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Schon die zweite ErfolgsfirmaKölner Start-up erhält Millionen von Flixbus-Gründern

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Sastrify Gründer Maximilian Messing (left) and Sven Lackinger

Die Kölner Sastrify-Gründer Maximilian Messing (links) und Sven Lackinger

Köln – „Wie Unternehmen Software einkaufen, ist meistens ein totales Durcheinander“, sagt Sven Lackinger. Der eine von zwei Gründern von Sastrify will mit seinem Kölner Start-up dieses Problem lösen: dass Firmen Software-Abos beziehen, die sie überhaupt nicht brauchen, die überflüssige Funktionen bieten, die zu überteuerten Preisen eingekauft wurden, die immer wieder verlängert werden, bloß weil die Übersicht über den Software-Bestand verlorengegangen ist.

Virtuelle Einkaufsabteilung für Software, mit der sich sparen lässt

Sastrify soll für Unternehmen eine virtuelle Einkaufsabteilung für Software sein – mit der sie jede Menge Geld sparen können. Und die Idee kommt offenbar gut an: der superschnell wachsende 10-Minuten-Lieferdienst Gorillas gehört schon zur Kundschaft der Kölner, ebenso die Sport-App Runtastic, der Internethändler Westwing und das Kölner Studentenjob-Portal Studitemps. Lackinger zählt die Kundenliste im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ auf.

„Im ersten Lockdown ist Sastrify zur Welt gekommen“, sagt Lackinger, der das Start-up gemeinsam mit Maximilian Messing gegründet hat. Es ist das zweite Unternehmen der beiden – und das erste war äußerst erfolgreich: Mit Evopark, 2014 gegründet, machten sich die heute 31 und 32 Jahre alten Geschäftspartner an die Aufgabe, Parkhäuser und den Parkprozess zu digitalisieren. Mit Erfolg: Unter anderem Porsche finanzierte die junge Firma.

Eine oft zitierte Kölner Erfolgsgeschichte

2018 kaufte das Mönchengladbacher Familienunternehmen Scheidt & Bachmann Evopark für einen unbekannten Betrag, über den Lackinger nur sagt: „Es hat für alle Beteiligten Sinn gemacht“. In der Kölner Start-up-Szene ist der „Weg von der WG-Gründung bis zum Exit in vier Jahren“, Zitat Lackinger, eine oft zitierte Erfolgsgeschichte.

Nun also Sastrify und der Angriff auf zu gut bezahlte Software-Lizenzen und IT-Doppelstrukturen. Auf Basis einer Datenbank von Software-Verträgen im Wert von 100 bis 150 Millionen, so Lackinger, vergleiche das Start-up Angebote, wisse von zuvor gewährten Rabatten, die anderen Firmen vorenthalten werden, könne einschätzen, welcher Premium-Service wohl überflüssig ist.

In bereits zwei Investitionsrunden konnten Lackinger und Messing Investoren von sich, ihren aktuell 35 Angestellten, ihrer Vision überzeugen. 2020 erhielt Sastrify eine Geldspritze über knapp eine Million Euro. Die Finanzierungsrunde wurde angeführt vom Kölner Seriengründer und Investor Tim Schumacher. Vor drei Wochen seien noch einmal knapp sechs Millionen Euro hinzugekommen. Der Investmentfonds HV Capital ist an der Finanzierung beteiligt, auch die Gründer von Flixbus haben jede Menge Wachstumskapital zugeschossen.

Sastrify will schnell zum Einhorn wachsen

Nun soll Sastrify kräftig wachsen: Die Märkte in Spanien, Frankreich, dem Vereinigten Königreich und den nordeuropäischen Ländern sollen erschlossen werden. Ende dieses Jahres soll das junge Unternehmen aus Köln bereits 50 bis 60 Angestellte auf der Gehaltsliste haben, nächstes Jahr dann mehr als 100. Ein Büro hat Sastrify nicht, Beschäftigte aus der ganzen Welt sollen eingestellt werden und können sich ihren Arbeitsplatz frei aussuchen. Schon jetzt arbeiteten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus sechs Ländern für die Kölner, unter anderem aus Belgien und Nigeria.

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„Wir wollen den Weg zum Unicorn gehen“, gibt Sven Lackinger selbstbewusst das Ziel für sein Unternehmen aus. Unicorn, Einhorn also, werden Start-ups genannt, denen Investoren einen Wert von mindestens einer Milliarde US-Dollar geben. Ein größeres Ziel für ein gerade einmal ein Jahr altes Unternehmen kann es kaum geben. Drei bis fünf Jahre, sagt Lackinger, länger solle es nicht dauern. „Das muss unsere Ambition sein.“