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Entscheidung in letzter MinuteSpäte Wende für Galeria auf der Breite Straße

Lesezeit 4 Minuten
07.06.2024 Köln. Besuch in der GALERIA Köln Breite Straße. PK zum Erhalt des Hauses. Karstadt auf der Breite Straße ist gerettet. Christian Donth und Mitarbeiterin.

Prost! Filialchef Christian Donth stößt auf den Erhalt seines Hauses an.

Für die beiden Galeria-Standorte in der Kölner Innenstadt war es knapp. Jetzt gibt es Klarheit - zur Erleichterung von Management und der Beschäftigten.

Dieser Freitag dürfte den Galeria-Beschäftigten auf der Breite Straße wohl noch lange in Erinnerung bleiben. Als Filialgeschäftsführer Christian Donth gegen 14 Uhr vor die Presse trat, stand ihm die Erleichterung ins Gesicht geschrieben. Kurz vorher hatte er den rund 140 Beschäftigten - und auch den Kunden, die gerade auf der Fläche einkauften - die frohe Botschaft überbracht: Das Galeria-Haus auf der Breite Straße bleibt geöffnet. „Wir erleben hier einen wunderschönen Freitag, der uns alle sehr, sehr glücklich macht“, tönte die Stimme des Filialleiters durch das Haus.

Kündigungen werden kommende Woche zurückgezogen

Auch Galeria-Finanzchef Guido Mager war die Freude anzumerken, dass er endlich einmal gute Nachrichten verkünden konnte: „Es ist uns gelungen, diese Filiale zurückzuholen.“ Das ehemalige Karstadt-Haus sollte eigentlich Ende August geschlossen werden. Nun macht Galeria eine Rolle rückwärts: Die bereits ausgesprochenen Kündigungen werden kommende Woche zurückgezogen, einzig die Karstadt-Lettern über dem Eingang werden dem neuen Galeria-Logo weichen.

Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ hatte die Nachricht vorab aus Unternehmenskreisen erfahren. Bei den Beschäftigten sprach sich die Meldung schnell herum, sodass Filialleiter Donth die gute Neuigkeit deutlich früher als geplant verkündete. Die Erleichterung sei groß gewesen, sagt Donth, Beschäftigte und Kunden hätten geklatscht und gejubelt. Eine Mitarbeiterin aus der Süßwarenabteilung kann ihr Glück kaum fassen: „Seit 23 Jahren arbeite ich hier, ich habe sogar meinen Mann hier kennengelernt“, sagt sie. Für das Unternehmen habe sie auch viel verzichtet: Urlaubs- und Weihnachtsgeld gebe es keins, Sonderzahlungen sowieso nicht. Dass das Haus an der Breite Straße nun doch eine Zukunft hat, freut sie nicht nur persönlich, sondern auch für die Kunden: „Hier kaufen Menschen seit Jahrzehnten ein, die schon mit ihren Eltern hierhergekommen sind.“

Streichliste sollte im Juni noch einmal durchgegangen werden

Geplant war, bundesweit 16 von 92 Warenhäusern zu schließen, darunter auch der Standort Breite Straße. Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus hatte allerdings betont, dass die Streichliste im Juni noch einmal durchgegangen werde. Nicht nur Köln hat es geschafft, erhalten bleiben ebenfalls die Standorte Berlin-Spandau, Mainz, Mannheim, Oldenburg und Würzburg. Damit werden 82 der ursprünglich 92 Warenhäuser fortgeführt, 500 weitere Arbeitsplätze bleiben erhalten. Dennoch verlieren insgesamt 900 Galeria-Mitarbeiter ihren Job.

07.06.2024 Köln. Besuch in der GALERIA Köln Breite Straße. PK zum Erhalt des Hauses. Karstadt auf der Breite Straße ist gerettet. V.Li.: Christian Donth, Guido Mager, Dr. Manfred Janssen.

Standen der Presse Rede und Antwort: Filialleiter Christian Donth, Galeria-Finanzchef Guido Mager und Kölnbusiness-Geschäftsführer Manfred Janssen.

„Unser Ziel war es, Galeria in einer wettbewerbsfähigen Größe zu erhalten. Für uns alle ist es heute ein besonderer Tag, der uns auf unserem weiteren Weg bestärkt“, sagte Geschäftsführer Olivier Van den Bossche in einer Mitteilung. Auch Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus äußert sich positiv: „Ich freue mich, dass wir bei weiteren sechs Filialen auf Grundlage von nachträglichen Angeboten der Vermieter zu wirtschaftlich tragfähigen Lösungen gekommen sind. Besonders für die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der sechs Filialen sowie im Hinblick auf lebendige Innenstädte sind wir froh, dass wir zu einer Übereinkunft gekommen sind.“

Eigentümer der Immobilie hat eingelenkt

Im Fall der Breite Straße sei dem Eigentümer Aroundtown nachträglich bewusst geworden, wie wichtig Galeria für die Breite Straße sei. Im Gespräch war erst ein Abriss und Neubau der Immobilie, dann eine Sanierung mit neuem Nutzungskonzept. „Eins ist dem Vermieter klargeworden: Ohne einen so großen Ankermieter wie Galeria wird ein Projekt nicht funktionieren“, sagte Finanzchef Mager. „Das war auch der Treiber für uns, eine Perspektive zu sehen und noch einmal in die Mietverhandlungen zu gehen.“ Die Miete sei signifikant gesenkt worden, mache nun acht bis neun Prozent des Umsatzes aus.

Das Galeria-Konzept dürfte sich künftig etwas verändern, wenn auch behutsam. Galeria will weiter Flächen an andere Unternehmen untervermieten, etwa im Bereich Schreib- oder Spielwaren. Aktuell gebe es 15 Untermieter am Standort Breite Straße, laut Finanzchef Mager sollen es noch mehr werden. „Damit stabilisieren wir den Standort, es kommt auch mehr Leben rein.“

Galeria Breite Straße ist vor allem für Kölner wichtig

„Diese Kehrtwende im Insolvenzverfahren zeigt, dass die Investoren an diesem Standort Potenzial sehen. Das spricht für die Attraktivität der Kölner Innenstadt“, sagt Manfred Janssen, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Kölnbusiness. „Galeria profitiert von dieser Attraktivität und Köln wiederum von Galeria. Die Einkaufsstraßen in der Kölner Innenstadt zählen zu den meistfrequentierten in Deutschland und sind auch bei Gewerbetreibenden weiter stark gefragt.“

Während der ehemalige Kaufhof auf der Hohe Straße vor allem bei Touristen beliebt ist, die sich von Dom Richtung Neumarkt bewegen, ist das Ex-Karstadt-Haus auf der Breite Straße bei den Kölnern eine Institution. „Die Breite Straße hat eine wichtige Scharnierfunktion zwischen der jüngeren Ehrenstraße und dem Touristenmagnet Schildergasse“, sagte Janssen dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Aufgrund der attraktiven Lage hätte sich auch eine andere Nutzungsmöglichkeit gefunden. „Das hätte aber bedeutet, dass wir über Jahre eine Baustelle haben und Lärm, Dreck und Leerstände, die damit verbunden sind.“

Galeria-Eigentümer Beetz kommt gut an

Mit dem neuen Eigentümer ist Galeria bislang zufrieden. Man spreche miteinander auf Augenhöhe, heißt es. Bernd Beetz, dessen Family Office gemeinsam mit der kanadischen Investment-Gesellschaft NRDC Equity Partners den Zuschlag für Galeria bekommen hatte, war von 2018 bis 2019 Aufsichtsratschef von Kaufhof. Der 73-Jährige hat sich in der Duft- und Kosmetikbranche einen Namen gemacht, war viele Jahre Vorstandsvorsitzender des US-Kosmetikkonzern Coty.

Ende Mai hatte die Gläubigerversammlung dem Sanierungsplan der insolventen Warenhauskette zugestimmt. Zum 1. August sollen die neuen Eigentümer die Geschäfte übernehmen.