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„Schwerer Schlag“Wie Trumps Zölle die Unternehmen und Verbraucher in NRW treffen

Lesezeit 4 Minuten
Mit KI (ChatGPT) erstellt: Donald Trump und die Auswirkungen auf die NRW-Wirtschaft

Die NRW-Unternehmen werden die Auswirkungen der Zölle empfindlich spüren.

NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) erwartet höhere Preise für Verbraucherinnen und Verbraucher.

Donald Trump hat Einfuhren aus aller Welt mit teilweise exorbitanten Zöllen belegt. Wenn Trump von den „schlimmsten Übeltätern“ spricht, die besonders hohe Zölle aufgebrummt bekommen, meint er vor allem jene Länder, die einen besonders großen Handelsüberschuss gegenüber den Vereinigten Staaten haben – deren Warenexporte in die USA also einen höheren Wert haben als Warenimporte aus den USA.

USA sind drittwichtigstes Exportland von NRW

Nordrhein-Westfalen ist in dieser Weltsicht kein Übeltäter, schon gar kein schlimmer, sondern müsste vom US-Präsidenten eigentlich als Freund wahrgenommen werden. Erstmals in der Außenhandelsgeschichte mit NRW verzeichneten die USA 2023 einen Exportüberschuss. Das zeigen Zahlen des Statistischen Landesamts, die im vergangenen Oktober veröffentlicht wurden.

Noch immer waren die USA das drittwichtigste Exportland Nordrhein-Westfalens, hinter Spitzenreiter Niederlande und Frankreich und knapp vor Belgien. Die nordrhein-westfälische Wirtschaft exportierte jedoch nur noch Waren im Wert von 15,7 Milliarden Euro in die Vereinigten Staaten – 7,3 Prozent weniger als im Vorjahr. Gleichzeitig betrug der Importwert von Waren aus den USA aber 17 Milliarden Euro – 9,6 Prozent mehr als zuvor.

16.10.2023
Köln:
Interview mit NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur im Düsseldorfer Wirtschaftsministerium
Foto: Martina Goyert

Mona Neubaur kritisierte die Zoll-Ankündigung

Aber nein, NRW wird natürlich nicht geschont. „Wer solche Handelsbarrieren errichtet, löst keine Probleme – er schafft neue“, sagte NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Die angekündigten US-Zölle treffen nicht nur internationale Handelsbeziehungen, sondern wirken sich ganz konkret auf Betriebe und Beschäftigte hier in NRW aus.“

Unsicherheit für Unternehmen, höhere Preise für Verbraucher

Für viele Unternehmen bedeute das Unsicherheit, für Verbraucherinnen und Verbraucher höhere Preise – in NRW und in den Vereinigten Staaten. „Und für unser Land gilt: Mit solchen Zöllen wird eine Rückkehr zu wirtschaftlichem Wachstum in NRW erneut schwieriger.“

Ralf Stoffels, SIHK Präsedent, am Donnerstag den 9. März 2023 bei einem Pressetermin in Ennepetal. Die IHK Südwestfalen stellt eine Ausbildungskampagne auf Tik Tok vor. Foto:Ralf Rottmann/ Funke Foto Services

Ralf Stoffels, Präsident IHK NRW

„Die von US-Präsident Trump angekündigten Zölle sind ein schwerer Schlag für den gesamten globalen Handel und werden auch die Wirtschaft in NRW hart treffen“, sagte Ralf Stoffels, Präsident des Dachverbands der Industrie- und Handelskammern IHK NRW. Besorgniserregend könnten die Ankündigungen Stoffels zufolge vor allem für die Schlüsselbranchen wie den Maschinenbau, die Chemieindustrie und die Automobilindustrie sein, für die die USA ein zentraler Absatzmarkt sind.

Bei der Reaktion auf die US-Zölle sei Fingerspitzengefühl gefragt, sagte Stoffels. „Darüber hinaus müssen wir dringend zu stabilen Handelsbeziehungen zurückkehren, um Wettbewerbsfähigkeit und Arbeitsplätze in NRW und Europa zu sichern.“

„Eine Zollspirale zerstört die globalen Lieferketten. “

Witich Roßmann, Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Köln, warnte vor Gegenzöllen als Reaktion. „Eine Zollspirale zerstört die globalen Lieferketten. Verlierer wären die US-Verbraucher, deutsche Arbeitnehmer und das US-Finanzkapital, das wie Blackrock auch stark in den deutschen Dax-Unternehmen beteiligt ist“, sagte Roßmann.

Der Kölner Chemie-Konzern Lanxess sieht den direkten Auswirkungen der Einfuhrzölle auf seine Geschäfte auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ derweil gelassen entgegen. „Wir haben unsere Produktionsbasis in Amerika in den letzten zehn Jahren deutlich ausgebaut“, sagte ein Lanxess-Sprecher. „30 Prozent unseres weltweiten Umsatzes und unserer weltweiten Produktion finden jetzt dort vor Ort statt.

Das wird uns mit Blick auf die angekündigten Importzölle der USA sicher helfen und die direkten Auswirkungen abfedern.“ Tatsächlich gibt es bei Lanxess eher Grund für Optimismus: „Wenn die Zölle für Importe für Konkurrenzprodukte aus China wie jetzt geplant höher ausfallen als für die aus der EU, ist das für uns eher positiv“, sagte der Sprecher.

„Die gesamte Weltwirtschaft wird betroffen sein“

Die indirekten Effekte seien hingegen viel schwieriger zu bestimmen, führte er aus. „Die gesamte Weltwirtschaft wird betroffen sein, vor allem wenn China Gegenmaßnahmen ergreift. Dann besteht die Gefahr, dass sich das weltweite Wirtschaftswachstum verlangsamt. Am Ende des Tages sind Zölle Gift für den globalen Handel und schaden allen Seiten.“

Der Leverkusener Kunststoff-Hersteller Covestro – wie Lanxess eine ehemalige Bayer-Tochter – produziere ebenfalls „in der Region für die Region“, sagte eine Sprecherin. „Unsere bedeutende Produktionsstätte in Amerika befindet sich in Houston, USA, wodurch US-Kunden überwiegend lokal beliefert werden, weswegen wir weniger direkt von Zöllen betroffen sind.“

Lieferungen zwischen Asien oder Europa und den USA dienten hauptsächlich der Abdeckung von Bedarfsspitzen – „und sind für Covestro von untergeordneter Bedeutung“. Nichtsdestotrotz sei Covestro davon überzeugt, dass offene Märkte und starke transatlantische Beziehungen entscheidend für den Erfolg der Branche sind.