue Jobticket soll 2021 mit einzelnen Firmen getestet werden.