Köln – Ein Dispokredit ist schon teuer genug. Einer Erhebung von Stiftung Warentest zufolge liegt der durchschnittliche Zinssatz für den Dispokredit bei 9,78 Prozent. Und wenn dieser – häufig mehrere Tausend Euro umfassende – Kreditrahmen in der Vergangenheit überzogen wurde, gab es meist auch noch einen um mehrere Prozentpunkte erhöhten Überziehungszinssatz.
Eine Analyse des Verbraucherportals biallo.de ergab nun: Beinahe unbemerkt hat die Mehrzahl der deutschen Sparkassen den zusätzlichen Überziehungszins auf den Dispokredit abgeschafft. Der Erhebung zufolge gibt es bei rund zwei Drittel aller 400 Sparkassen für Privatkunden keinen Zinsaufschlag mehr beim Überschreiten des Dispokreditrahmens.
„Keine Notwendigkeit für Überziehungszins“
Seit der Abschaffung gibt es bei den betroffenen Banken nur noch einen einheitlichen Zinssatz sowohl für den Dispokredit als auch für dessen Überziehung. Eine der ersten Banken, die den Extra-Zins abschaffte, war die Kreissparkasse Köln im März 2014. Der Grund: „Wir sahen keine Notwendigkeit mehr für einen Überziehungszins“, so Kreissparkasse-Sprecher Michael Schwarz. „Über den Disporahmen hinaus gehende Überziehungen wurden kaum beansprucht.“ Der einheitliche Zinssatz für Dispokredit und dessen Überziehung liegt dort seitdem bei 10,81 Prozent und damit etwas über dem durchschnittlichen Einheitssatz von 10,46 Prozent. Bis zur Abschaffung kamen für Kunden der Kreissparkasse Köln bei Überziehungen fünf Prozentpunkte auf den Dispozins hinzu.
Der Pressesprecher der Bad Homburger Taunus Sparkasse, die seit April 2014 ebenfalls keinen Zinsaufschlag mehr berechnet, konkretisiert die Motivation für diese Entscheidung: „Wir vertrauen unseren Kunden, dass sie sich im vereinbarten Dispositionskredit-Rahmen bewegen.“ Und wenn einzelne Bankkunden den Disporahmen doch immer wieder stark überziehen, bieten die Bankberater einen Ratenkredit als kostengünstigere Alternative an.
Sparkasse Köln-Bonn schlägt weiterhin auf
Die Sparkasse Köln-Bonn führt den Überziehungszins indes noch immer. Der ist mit 13,12 Prozent 2,5 Prozentpunkte höher als der dort übliche Dispozinssatz. „Eine Änderung bei Dispozins und Überziehungszins ist derzeit nicht geplant“, sagt Jörg Wehner von der Sparkasse Köln-Bonn. Trotzdem berate die Sparkasse ihre Kunden über alternative Kreditmöglichkeiten. Daher sei auch das Volumen der Dispokredite 2016 um 7,2 Prozent gesunken.
Von den überregionalen Banken verzichten nur drei von 15 – die Hypovereinsbank und die zwei Santander-Banken – auf den Überziehungszins. Auch bei den rund 1000 Volks- und Raiffeisenbanken verzichtet inzwischen etwa ein Drittel auf den erhöhten Überziehungszinssatz, schon seit 2014 auch die Kölner Bank, die dafür früher fünf Prozentpunkte zusätzlich berechnete. „Wir haben uns den Mitbewerbern angeschlossen“, begründet Sprecherin Judith Jussenhofen die Entscheidung. Die Kölner Bank berechnet einen Zins von 10,75 Prozent, wenn das Girokonto ins Minus rutscht. Als Dispo wird dort im Normalfall das Dreifache des Monatsgehalts eingeräumt. Bei Kreissparkasse und Sparkasse Köln-Bonn wird die Höhe des Disporahmens individuell vereinbart und hängt vom Bedarf, von der Lebenssituation und von der Bonität des Kunden ab.
Hohes Ausfallrisiko bei Dispo-Krediten
Dass auch deutlich günstigere Zinssätze möglich sind, zeigen andere Institute: die Kreissparkasse Gotha kommt mit einem einheitlichen Zinssatz von 6,72 Prozent aus, die Direktbanken DKB (6,90 Prozent) und ING-Diba (6,99 Prozent) verlangen nur etwas mehr.
Die hohen Zinssätze für Dispokredite verteidigt Sparkassen-Sprecher Wehner: „Der Aufwand für die Bereitstellung und Begleitung von Dispositionskrediten ist wesentlich höher als bei anderen Kreditarten.“ Außerdem sei das Ausfallrisiko bei Dispokrediten deutlich höher als bei besicherten Krediten, so Wehner.