AboAbonnieren

Deutschlandsitz in BrühlAutobauer Renault macht acht Milliarden Euro Verlust

Lesezeit 3 Minuten
Renault Symbolbild

Renault-Werk in Frankreich

Boulogne-Billancourt/Brühl – Renault hat im vergangenen Jahr vor allem wegen tiefroter Zahlen beim japanischen Partner Nissan einen Rekordverlust von acht Milliarden Euro eingefahren. Nach Einbußen wegen der Corona-Krise gab es für Renault in der zweiten Jahreshälfte bereits deutliche Verbesserungen, wie Generaldirektor Luca de Meo am Freitag in Boulogne-Billancourt bei Paris sagte.

„2021 wird schwierig“

„Das Jahr 2021 wird schwierig werden“, fuhr de Meo fort. Er wies auf die Corona-Krise und fehlende Elektronikbauteile hin. Wegen der Ebbe bei wichtigen Halbleiterprodukten wird Renault im laufenden Jahr voraussichtlich rund 100.000 Autos weniger bauen als zunächst geplant. Im vergangenen Jahr liefen rund drei Millionen Fahrzeuge vom Band.

Eine präzise Vorhersage für das Gesamtjahr gab der Ex-Vorstandschef von Seat wegen der Unsicherheiten nicht ab. Das Programm mit Einsparungen von rund drei Milliarden Euro werde fortgesetzt: „Wir gehen schnurgerade voran.“ Der seit Mitte vergangenen Jahres amtierende Topmanager aus Italien setzt weniger auf Masse und will stattdessen Rendite erzielen. De Meo sieht insbesondere bei E-Autos große Chancen – zehn Jahre Erfahrung in dem Bereich würden zählen.

Seinen Deutschlandsitz hat der französische Autobauer in Brühl. „Das Unternehmen hat weltweit wie alle anderen Hersteller unter der Krise gelitten“, sagte Deutschland-Chef Uwe Hochgeschurtz bereits im November im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Während des ersten Lockdowns haben auch wir unsere Handelsbetriebe ein paar Wochen schließen müssen. Das führte natürlich zu Volumenverlust.“ Hochgeschurtz rechnete damals damit, dass Renault 2020 in Deutschland „voraussichtlich zwischen 20 und 25 Prozent weniger Autos verkaufen“ werde. „2020 ist sicherlich auch für uns als Gruppe, die grundsätzlich gut aufgestellt ist, kein einfaches Jahr gewesen“, sagte Hochgeschurtz.

Seit längerer Zeit in der Krise

Der Hersteller steckt seit längerer Zeit in der Krise. Dazu kommen die wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Pandemie. Der Konzernumsatz sank 2020 um 21,7 Prozent auf 43,47 Milliarden Euro. Der Milliardenverlust ist nach Angaben aus dem Unternehmen beispiellos. 2019 betrug der auf den Konzern entfallene Verlust noch 141 Millionen Euro.

Renault hatte bereits im vergangenen Jahr den Abbau von weltweit 15 000 Stellen angekündigt. Der Autobauer habe inzwischen vier Milliarden Euro einer staatlich garantierten Kreditlinie von bis zu fünf Milliarden Euro in Anspruch genommen, hieß es in Boulogne-Billancourt.

Wann der Konzern, der auch die Marken Dacia und Lada führt, wieder unter dem Strich schwarze Zahlen schreiben wird, blieb offen. Für 2023 wird eine Betriebsmarge von mehr als drei Prozent vom Umsatz angestrebt. Im zweiten Halbjahr 2020 betrug die Betriebsmarge bereits 3,5 Prozent.

Das könnte Sie auch interessieren:

Renault und die Autoallianz mit Nissan und Mitsubishi waren schon im Zuge des Skandals um Autoboss Carlos Ghosn in Turbulenzen geraten. Der Ex-Manager war im November 2018 in Tokio unter anderem wegen Verstoßes gegen Börsenauflagen festgenommen und angeklagt worden. Er floh Ende Dezember 2019 nach Beirut, angeblich in einer Kiste versteckt. Renault ist zu 43,4 Prozent an Nissan beteiligt. (mit dpa)