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Große DifferenzenSo schätzen Männer und Frauen ihren Beitrag zu Haushalt und Kinderbetreuung ein

Lesezeit 3 Minuten
Gleichzeitig am Laptop arbeiten und die Kinder betreuen: Mütter übernehmen trotz Berufstätigkeit deutlich mehr Arbeit im Haushalt.

Gleichzeitig am Laptop arbeiten und die Kinder betreuen: Mütter übernehmen trotz Berufstätigkeit deutlich mehr Arbeit im Haushalt.

Frauen und Männer schätzen in einer Untersuchung der Hans-Böckler-Stiftung die Arbeitsverteilung in der Familie unterschiedlich ein.

Zwei Drittel der Männer in heterosexuellen Beziehungen denken, sie würden sich zu gleichen Teilen um Hausarbeit kümmern wie ihre Frauen– nur ein Drittel der Frauen bewertet die Verteilung als ausgewogen. Das zeigte eine Befragung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung.

Noch immer ist die Verteilung der Alltagsaufgaben nicht gleichberechtigt. 64 Prozent der Frauen gaben bei der Befragung im November 2023 an, überwiegend oder fast vollständig die Planung und Organisation des Haushalts zu übernehmen, nur 17 Prozent der Männer dachten so.

Damit liegt der Mental Load auch bei Partnern, die beide berufstätig sind, zum Großteil bei der Frau. An notwendige Alltagsaufgaben zu denken, sie zu planen und den Haushalt zu organisieren und das bei einem Paar in ausgeglichenem Maße streben obgleich 84 Prozent der Männer und 89 Prozent der Frauen. Der Wille ist da. Uneinig aber sind Männer und Frauen sich laut Studie, wie die Arbeitsteilung tatsächlich aussieht.

Nach der Kinderbetreuung befragt geht wie in Bezug auf Mental Load die Selbsteinschätzung von Männern und Frauen auseinander: Überschnitten sich die Ansichten zu Pandemiebeginn 2020 noch, berichteten im November 2022 42 Prozent der Väter und 30 Prozent der Mütter von einer weitestgehend gleichberechtigten Aufteilung der Sorgearbeit. Den Anteil der Mütter an der Kinderbetruung unterschätzten Väter im Gegensatz zu den Angaben, die Mütter machten, also drastisch.

54 Prozent der Väter waren 2020 wie heute der Auffassung, dass die Mutter sich überwiegend um die Kinder kümmere, von den Müttern gaben das 68 Prozent zu Protokoll. „Eine mögliche Erklärung für diese sehr ungleiche Einschätzung der Verteilung der Sorgearbeit, die wir während der Pandemie so nicht beobachten konnten, ist, dass in dem Moment, in dem Erwerbsarbeit wieder stärker außer Haus stattfindet, Sorgearbeit wieder unsichtbar wird“, sagte Kohlrausch.

Väter übernehmen wieder weniger Kinderbetreuung

Die tatsächliche Betreuungsarbeit liegt zum Großteil bei den Müttern. Mehr als zwei Drittel der Mütter gaben an, für die Kinderbetreuung haupsächlich verantwortlich zu sein und, vier Prozent der Väter. Zu Pandemibeginn hatte es für wenige Monate einen Trend in Richtung Gleichberechtigung gegeben, als Männer in heterosexuellen Beziehungen schlagartig einen höheren Anteil der Kinderbetreuung übernahmen.

Im April 2020 hatten zwölf Prozent sowohl der Mütter als auch der Väter angegeben, dass in ihrem Haushalt der Mann den Großteil der Kinderbetreuung übernehme. Das war viermal so hoch wie vor Corona – und heute.„In Bezug auf die Verteilung der Kinderbetreuung hat die Pandemie kaum etwas verändert. Die Hauptlast liegt immer noch bei den Frauen“, sagte WSI-Direktorin Bettina Kohlrausch.

43 Prozent befragter Männer sieht Frauen als Führungkräfte schlechter geeignet

Die Studie zeigte auch, wie weit Sexismus verbreitet ist, unter Männern, aber auch Frauen. Der Aussage, dass Männer als Führungskräfte in der Wirtschaft besser geeignet seien als Frauen, stimmten 13 Prozent der weiblichen und 34 Prozent der männlichen Befragten „eher“ oder „voll und ganz“ zu. „In den vergangenen Jahrzehnten habe es langsame, aber spürbare Fortschritte bei der Zahl der Frauen in höheren und vor allem mittleren Führungspositionen gegeben. „Umso problematischer ist, dass geschlechtsspezifische Vorurteile zu den Führungsqualitäten bei einem erheblichen Teil der Befragten dennoch so hartnäckig sind“, sagte WSI-Forscherin für Gleichstellung auf dem Arbeitsmarkt Eileen Peters. „Solche Geschlechterstereotypen benachteiligen Frauen, und sie können den Fachkräftemangel verschärfen.“

Das WSI befragte 476 Müttern und 693 Väter, die erwerbstätig oder arbeitsuchend sind und die minderjährige Kinder im Haushalt haben. Bei den Themen Geschlechterrollen sowie Mental Load bezogen sie zusätzlich die Antworten von 1787 Frauen und 2118 Männern ohne betreuungspflichtige Kinder ein.