Neue UntersuchungElektromobilität gefährdet 400.000 Jobs – NRW sieht auch Chancen
Köln – Die Umstellung auf Elektromobilität in der Autoindustrie gefährdet in Deutschland Hunderttausende Arbeitsplätze. Werden Elektroautos und Batteriezellen weiter überwiegend im Ausland produziert, könnten hierzulande bis 2030 laut einem Bericht der Nationalen Plattform Zukunft der Mobilität (NPM) 410 000 Stellen wegfallen. Die von der Bundesregierung eingesetzte Kommission geht davon aus, das allein im Fahrzeugbau 240 000 Jobs (24,58 Prozent) verloren gehen.
In ihrer Untersuchung hat die NPM eine Studie des Fraunhofer-Instituts und einen Forschungsbericht des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung erweitert und dabei die von der Bundesregierung verabschiedeten Klimaschutzmaßnahmen berücksichtigt. Die sehen unter anderem vor, dass bis 2030 sieben bis zehn Millionen Elektrofahrzeuge im Umlauf sind. Für ihre Herstellung wird deutlich weniger Personal benötigt als für die Herstellung von Autos mit Verbrennungsmotoren, da Prozesse stärker automatisiert werden können und der Motor eines Elektroautos aus deutlich weniger Teilen besteht. „Die Automobilhersteller werden zukünftig nicht im selben Maße für Wertschöpfung und Beschäftigung entlang der Zulieferketten sorgen können, wie es heute der Fall ist“, heißt es in der Studie.
Prognose pessimistisch
Autoexperte Stefan Bratzel hält die Prognose der NPM allerdings für zu pessimistisch – vor allem die Annahme des hohen Importbedarfs an Elektroautos und Batteriezellen. „Die Automobilhersteller werden Sorge tragen, dass die E-Autos zu großen Teilen in Deutschland gefertigt werden – das gleiche gilt für Batterien.“ Entsprechende Initiativen gebe es zurzeit zum Beispiel bei VW, Daimler und BMW. Dadurch würden weniger Arbeitsplätze wegfallen. Auch die NPM räumt ein, dass eine verstärkte eigene Produktion von E-Autos und Batterien sich positiv auf die Zahlen auswirken würde. Bratzel selbst hatte am Center of Automotive Management (CAM) in einer Studie aus dem Jahr 2017 einen Wegfall von 135 000 bis 215 000 Beschäftigten (minus 15 bis 20 Prozent) in der Herstellung und Zulieferkette bis 2030 prognostiziert. Auch der Experte warnt vor den Folgen der Elektromobilität auf den Arbeitsmarkt. Die Situation sei „sehr ernst“, gerade, weil vor allem gut bezahlte Arbeitsplätze in Gefahr seien.
Das könnte Sie auch interessieren:
Die NPM fordert vor einem Autogipfel am Mittwoch die Einrichtung von regionalen Kompetenzzentren, in denen Bundesagentur für Arbeit, Weiterbildungsträger und Betriebe gemeinsam Qualifizierungsmaßnahmen für Arbeitnehmer erarbeiten.
NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart sieht in der E-Mobilität derweil auch Chancen für das Bundesland. Entlang der Wertschöpfungskette entstehe neue Beschäftigung, etwa beim Ausbau von Infrastruktur oder der Zulieferung von Ladesteckern. Wenn es gelinge, die Beschäftigten zu qualifizieren und weitere Investoren für den Standort zu gewinnen, „wird unser Land zu den Gewinnern der Transformation am Mobilitätsmarkt zählen“.